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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band.

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Publikum kundzumachen, was ihr Titel verschweigt, so soll nicht unerwähnt
bleiben, daß nach handschriftlichen Quellenstoffen, auf denen das ganze Buch
ruht, zwei Anhänge sich verbreiten über Friedrich August's I. Versuche fran¬
zösische Colonien ins Land zu ziehen und über eine weite Wandrung schwä¬
bischer Waldenser nach Jütland.*)


Will). Puckert.


Lin Diplomat als Weltreisender.

Der Name des Freiherrn Alexander von Hub n er bleibt stets mit
einem denkwürdigen geschichtlichen Ereignisse verknüpft, mit der an ihn ge¬
richteten Rede Napoleon's III. am Neujahrstage 1859, welche den italienischen
Krieg herbeiführte. Hübner war damals österreichischer Gesandter in Paris,
er ist ein Schüler Metternich's, gehört der alten "feinen" Diplomatenschule
an, war Gesandter noch an verschiedenen europäischen Höfen -- auch beim
heiligen Stuhl -- und österreichischer Polizeiminister. Er ist jetzt ein an¬
gehender Sechziger und hat sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
Nachdem er unsern Erdtheil so ziemlich kennen gelernt, erfaßte ihn das Ver¬
langen, auch die übrige Welt zu sehen und da', Dank dem Ineinandergreifen
von Dampfern und Eisenbahnen dieses jetzt leicht zu bewerkstelligen ist, so
machte sich 1870 Herr von Hübner auf die Wanderschaft, um namentlich die
drei merkwürdigen Reiche kennen zu lernen, welche vor allen anderen außer¬
europäischen in die geschichtliche Erscheinung eingetreten sind: die Vereinigten
Staaten. Japan, China.

Die Frucht der Reise ist ein zweibändiges Touristenwerk: "Ein Spazier¬
gang um die Welt" (Leipzig, T. O. Weigel 1874), wie es bescheiden heißt.
Es erschien zunächst französisch und ist offenbar aus dieser Sprache erst ins
geliebte Deutsch übertragen, wie mannichfache Gallicismen andeuten. Auf
jeder Seite ist das Buch interessant. Es ist nicht ein langweiliger Passus darin
zu finden, es ist geistreich geschrieben, bietet jedoch nichts Neues. Das war
auf dem vielbetretener, hundertmal geschilderten Pfade, der von Europa nach
New-York, über Chicago nach San Francisco, durch den stillen Ozean nach
Jokohama in Japan, zum Fusijama, nach Shanghai, Peking. Hongkong und
über Sues nach Europa zurückführt, auch nicht zu verlangen, und doch wird



") An Druckfehlern falle" nur auf: S, 01 "Consistorium der Stadt Leipz." statt "in der
Se. L."; S. 117 "1704" statt "1705"; S. 286 "35" statt "25".

Publikum kundzumachen, was ihr Titel verschweigt, so soll nicht unerwähnt
bleiben, daß nach handschriftlichen Quellenstoffen, auf denen das ganze Buch
ruht, zwei Anhänge sich verbreiten über Friedrich August's I. Versuche fran¬
zösische Colonien ins Land zu ziehen und über eine weite Wandrung schwä¬
bischer Waldenser nach Jütland.*)


Will). Puckert.


Lin Diplomat als Weltreisender.

Der Name des Freiherrn Alexander von Hub n er bleibt stets mit
einem denkwürdigen geschichtlichen Ereignisse verknüpft, mit der an ihn ge¬
richteten Rede Napoleon's III. am Neujahrstage 1859, welche den italienischen
Krieg herbeiführte. Hübner war damals österreichischer Gesandter in Paris,
er ist ein Schüler Metternich's, gehört der alten „feinen" Diplomatenschule
an, war Gesandter noch an verschiedenen europäischen Höfen — auch beim
heiligen Stuhl — und österreichischer Polizeiminister. Er ist jetzt ein an¬
gehender Sechziger und hat sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
Nachdem er unsern Erdtheil so ziemlich kennen gelernt, erfaßte ihn das Ver¬
langen, auch die übrige Welt zu sehen und da', Dank dem Ineinandergreifen
von Dampfern und Eisenbahnen dieses jetzt leicht zu bewerkstelligen ist, so
machte sich 1870 Herr von Hübner auf die Wanderschaft, um namentlich die
drei merkwürdigen Reiche kennen zu lernen, welche vor allen anderen außer¬
europäischen in die geschichtliche Erscheinung eingetreten sind: die Vereinigten
Staaten. Japan, China.

