Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Die WalertechM und Kunstübung alter Mister.*)
Bermögensverhältnisse. Die Malerzünfte. Max Allihn.

Wir wünschten wohl im Stande zu sein, die vielerlei Preis- und Münz¬
angaben in jetzige Werthe umsetzen zu können, um in jedem Falle sagen zu
können, diese zwanzig Gulden oder Pfund oder Rosennobel bedeuten nach
Gewicht, Metall und Kornwerth so und soviel. Doch ist es unsres Wissens
noch nicht gelungen, aus dem Babylonischen Gewirr der Maße und Münzen
bestimmte Rechnungen fertig zubringen, nach denen die genannte Operation
sich durchführen ließe. Im Allgemeinen calculirt man folgendermaßen: der
Gulden hat etwa 3'/z Thaler Silberwerth, das Brod-Korn die Hälfte des
heutigen Preises, sodaß man die Zahlen annähernd mit sieben multipliciren
müßte, um Summen im Thalerfuße darzustellen, die unseren heutigen Ver¬
hältnissen entsprechen würden. Das Resultat zugegeben, bleibt doch noch
im einzelnen die Nachweisung zu wünschen übrig, ob auch, und in welchen
Jahren das Brodkorn die Hälfte des heutigen Preises ausmachte, ehe wir
eine solche Rechnung acceptiren dürfen.**)

Aus diesem Grunde führe ich folgende aus Rathsakten und Rechenbüchern
entnommene Notizen über Vermögensverhältnisse, und Lebensbedürfnisse, mehr
in anekdotischer Weise, als in der Absicht an, bestimmte kulturhistorische Schlüsse
daraus zu ziehen. -- Hier einige testamentarische Bestimmungen aus Hamburger
Urkunden.

Maler Betram will zum Troste seiner Seele nach Rom pilgern und
testirt für den Fall seines Todes: 17 Mark zu verschiedenen Legaten. Der
Hausfrau die silbernen Gürtel und Ketten, ebenso alle Kleider, die ihr auf




') Vgl. Die beiden Artikel unter demselben Titel, Grenzboten 1873, II. S. 94. S. 161.
-) Nach meiner Erfahrung liegt es an der Unkenntnis) der Hohlmaße. Wissen wir z. B.,
daß im Jahre 1458 da" Schaf Korn 6 /?. 2" Ä. i. I. 145" 7 /? 15 ^, kostet, so läßt sich
aus noch vorhandenen Münzen der Silberwerth des Regensburger Pfundes bestimmen, auch die
Anrechnung in andere Landesmünze leicht bewerkstelligen; wie viel enthält aber ein Schaf?
vielleicht ein Malter? vielleicht auch zwei oder einhalb?
Grenzboten 1. 1874. > l
Die WalertechM und Kunstübung alter Mister.*)
Bermögensverhältnisse. Die Malerzünfte. Max Allihn.

Wir wünschten wohl im Stande zu sein, die vielerlei Preis- und Münz¬
angaben in jetzige Werthe umsetzen zu können, um in jedem Falle sagen zu
können, diese zwanzig Gulden oder Pfund oder Rosennobel bedeuten nach
Gewicht, Metall und Kornwerth so und soviel. Doch ist es unsres Wissens
noch nicht gelungen, aus dem Babylonischen Gewirr der Maße und Münzen
bestimmte Rechnungen fertig zubringen, nach denen die genannte Operation
sich durchführen ließe. Im Allgemeinen calculirt man folgendermaßen: der
Gulden hat etwa 3'/z Thaler Silberwerth, das Brod-Korn die Hälfte des
heutigen Preises, sodaß man die Zahlen annähernd mit sieben multipliciren
müßte, um Summen im Thalerfuße darzustellen, die unseren heutigen Ver¬
hältnissen entsprechen würden. Das Resultat zugegeben, bleibt doch noch
im einzelnen die Nachweisung zu wünschen übrig, ob auch, und in welchen
Jahren das Brodkorn die Hälfte des heutigen Preises ausmachte, ehe wir
eine solche Rechnung acceptiren dürfen.**)

Aus diesem Grunde führe ich folgende aus Rathsakten und Rechenbüchern
entnommene Notizen über Vermögensverhältnisse, und Lebensbedürfnisse, mehr
in anekdotischer Weise, als in der Absicht an, bestimmte kulturhistorische Schlüsse
daraus zu ziehen. — Hier einige testamentarische Bestimmungen aus Hamburger
Urkunden.

Maler Betram will zum Troste seiner Seele nach Rom pilgern und
testirt für den Fall seines Todes: 17 Mark zu verschiedenen Legaten. Der
Hausfrau die silbernen Gürtel und Ketten, ebenso alle Kleider, die ihr auf




