Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zu ungünstigen Bemerkungen Gelegenheit gab; auch hielt man durch diese
fürstliche Aufmerksamkeit diesseits das Geschäft für völlig aligeschlossen.
Herr Flatters dagegen scheint sie anders ausgelegt zu haben und dieses ist
es, was uns Sorge macht und unangenehme Verhältnisse für die Folge
fürchten läßt.

Herr Flatters in dem Schreiben an Ew. Excellenz spricht von einer
Büste Jhro K. H., welche er nach der Medaille zu fertigen gedächte; man
ersucht ihn aber ausdrücklich solches zu unterlassen, da ihm ja selbst als einem
geübten Künstler wohl bekannt seyn wird, daß man ewe Medaille wohl nach
einer Büste nicht aber umgekehrt die Büste nach einer Medaille fertigen könne,
wie ja das Beyspiel der Goethescher Büste leider an das Tageslicht legt,
bei welcher auch nicht die mindeste Aehnlichkeit übrig geblieben, welche an dem
Berliner Profil gar wohl zu erkennen ist.

Sollte nun endlich gar wie verlautet von Marmor Büsten die Rede sehn
so müßte man ausdrücklich erklären, daß sie hiesigen Orts nicht gewünscht
werden, noch jemals angenommen werden könnten.

Wird dann schließlich in einem besondern Briefauszug einer Reise ge¬
dacht, welche Herr Flatters nach Deutschland unternehmen könnte, so muß
man gleichfalls entschieden erklären, daß weder die hiesigen Herrschaften noch
sonst jemand vor den hier markirenden Personen sich in Büste nach¬
bilden zu lassen geneigt sind, da man in spätern Jahren keineswegs zugeben
kann, daß eine Gestalt der Nachwelt überliefert werde, von der schon früher
günstige Darstellungen vorhanden sind.

Verzeihen Ew. Excellenz diese vielleicht zu offenherzigen Aeußerungen,
aber es blieb dem Weimarischen, dem Hofe verantwortlichen Kunstkreise nichts
weiter übrig als sich hierüber unumwunden zu erklären. Denn in welcher
Lage würden wir uns befinden, wenn Herr Flatters mit unserm Vorwissen
solche Schritte thäte, welche zuletzt von den höchsten Herrschaften nicht an¬
erkannt, ja gemißbilligt würden. Woher sollte Remuneration und Bezahlung
erfolgen? Da mit dem Künstler kein Contract geschlossen und keine Casse, wie
durchaus nöthig wäre, hiezu beauftragt ist.

Wird aber nunmehr, wie es durch gegenwärtiges geschieht Herr Flatters
vollkommen von der hiesigen Lage, von den Gesinnungen des Hofes und
solcher Personen unterrichtet, welchen dergleichen Geschäfte in der Regel auf¬
getragen sind, so würde er sich selbst zuzuschreiben haben, wenn ein Geschäft
das gar nicht hätte begonnen werden sollen am Ende nur mit Schaden und
Unannehmlichkeit für ihn auslaufen kann.

Wir bitten schließlich nochmals um Verzeihung mit gegenwärtigem lästig
geworden zu sein -, es blieb uns aber nichts übrig als dieses auszusprechen und
Ew. um weitere Beförderung gehorsamst anzugehen, weil ja das Geschäft


zu ungünstigen Bemerkungen Gelegenheit gab; auch hielt man durch diese
fürstliche Aufmerksamkeit diesseits das Geschäft für völlig aligeschlossen.
Herr Flatters dagegen scheint sie anders ausgelegt zu haben und dieses ist
es, was uns Sorge macht und unangenehme Verhältnisse für die Folge
fürchten läßt.

Herr Flatters in dem Schreiben an Ew. Excellenz spricht von einer
Büste Jhro K. H., welche er nach der Medaille zu fertigen gedächte; man
ersucht ihn aber ausdrücklich solches zu unterlassen, da ihm ja selbst als einem
geübten Künstler wohl bekannt seyn wird, daß man ewe Medaille wohl nach
einer Büste nicht aber umgekehrt die Büste nach einer Medaille fertigen könne,
wie ja das Beyspiel der Goethescher Büste leider an das Tageslicht legt,
bei welcher auch nicht die mindeste Aehnlichkeit übrig geblieben, welche an dem
Berliner Profil gar wohl zu erkennen ist.

Sollte nun endlich gar wie verlautet von Marmor Büsten die Rede sehn
so müßte man ausdrücklich erklären, daß sie hiesigen Orts nicht gewünscht
werden, noch jemals angenommen werden könnten.

