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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band.

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ihm so daS Interesse an derselben zum Gemeingute zu machen. Er hat ihm
in gleicher Welse und Absicht Bilder aus dem Leben der Natur und des
Menschen vorgeführt, und große Fragen des socialen Lebens mindestens klar
zu stellen gesucht, wie er nichts vergessen hat, dessen Aufklärung gerade der
Augenblick erheischte. So hat er in volksverständlicher Weise gegenüber dem
Unfehlbarkeitsgedanken und dessen Dogmatisirung seine Stimme erhoben, so
hat er die culturgefährdende Agitation des Jesuitismus in das rechte Licht
gestellt und die verwerflichen Tendenzen des Feudalismus vor dem Volke auf¬
gedeckt. Um aber auch unsere Jugend von vorneherein den Gefahren des
lauernden Betruges zu entrücken, und von vorneherein auf den Weg der Ge¬
sittung und Intelligenz zu leiten, hat er sein Augenmerk ganz besonders der
Schule zugewendet, ihr entsprechende und leicht zugängliche Lehrmittel geboten
und aus einer Auswahl des Besten unserer Jugendliteratur jene Bibliotheken
zusammengestellt, die in der erwähnten Weise Anklang und Einführung ge¬
funden. Mit Befriedigung können wir hinzufügen, daß diese Bestrebungen
des Vereines in den weitesten Kreisen und selbst über die Grenzen unseres
eigenen Vaterlandes hinaus anerkannt wurden. Die schönste Genugthuung
und Aufmunterung aber darf er wohl darin finden, daß unser deutsches Volk
in Böhmen selbst sein treuester Mitarbeiter geworden ist; der Zuwachs von
mehr als tausend Mitgliedern aus diesem Volke selbst giebt Zeugniß davon,
wie klar und innig die Selbstlosigkeit und Ersprießlichkeit dieser Vereinsbe¬
strebungen im Volke erkannt und anerkannt wurden. Möchten andererseits
auch die Beispiele edler Opferwilligkeit und thätiger Liebe zum Volke, die
wir verzeichnen können, den Wetteifer erwecken, die der opferfreudigen Selbst¬
hilfe unseres Volkes leicht eine Stütze werden könnten!


".


Dom deutschen Keichstag und vom preußischen Landtag.

Nach dem Wiederzusammentritt nach den Osterferien ist das Hauptgeschäft
des Reichstags die zweite Berathung des Münzgesetzes gewesen. Dieses Gesetz
setzt zuerst die neue Münzeintheilung fest. Das Gesetz vom 4. Dezember 1871
hatte die Prägung von Reichsgoldmünzen Ä 20 Mark und K 10 Mark ange¬
ordnet. Das in dieser Session vorgelegte Gesetz schlug vor: die Ausprägung
von Silbermünzen a 5 Mark, a 1 Mark, ä "/z Mark, a Vs Mark; die Aus¬
prägung von Nickelmünzen a 10 Pfennig, Ä 5 Pfennig; die Ausprägung


ihm so daS Interesse an derselben zum Gemeingute zu machen. Er hat ihm
in gleicher Welse und Absicht Bilder aus dem Leben der Natur und des
Menschen vorgeführt, und große Fragen des socialen Lebens mindestens klar
zu stellen gesucht, wie er nichts vergessen hat, dessen Aufklärung gerade der
Augenblick erheischte. So hat er in volksverständlicher Weise gegenüber dem
Unfehlbarkeitsgedanken und dessen Dogmatisirung seine Stimme erhoben, so
hat er die culturgefährdende Agitation des Jesuitismus in das rechte Licht
gestellt und die verwerflichen Tendenzen des Feudalismus vor dem Volke auf¬
gedeckt. Um aber auch unsere Jugend von vorneherein den Gefahren des
lauernden Betruges zu entrücken, und von vorneherein auf den Weg der Ge¬
sittung und Intelligenz zu leiten, hat er sein Augenmerk ganz besonders der
Schule zugewendet, ihr entsprechende und leicht zugängliche Lehrmittel geboten
und aus einer Auswahl des Besten unserer Jugendliteratur jene Bibliotheken
zusammengestellt, die in der erwähnten Weise Anklang und Einführung ge¬
funden. Mit Befriedigung können wir hinzufügen, daß diese Bestrebungen
des Vereines in den weitesten Kreisen und selbst über die Grenzen unseres
eigenen Vaterlandes hinaus anerkannt wurden. Die schönste Genugthuung
und Aufmunterung aber darf er wohl darin finden, daß unser deutsches Volk
in Böhmen selbst sein treuester Mitarbeiter geworden ist; der Zuwachs von
mehr als tausend Mitgliedern aus diesem Volke selbst giebt Zeugniß davon,
wie klar und innig die Selbstlosigkeit und Ersprießlichkeit dieser Vereinsbe¬
strebungen im Volke erkannt und anerkannt wurden. Möchten andererseits
auch die Beispiele edler Opferwilligkeit und thätiger Liebe zum Volke, die
wir verzeichnen können, den Wetteifer erwecken, die der opferfreudigen Selbst¬
hilfe unseres Volkes leicht eine Stütze werden könnten!


«.


Dom deutschen Keichstag und vom preußischen Landtag.

Nach dem Wiederzusammentritt nach den Osterferien ist das Hauptgeschäft
des Reichstags die zweite Berathung des Münzgesetzes gewesen. Dieses Gesetz
setzt zuerst die neue Münzeintheilung fest. Das Gesetz vom 4. Dezember 1871
hatte die Prägung von Reichsgoldmünzen Ä 20 Mark und K 10 Mark ange¬
ordnet. Das in dieser Session vorgelegte Gesetz schlug vor: die Ausprägung
von Silbermünzen a 5 Mark, a 1 Mark, ä »/z Mark, a Vs Mark; die Aus¬
prägung von Nickelmünzen a 10 Pfennig, Ä 5 Pfennig; die Ausprägung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_129525/195>, abgerufen am 08.05.2024.