') Vgl. Die beiden Artikel unter demselben Titel, Grenzboten 1873, II. S. 94. S. 161.
-) Nach meiner Erfahrung liegt es an der Unkenntnis) der Hohlmaße. Wissen wir z. B.,
daß im Jahre 1458 da« Schaf Korn 6 /?. 2» Ä. i. I. 145» 7 /? 15 ^, kostet, so läßt sich
aus noch vorhandenen Münzen der Silberwerth des Regensburger Pfundes bestimmen, auch die
Anrechnung in andere Landesmünze leicht bewerkstelligen; wie viel enthält aber ein Schaf?
vielleicht ein Malter? vielleicht auch zwei oder einhalb?
Grenzboten 1. 1874. > l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0087" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130731"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die WalertechM und Kunstübung alter Mister.*)<lb/>
Bermögensverhältnisse. Die Malerzünfte. <note type="byline"> Max Allihn.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_223"> Wir wünschten wohl im Stande zu sein, die vielerlei Preis- und Münz¬<lb/>
angaben in jetzige Werthe umsetzen zu können, um in jedem Falle sagen zu<lb/>
können, diese zwanzig Gulden oder Pfund oder Rosennobel bedeuten nach<lb/>
Gewicht, Metall und Kornwerth so und soviel. Doch ist es unsres Wissens<lb/>
noch nicht gelungen, aus dem Babylonischen Gewirr der Maße und Münzen<lb/>
bestimmte Rechnungen fertig zubringen, nach denen die genannte Operation<lb/>
sich durchführen ließe. Im Allgemeinen calculirt man folgendermaßen: der<lb/>
Gulden hat etwa 3'/z Thaler Silberwerth, das Brod-Korn die Hälfte des<lb/>
heutigen Preises, sodaß man die Zahlen annähernd mit sieben multipliciren<lb/>
müßte, um Summen im Thalerfuße darzustellen, die unseren heutigen Ver¬<lb/>
hältnissen entsprechen würden. Das Resultat zugegeben, bleibt doch noch<lb/>
im einzelnen die Nachweisung zu wünschen übrig, ob auch, und in welchen<lb/>
Jahren das Brodkorn die Hälfte des heutigen Preises ausmachte, ehe wir<lb/>
eine solche Rechnung acceptiren dürfen.**)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_224"> Aus diesem Grunde führe ich folgende aus Rathsakten und Rechenbüchern<lb/>
entnommene Notizen über Vermögensverhältnisse, und Lebensbedürfnisse, mehr<lb/>
in anekdotischer Weise, als in der Absicht an, bestimmte kulturhistorische Schlüsse<lb/>
daraus zu ziehen. &#x2014; Hier einige testamentarische Bestimmungen aus Hamburger<lb/>
Urkunden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_225" next="#ID_226"> Maler Betram will zum Troste seiner Seele nach Rom pilgern und<lb/>
testirt für den Fall seines Todes: 17 Mark zu verschiedenen Legaten. Der<lb/>
Hausfrau die silbernen Gürtel und Ketten, ebenso alle Kleider, die ihr auf</p><lb/>
          <note xml:id="FID_25" place="foot"> ') Vgl. Die beiden Artikel unter demselben Titel, Grenzboten 1873, II. S. 94. S. 161.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_26" place="foot"> -) Nach meiner Erfahrung liegt es an der Unkenntnis) der Hohlmaße. Wissen wir z. B.,<lb/>
daß im Jahre 1458 da« Schaf Korn 6 /?. 2» Ä. i. I. 145» 7 /? 15 ^, kostet, so läßt sich<lb/>
aus noch vorhandenen Münzen der Silberwerth des Regensburger Pfundes bestimmen, auch die<lb/>
Anrechnung in andere Landesmünze leicht bewerkstelligen; wie viel enthält aber ein Schaf?<lb/>
vielleicht ein Malter? vielleicht auch zwei oder einhalb?</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten 1. 1874. &gt; l</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0087] Die WalertechM und Kunstübung alter Mister.*) Bermögensverhältnisse. Die Malerzünfte. Max Allihn. Wir wünschten wohl im Stande zu sein, die vielerlei Preis- und Münz¬ angaben in jetzige Werthe umsetzen zu können, um in jedem Falle sagen zu können, diese zwanzig Gulden oder Pfund oder Rosennobel bedeuten nach Gewicht, Metall und Kornwerth so und soviel. Doch ist es unsres Wissens noch nicht gelungen, aus dem Babylonischen Gewirr der Maße und Münzen bestimmte Rechnungen fertig zubringen, nach denen die genannte Operation sich durchführen ließe. Im Allgemeinen calculirt man folgendermaßen: der Gulden hat etwa 3'/z Thaler Silberwerth, das Brod-Korn die Hälfte des heutigen Preises, sodaß man die Zahlen annähernd mit sieben multipliciren müßte, um Summen im Thalerfuße darzustellen, die unseren heutigen Ver¬ hältnissen entsprechen würden. Das Resultat zugegeben, bleibt doch noch im einzelnen die Nachweisung zu wünschen übrig, ob auch, und in welchen Jahren das Brodkorn die Hälfte des heutigen Preises ausmachte, ehe wir eine solche Rechnung acceptiren dürfen.**) Aus diesem Grunde führe ich folgende aus Rathsakten und Rechenbüchern entnommene Notizen über Vermögensverhältnisse, und Lebensbedürfnisse, mehr in anekdotischer Weise, als in der Absicht an, bestimmte kulturhistorische Schlüsse daraus zu ziehen. — Hier einige testamentarische Bestimmungen aus Hamburger Urkunden. Maler Betram will zum Troste seiner Seele nach Rom pilgern und testirt für den Fall seines Todes: 17 Mark zu verschiedenen Legaten. Der Hausfrau die silbernen Gürtel und Ketten, ebenso alle Kleider, die ihr auf ') Vgl. Die beiden Artikel unter demselben Titel, Grenzboten 1873, II. S. 94. S. 161. -) Nach meiner Erfahrung liegt es an der Unkenntnis) der Hohlmaße. Wissen wir z. B., daß im Jahre 1458 da« Schaf Korn 6 /?. 2» Ä. i. I. 145» 7 /? 15 ^, kostet, so läßt sich aus noch vorhandenen Münzen der Silberwerth des Regensburger Pfundes bestimmen, auch die Anrechnung in andere Landesmünze leicht bewerkstelligen; wie viel enthält aber ein Schaf? vielleicht ein Malter? vielleicht auch zwei oder einhalb? Grenzboten 1. 1874. > l

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/87
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/87>, abgerufen am 28.04.2024.