Wird dann schließlich in einem besondern Briefauszug einer Reise ge¬
dacht, welche Herr Flatters nach Deutschland unternehmen könnte, so muß
man gleichfalls entschieden erklären, daß weder die hiesigen Herrschaften noch
sonst jemand vor den hier markirenden Personen sich in Büste nach¬
bilden zu lassen geneigt sind, da man in spätern Jahren keineswegs zugeben
kann, daß eine Gestalt der Nachwelt überliefert werde, von der schon früher
günstige Darstellungen vorhanden sind.

Verzeihen Ew. Excellenz diese vielleicht zu offenherzigen Aeußerungen,
aber es blieb dem Weimarischen, dem Hofe verantwortlichen Kunstkreise nichts
weiter übrig als sich hierüber unumwunden zu erklären. Denn in welcher
Lage würden wir uns befinden, wenn Herr Flatters mit unserm Vorwissen
solche Schritte thäte, welche zuletzt von den höchsten Herrschaften nicht an¬
erkannt, ja gemißbilligt würden. Woher sollte Remuneration und Bezahlung
erfolgen? Da mit dem Künstler kein Contract geschlossen und keine Casse, wie
durchaus nöthig wäre, hiezu beauftragt ist.

Wird aber nunmehr, wie es durch gegenwärtiges geschieht Herr Flatters
vollkommen von der hiesigen Lage, von den Gesinnungen des Hofes und
solcher Personen unterrichtet, welchen dergleichen Geschäfte in der Regel auf¬
getragen sind, so würde er sich selbst zuzuschreiben haben, wenn ein Geschäft
das gar nicht hätte begonnen werden sollen am Ende nur mit Schaden und
Unannehmlichkeit für ihn auslaufen kann.

Wir bitten schließlich nochmals um Verzeihung mit gegenwärtigem lästig
geworden zu sein -, es blieb uns aber nichts übrig als dieses auszusprechen und
Ew. um weitere Beförderung gehorsamst anzugehen, weil ja das Geschäft