Die Frucht der Reise ist ein zweibändiges Touristenwerk: „Ein Spazier¬
gang um die Welt" (Leipzig, T. O. Weigel 1874), wie es bescheiden heißt.
Es erschien zunächst französisch und ist offenbar aus dieser Sprache erst ins
geliebte Deutsch übertragen, wie mannichfache Gallicismen andeuten. Auf
jeder Seite ist das Buch interessant. Es ist nicht ein langweiliger Passus darin
zu finden, es ist geistreich geschrieben, bietet jedoch nichts Neues. Das war
auf dem vielbetretener, hundertmal geschilderten Pfade, der von Europa nach
New-York, über Chicago nach San Francisco, durch den stillen Ozean nach
Jokohama in Japan, zum Fusijama, nach Shanghai, Peking. Hongkong und
über Sues nach Europa zurückführt, auch nicht zu verlangen, und doch wird



") An Druckfehlern falle» nur auf: S, 01 „Consistorium der Stadt Leipz." statt „in der
Se. L."; S. 117 „1704" statt „1705"; S. 286 „35" statt „25".
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[0355] Publikum kundzumachen, was ihr Titel verschweigt, so soll nicht unerwähnt bleiben, daß nach handschriftlichen Quellenstoffen, auf denen das ganze Buch ruht, zwei Anhänge sich verbreiten über Friedrich August's I. Versuche fran¬ zösische Colonien ins Land zu ziehen und über eine weite Wandrung schwä¬ bischer Waldenser nach Jütland.*) Will). Puckert. Lin Diplomat als Weltreisender. Der Name des Freiherrn Alexander von Hub n er bleibt stets mit einem denkwürdigen geschichtlichen Ereignisse verknüpft, mit der an ihn ge¬ richteten Rede Napoleon's III. am Neujahrstage 1859, welche den italienischen Krieg herbeiführte. Hübner war damals österreichischer Gesandter in Paris, er ist ein Schüler Metternich's, gehört der alten „feinen" Diplomatenschule an, war Gesandter noch an verschiedenen europäischen Höfen — auch beim heiligen Stuhl — und österreichischer Polizeiminister. Er ist jetzt ein an¬ gehender Sechziger und hat sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Nachdem er unsern Erdtheil so ziemlich kennen gelernt, erfaßte ihn das Ver¬ langen, auch die übrige Welt zu sehen und da', Dank dem Ineinandergreifen von Dampfern und Eisenbahnen dieses jetzt leicht zu bewerkstelligen ist, so machte sich 1870 Herr von Hübner auf die Wanderschaft, um namentlich die drei merkwürdigen Reiche kennen zu lernen, welche vor allen anderen außer¬ europäischen in die geschichtliche Erscheinung eingetreten sind: die Vereinigten Staaten. Japan, China. Die Frucht der Reise ist ein zweibändiges Touristenwerk: „Ein Spazier¬ gang um die Welt" (Leipzig, T. O. Weigel 1874), wie es bescheiden heißt. Es erschien zunächst französisch und ist offenbar aus dieser Sprache erst ins geliebte Deutsch übertragen, wie mannichfache Gallicismen andeuten. Auf jeder Seite ist das Buch interessant. Es ist nicht ein langweiliger Passus darin zu finden, es ist geistreich geschrieben, bietet jedoch nichts Neues. Das war auf dem vielbetretener, hundertmal geschilderten Pfade, der von Europa nach New-York, über Chicago nach San Francisco, durch den stillen Ozean nach Jokohama in Japan, zum Fusijama, nach Shanghai, Peking. Hongkong und über Sues nach Europa zurückführt, auch nicht zu verlangen, und doch wird ") An Druckfehlern falle» nur auf: S, 01 „Consistorium der Stadt Leipz." statt „in der Se. L."; S. 117 „1704" statt „1705"; S. 286 „35" statt „25".

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_131175/355>, abgerufen am 07.05.2024.