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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band.

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selbe sich definitiv entschlossen, gegen den Norden zu bewegen, da konnte er
nicht länger zögern. Die folgende Depesche Bazaine's, welche sich zweifelhaft
ausdrückte, erhielt Mac-Mahon nicht, da sie vom Obersten stosset aufgegriffen
wurde. Würden alle französischen Befehlshaber nur halbwegs so streng wie
Mac-Mahon in der Erfüllung ihrer Pflichten gewesen sein, so hätte Frank¬
reich -- wenn es auch Niederlagen erlitten, da die militärische Organisation
seiner Gegner unzweifelhaft vorzüglicher als die seinige ist -- jedenfalls sagen
können, wie einer seiner alten Könige: Wut est vsräu Kors l'normour.




WeilMchtsöücherschau"

Auch dieses Jahr können wir an die Spitze unserer Weihnachtsbücherschau
ein Bilderwerk von Albert Hendschel stellen. Der zw eit e Th eil der "B kälter
aus A. Hendschel's Skizzenbuch" ist erschienen*). Unsere Leser werden
sich wohl noch erinnern, in welcher Weise vorm Jahr der erste Theil in diesem
Blatte eingeführt wurde; ist doch der Grenzbotenartikel über den Künstler und
das Werk damals durch viele der bedeutendsten deutschen Zeitungen gegangen.
So darf wohl in allem Wesentlichen auf jenen Artikel Bezug genommen
werden. Die Ausstattung des zweiten Bandes ist genau dieselbe, wie diejenige
des ersten. Die Blätter sind abermals nach den Skizzen des Künstlers Photo¬
gaphirt, nicht geschnitten oder gestochen, um das der Handzeichnung des Künst¬
lers nächststehende Darstellungsmittel zu gewinnen. Sie sind in derselben
eleganten Mappe untergebracht wie vorm Jahr und die Bilder zeigen den¬
selben feinen blaßgrauen Ton, der mehr an Tondruck als an Photographie
gemahnt. Nur in Einem weicht der zweite Theil wesentlich ab; er enthält
blos die Hälfte der Blätterzahl des ersten Theils. Dort waren fünfzig Num¬
mern vertreten, hier sind nur fünfundzwanzig vereinigt. Indessen soll, wie
wir hören, bald der dritte Band in der nämlichen Stärke wie der zweite aus¬
gegeben werden. Dann besitzen wir hundert Blätter aus Hendschel's Skizzen¬
buch; die meisten der bis jetzt bekannten wahre Perlen des aus dem unmittel¬
baren deutschen Leben gegriffenen Genrebildes, für welches fremde Nationen
leider meist viel richtigere Würdigung verrathen als wir Landsleute. Ja,



") Verlag v. F. A. C, Prestel, Frankfurt a. M. Photographie v. Theodor Huth.

selbe sich definitiv entschlossen, gegen den Norden zu bewegen, da konnte er
nicht länger zögern. Die folgende Depesche Bazaine's, welche sich zweifelhaft
ausdrückte, erhielt Mac-Mahon nicht, da sie vom Obersten stosset aufgegriffen
wurde. Würden alle französischen Befehlshaber nur halbwegs so streng wie
Mac-Mahon in der Erfüllung ihrer Pflichten gewesen sein, so hätte Frank¬
reich — wenn es auch Niederlagen erlitten, da die militärische Organisation
seiner Gegner unzweifelhaft vorzüglicher als die seinige ist — jedenfalls sagen
können, wie einer seiner alten Könige: Wut est vsräu Kors l'normour.




WeilMchtsöücherschau»

Auch dieses Jahr können wir an die Spitze unserer Weihnachtsbücherschau
ein Bilderwerk von Albert Hendschel stellen. Der zw eit e Th eil der „B kälter
aus A. Hendschel's Skizzenbuch" ist erschienen*). Unsere Leser werden
sich wohl noch erinnern, in welcher Weise vorm Jahr der erste Theil in diesem
Blatte eingeführt wurde; ist doch der Grenzbotenartikel über den Künstler und
das Werk damals durch viele der bedeutendsten deutschen Zeitungen gegangen.
So darf wohl in allem Wesentlichen auf jenen Artikel Bezug genommen
werden. Die Ausstattung des zweiten Bandes ist genau dieselbe, wie diejenige
des ersten. Die Blätter sind abermals nach den Skizzen des Künstlers Photo¬
gaphirt, nicht geschnitten oder gestochen, um das der Handzeichnung des Künst¬
lers nächststehende Darstellungsmittel zu gewinnen. Sie sind in derselben
eleganten Mappe untergebracht wie vorm Jahr und die Bilder zeigen den¬
selben feinen blaßgrauen Ton, der mehr an Tondruck als an Photographie
gemahnt. Nur in Einem weicht der zweite Theil wesentlich ab; er enthält
blos die Hälfte der Blätterzahl des ersten Theils. Dort waren fünfzig Num¬
mern vertreten, hier sind nur fünfundzwanzig vereinigt. Indessen soll, wie
wir hören, bald der dritte Band in der nämlichen Stärke wie der zweite aus¬
gegeben werden. Dann besitzen wir hundert Blätter aus Hendschel's Skizzen¬
buch; die meisten der bis jetzt bekannten wahre Perlen des aus dem unmittel¬
baren deutschen Leben gegriffenen Genrebildes, für welches fremde Nationen
leider meist viel richtigere Würdigung verrathen als wir Landsleute. Ja,



") Verlag v. F. A. C, Prestel, Frankfurt a. M. Photographie v. Theodor Huth.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059/366>, abgerufen am 02.05.2024.