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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band.

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44. 45 wohlgestellten Mineralien eingesendet und erhält dagegen ein Diplom,
schönen Dank und neue Anforderungen.

Das Heft überhaupt wird Ew. Excellenz gefallen, wir erhalten bald
das ganze Werk, das deswegen sehr schätzbar ist, weil die Kupfer erfreuliche
Surrogate der Originale sind, die man im Leben niemals sehen würde. Von
den übrigen älteren Anstalten gebe ich nach und nach Rechenschaft.

Die neu angelegte Veterinair Schule ist in einem alten seltsamen laby¬
rinthänlichen Gebäude gar zweckmäßig eingerichtet und wird vom Lehrer,
Amanuensen und Schülern schwunghaft betrieben, ich werde alle Sorge
tragen, daß hier an nichts ermangle, welches gar wohl geschehen kann, weil
die Theilneymenden bei mäßigen Forderungen die Anstalt durch Thätigkeit
befördern.

Herr von Bünau ein junger Mann und Guthsbesitzer im letzten Krieg
Freiwilliger zu Roß, dem die genaue Kenntniß der nutzbaren zahmen Thiere
sehr angelegen zu sein scheint und der mit seinem Aufenthalt hier sehr zu¬
frieden ist, wünscht die Erlaubniß außerhalb der Stadt wohnen zu dürfen,
welche ihm als akademischen Bürger versagt wird. Reicht er mir sein Gesuch
schriftlich ein, so übersende es zu gefälliger Begünstigung.

Eigentlich sollte man allen Theilnehmern der Veterinair Schule in der
freisten Luft zu leben anbefehlen, denn was das für ein doppelt und dreifach
wiedriges Studium seyn müßte dem der sich nicht eigens berufen fühlte, läßt
sich bei einem Cursorischen Blicke schnell genug überzeugen.

So viel für diesmal. Lassen Sie mich in Ihrem verehrten Familien
Kreise leben, mich von Zeit zu Zeit ein erfreuliches Wort vernehmen und
verbleiben meiner unverbrüchlichen Anhänglichkeit gewiß.
Jena
den 22ten März
1817. I. W. Goethe.


7) In Goethe'S Austrag an Graf Reinhard.

Ew. Excellenz geneigte Mittheilung, welche uns sonst so viel Vergnügen
gewährt hat für diesmal die Societät, welcher Aussicht über die Künste an¬
vertraut und sorgfältige Beobachtung dessen, was darauf Bezug hat anbe¬
fohlen ist, in nicht geringe Verlegenheit versetzt. Erlauben Sie einen kurzen
Vortrag der eintretenden Umstände, um so mehr, als Sie selbst, nach den
letzten Schritten Gefahr laufen in diese Angelegenheit verwickelt zu werden.

Der Bildhauer Herr Flatters zu Paris sendete einen Gypsabguß der
Büste Lord Byrons zugleich mit Goethes Büste an den Letztgenannten und
ebenmäßig zwey Büsten gleichfalls Goethe vorstellend an Jhro K. H. den
Großherzog. Höchstdieselben ließen dagegen Hrn. Flatters die goldene Me¬
daille mit Jhro Bildniß überreichen, obschon die gesandte Goethesche Büste


44. 45 wohlgestellten Mineralien eingesendet und erhält dagegen ein Diplom,
schönen Dank und neue Anforderungen.

Das Heft überhaupt wird Ew. Excellenz gefallen, wir erhalten bald
das ganze Werk, das deswegen sehr schätzbar ist, weil die Kupfer erfreuliche
Surrogate der Originale sind, die man im Leben niemals sehen würde. Von
den übrigen älteren Anstalten gebe ich nach und nach Rechenschaft.

Die neu angelegte Veterinair Schule ist in einem alten seltsamen laby¬
rinthänlichen Gebäude gar zweckmäßig eingerichtet und wird vom Lehrer,
Amanuensen und Schülern schwunghaft betrieben, ich werde alle Sorge
tragen, daß hier an nichts ermangle, welches gar wohl geschehen kann, weil
die Theilneymenden bei mäßigen Forderungen die Anstalt durch Thätigkeit
befördern.

Herr von Bünau ein junger Mann und Guthsbesitzer im letzten Krieg
Freiwilliger zu Roß, dem die genaue Kenntniß der nutzbaren zahmen Thiere
sehr angelegen zu sein scheint und der mit seinem Aufenthalt hier sehr zu¬
frieden ist, wünscht die Erlaubniß außerhalb der Stadt wohnen zu dürfen,
welche ihm als akademischen Bürger versagt wird. Reicht er mir sein Gesuch
schriftlich ein, so übersende es zu gefälliger Begünstigung.

Eigentlich sollte man allen Theilnehmern der Veterinair Schule in der
freisten Luft zu leben anbefehlen, denn was das für ein doppelt und dreifach
wiedriges Studium seyn müßte dem der sich nicht eigens berufen fühlte, läßt
sich bei einem Cursorischen Blicke schnell genug überzeugen.

So viel für diesmal. Lassen Sie mich in Ihrem verehrten Familien
Kreise leben, mich von Zeit zu Zeit ein erfreuliches Wort vernehmen und
verbleiben meiner unverbrüchlichen Anhänglichkeit gewiß.
Jena
den 22ten März
1817. I. W. Goethe.


7) In Goethe'S Austrag an Graf Reinhard.

Ew. Excellenz geneigte Mittheilung, welche uns sonst so viel Vergnügen
gewährt hat für diesmal die Societät, welcher Aussicht über die Künste an¬
vertraut und sorgfältige Beobachtung dessen, was darauf Bezug hat anbe¬
fohlen ist, in nicht geringe Verlegenheit versetzt. Erlauben Sie einen kurzen
Vortrag der eintretenden Umstände, um so mehr, als Sie selbst, nach den
letzten Schritten Gefahr laufen in diese Angelegenheit verwickelt zu werden.

Der Bildhauer Herr Flatters zu Paris sendete einen Gypsabguß der
Büste Lord Byrons zugleich mit Goethes Büste an den Letztgenannten und
ebenmäßig zwey Büsten gleichfalls Goethe vorstellend an Jhro K. H. den
Großherzog. Höchstdieselben ließen dagegen Hrn. Flatters die goldene Me¬
daille mit Jhro Bildniß überreichen, obschon die gesandte Goethesche Büste


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059/103>, abgerufen am 03.05.2024.