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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band.

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durch eine besondere Wendung an Hochdieselben gelangt sind uns durch Ihre
Hand zur Kenntniß gekommen ist. Sollte aber die Sache auf dem einge¬
schlagenen Wege fortgegangen seyn, so würden auch Sie zuletzt, welches uns
äußerst mißfällig wäre, in die unangenehmen Folgen verwickelt werden, da
Sie durch diese Erklärung von der wir die getreue Abschrift behalten so gut
wie wir hoffentlich gesichert sind.


8) Goethe an Graf Reinhard.

Kaum war mein Brief abgegangen als beyliegendes Blättchen einlief.
Es thut mir leid, daß Herr Bucher.engagirt ist, denn nach dem was man mir
erzählte, hatte ich einiges Zutrauen auf ihn geworfen.

Wegen des Magisters Hand in Leipzig erkundige ich mich sogleich, ob
ich schon zweifle, daß an diesem Manne, der sonst seine Verdienste haben
mag, Sie mein verehrter Freund, Ihre Wünsche würden erfüllt sehen. Er
ist mir als ein sehr geschickter Philolog bekannt und hat neuerlich etwas über
Catull geschrieben. Allein wer in ein solches Fach schon so tief eingeht und
seinen Ausenhalt an einem wissenschaftlichen Ort zu suchen Ursache hat. möchte
kaum zu den didactischen Familien- und Geschäftszwecken die Sie im Auge
haben, geeignet seyn. Mlleicht wird bey dieser Gelegenheit abermals ein
anderer genannt und man findet doch zuletzt noch ein passendes Subject.
Auf alle Fälle würde ich rathen ein Reisegeld daran zu wenden um Je¬
manden mit dem man sich gewissermaßen verehelichen will erst persönlich
kennen zu lernen. Nächstens mehr. Heute nur meine besten Grüße und
Wünsche.
Jena d. 4. October
1809. G.


9) Goethe an Graf Reinhard.
Zum Brief v. 22. Juli 1810.

Ich lege noch ein Blättchen bey um wegen jenes chromatischen Apparates
ein Wort zu sagen. Ganz unentbehrlich ist dazu das große aus Spiegelglas¬
tafeln zusammengesetzte Prisma, wovon die letzte Platte meiner Tafeln eine
Abbildung lieferte wie denn auch die nähere Beschreibung davon sich unter
den Erklärungen befindet. Jeder Tischer und Glaser kann es verfertigen." Will
man einem Mechanicus den Auftrag geben, so thut man besser weil noch
manches zur Verbesserung gethan werden kann. z. E., wenn man unten an der
Spitze einen Hahn anbringt, um das Wasser abzulassen um das Gefäß leich¬
ter zu reinigen. Uebrigens kann man mit dieser sehr einfachen Vorrichtung
alle objectiven und subjectiven Versuche im großen und kleinen nach Belieben
darstellen ja wenn man ein kleines gutes solides Glas Prima daneben hat.
so lassen sich auch die complieirsten Versuche wie z. B. die wahre Darstellung
des Experimentum Crucis und andere auf das beste vollbringen und dar-


GrenzboKn IV. >8?3. 13

durch eine besondere Wendung an Hochdieselben gelangt sind uns durch Ihre
Hand zur Kenntniß gekommen ist. Sollte aber die Sache auf dem einge¬
schlagenen Wege fortgegangen seyn, so würden auch Sie zuletzt, welches uns
äußerst mißfällig wäre, in die unangenehmen Folgen verwickelt werden, da
Sie durch diese Erklärung von der wir die getreue Abschrift behalten so gut
wie wir hoffentlich gesichert sind.


8) Goethe an Graf Reinhard.

Kaum war mein Brief abgegangen als beyliegendes Blättchen einlief.
Es thut mir leid, daß Herr Bucher.engagirt ist, denn nach dem was man mir
erzählte, hatte ich einiges Zutrauen auf ihn geworfen.

Wegen des Magisters Hand in Leipzig erkundige ich mich sogleich, ob
ich schon zweifle, daß an diesem Manne, der sonst seine Verdienste haben
mag, Sie mein verehrter Freund, Ihre Wünsche würden erfüllt sehen. Er
ist mir als ein sehr geschickter Philolog bekannt und hat neuerlich etwas über
Catull geschrieben. Allein wer in ein solches Fach schon so tief eingeht und
seinen Ausenhalt an einem wissenschaftlichen Ort zu suchen Ursache hat. möchte
kaum zu den didactischen Familien- und Geschäftszwecken die Sie im Auge
haben, geeignet seyn. Mlleicht wird bey dieser Gelegenheit abermals ein
anderer genannt und man findet doch zuletzt noch ein passendes Subject.
Auf alle Fälle würde ich rathen ein Reisegeld daran zu wenden um Je¬
manden mit dem man sich gewissermaßen verehelichen will erst persönlich
kennen zu lernen. Nächstens mehr. Heute nur meine besten Grüße und
Wünsche.
Jena d. 4. October
1809. G.


9) Goethe an Graf Reinhard.
Zum Brief v. 22. Juli 1810.

Ich lege noch ein Blättchen bey um wegen jenes chromatischen Apparates
ein Wort zu sagen. Ganz unentbehrlich ist dazu das große aus Spiegelglas¬
tafeln zusammengesetzte Prisma, wovon die letzte Platte meiner Tafeln eine
Abbildung lieferte wie denn auch die nähere Beschreibung davon sich unter
den Erklärungen befindet. Jeder Tischer und Glaser kann es verfertigen." Will
man einem Mechanicus den Auftrag geben, so thut man besser weil noch
manches zur Verbesserung gethan werden kann. z. E., wenn man unten an der
Spitze einen Hahn anbringt, um das Wasser abzulassen um das Gefäß leich¬
ter zu reinigen. Uebrigens kann man mit dieser sehr einfachen Vorrichtung
alle objectiven und subjectiven Versuche im großen und kleinen nach Belieben
darstellen ja wenn man ein kleines gutes solides Glas Prima daneben hat.
so lassen sich auch die complieirsten Versuche wie z. B. die wahre Darstellung
des Experimentum Crucis und andere auf das beste vollbringen und dar-


GrenzboKn IV. >8?3. 13
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059/105>, abgerufen am 03.05.2024.