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130164"/>
            <p xml:id="ID_326" prev="#ID_325"> zu ungünstigen Bemerkungen Gelegenheit gab; auch hielt man durch diese<lb/>
fürstliche Aufmerksamkeit diesseits das Geschäft für völlig aligeschlossen.<lb/>
Herr Flatters dagegen scheint sie anders ausgelegt zu haben und dieses ist<lb/>
es, was uns Sorge macht und unangenehme Verhältnisse für die Folge<lb/>
fürchten läßt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_327"> Herr Flatters in dem Schreiben an Ew. Excellenz spricht von einer<lb/>
Büste Jhro K. H., welche er nach der Medaille zu fertigen gedächte; man<lb/>
ersucht ihn aber ausdrücklich solches zu unterlassen, da ihm ja selbst als einem<lb/>
geübten Künstler wohl bekannt seyn wird, daß man ewe Medaille wohl nach<lb/>
einer Büste nicht aber umgekehrt die Büste nach einer Medaille fertigen könne,<lb/>
wie ja das Beyspiel der Goethescher Büste leider an das Tageslicht legt,<lb/>
bei welcher auch nicht die mindeste Aehnlichkeit übrig geblieben, welche an dem<lb/>
Berliner Profil gar wohl zu erkennen ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_328"> Sollte nun endlich gar wie verlautet von Marmor Büsten die Rede sehn<lb/>
so müßte man ausdrücklich erklären, daß sie hiesigen Orts nicht gewünscht<lb/>
werden, noch jemals angenommen werden könnten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_329"> Wird dann schließlich in einem besondern Briefauszug einer Reise ge¬<lb/>
dacht, welche Herr Flatters nach Deutschland unternehmen könnte, so muß<lb/>
man gleichfalls entschieden erklären, daß weder die hiesigen Herrschaften noch<lb/>
sonst jemand vor den hier markirenden Personen sich in Büste nach¬<lb/>
bilden zu lassen geneigt sind, da man in spätern Jahren keineswegs zugeben<lb/>
kann, daß eine Gestalt der Nachwelt überliefert werde, von der schon früher<lb/>
günstige Darstellungen vorhanden sind.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_330"> Verzeihen Ew. Excellenz diese vielleicht zu offenherzigen Aeußerungen,<lb/>
aber es blieb dem Weimarischen, dem Hofe verantwortlichen Kunstkreise nichts<lb/>
weiter übrig als sich hierüber unumwunden zu erklären. Denn in welcher<lb/>
Lage würden wir uns befinden, wenn Herr Flatters mit unserm Vorwissen<lb/>
solche Schritte thäte, welche zuletzt von den höchsten Herrschaften nicht an¬<lb/>
erkannt, ja gemißbilligt würden. Woher sollte Remuneration und Bezahlung<lb/>
erfolgen? Da mit dem Künstler kein Contract geschlossen und keine Casse, wie<lb/>
durchaus nöthig wäre, hiezu beauftragt ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_331"> Wird aber nunmehr, wie es durch gegenwärtiges geschieht Herr Flatters<lb/>
vollkommen von der hiesigen Lage, von den Gesinnungen des Hofes und<lb/>
solcher Personen unterrichtet, welchen dergleichen Geschäfte in der Regel auf¬<lb/>
getragen sind, so würde er sich selbst zuzuschreiben haben, wenn ein Geschäft<lb/>
das gar nicht hätte begonnen werden sollen am Ende nur mit Schaden und<lb/>
Unannehmlichkeit für ihn auslaufen kann.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_332" next="#ID_333"> Wir bitten schließlich nochmals um Verzeihung mit gegenwärtigem lästig<lb/>
geworden zu sein -, es blieb uns aber nichts übrig als dieses auszusprechen und<lb/>
Ew. um weitere Beförderung gehorsamst anzugehen, weil ja das Geschäft</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0104] zu ungünstigen Bemerkungen Gelegenheit gab; auch hielt man durch diese fürstliche Aufmerksamkeit diesseits das Geschäft für völlig aligeschlossen. Herr Flatters dagegen scheint sie anders ausgelegt zu haben und dieses ist es, was uns Sorge macht und unangenehme Verhältnisse für die Folge fürchten läßt. Herr Flatters in dem Schreiben an Ew. Excellenz spricht von einer Büste Jhro K. H., welche er nach der Medaille zu fertigen gedächte; man ersucht ihn aber ausdrücklich solches zu unterlassen, da ihm ja selbst als einem geübten Künstler wohl bekannt seyn wird, daß man ewe Medaille wohl nach einer Büste nicht aber umgekehrt die Büste nach einer Medaille fertigen könne, wie ja das Beyspiel der Goethescher Büste leider an das Tageslicht legt, bei welcher auch nicht die mindeste Aehnlichkeit übrig geblieben, welche an dem Berliner Profil gar wohl zu erkennen ist. Sollte nun endlich gar wie verlautet von Marmor Büsten die Rede sehn so müßte man ausdrücklich erklären, daß sie hiesigen Orts nicht gewünscht werden, noch jemals angenommen werden könnten. Wird dann schließlich in einem besondern Briefauszug einer Reise ge¬ dacht, welche Herr Flatters nach Deutschland unternehmen könnte, so muß man gleichfalls entschieden erklären, daß weder die hiesigen Herrschaften noch sonst jemand vor den hier markirenden Personen sich in Büste nach¬ bilden zu lassen geneigt sind, da man in spätern Jahren keineswegs zugeben kann, daß eine Gestalt der Nachwelt überliefert werde, von der schon früher günstige Darstellungen vorhanden sind. Verzeihen Ew. Excellenz diese vielleicht zu offenherzigen Aeußerungen, aber es blieb dem Weimarischen, dem Hofe verantwortlichen Kunstkreise nichts weiter übrig als sich hierüber unumwunden zu erklären. Denn in welcher Lage würden wir uns befinden, wenn Herr Flatters mit unserm Vorwissen solche Schritte thäte, welche zuletzt von den höchsten Herrschaften nicht an¬ erkannt, ja gemißbilligt würden. Woher sollte Remuneration und Bezahlung erfolgen? Da mit dem Künstler kein Contract geschlossen und keine Casse, wie durchaus nöthig wäre, hiezu beauftragt ist. Wird aber nunmehr, wie es durch gegenwärtiges geschieht Herr Flatters vollkommen von der hiesigen Lage, von den Gesinnungen des Hofes und solcher Personen unterrichtet, welchen dergleichen Geschäfte in der Regel auf¬ getragen sind, so würde er sich selbst zuzuschreiben haben, wenn ein Geschäft das gar nicht hätte begonnen werden sollen am Ende nur mit Schaden und Unannehmlichkeit für ihn auslaufen kann. Wir bitten schließlich nochmals um Verzeihung mit gegenwärtigem lästig geworden zu sein -, es blieb uns aber nichts übrig als dieses auszusprechen und Ew. um weitere Beförderung gehorsamst anzugehen, weil ja das Geschäft

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059/104
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059/104>, abgerufen am 20.05.2024.