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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Me Jeuerwaffen und die Taktik.

Wir besitzen eine Fülle von Schriften, welche uns berichten, wie allmählich
seit Erfindung des Schießpulvers die Feuerwaffen alle Angriffs- und Verthei-
digungsmittel des Mittelalters verdrängen, und dadurch auch den gesammten
Organismus der mittelalterlichen Wehrkraft - von Grund aus umgestalten.
Besondere Berücksichtigung hat in diesen Werken die fortschreitende Ausbrei¬
tung, Verwendung und Beschaffenheit der Feuerwaffen erfahren! Aber das
eigentlich wichtigste Problem ist bisher auch in denjenigen Arbeiten dieser
Gattung, welche von den gefeiertsten Namen getragen werden, unberührt ge¬
blieben. Der Einfluß der Feuerwaffen auf die Taktik, der Causal zusam"
menhang zwischen der Verwerthung des Schießpulvers und der Verwendung
und Gruppirung der Streitkräfte im Felde, in der Schlacht, war bisher einer
sachverständigen Erörterung noch vorbehalten. Jetzt liegt auch diese Unter¬
suchung abgeschlossen vor uns.*) Die Grenzboten haben schon einmal in
kurzen Worten die Wichtigkett dieser Schrift hervorgehoben.**) Sie kommen
heute ausführlicher aus dieselbe zurück.




Meine Besprechungen.

Bei Kramer und Baum in Elberfeld hat Herr L. F. Seyffardt, der
bekannte Vorgänger des Herrn August Reichensperger für den Crefelder
Reichstagswahlkreis im Deutschen Reichstag und Mitglied des preußischen
Hauses der Abgeordneten ein Schriftchen über die Reform des Armen¬
wesens herausgegeben, das wohl geeignet ist, die Aufmerksamkeit aller Volks¬
wirthe und praktischen Armenpfleger, namentlich aber aller Gemeinden zu ver¬
dienen. Herr Seyffardt steht in Crefeld als Stadtverordneter an der Spitze
der städtischen Armendeputation. Er ist also Mitglied der Gemeindeverwaltung
einer Stadt, welche den Schattenseiten der Freizügigkeit dem Charakter ihrer
Hauptthätigkeit und ihrer Hauptbevölkerung gemäß besonders zugänglich ist,
und für welche daher die Organisation einer vernünftigen Armenpolitik im
eigentlichsten Sinne des Wortes eine Lebensfrage ist. Außerdem hat Seyffardt
eine zehnjährige praktische Erfahrung für diejenigen Principien aufzuweisen,
welche die Stadt Crefeld bei Ausübung ihrer Armenpflege zu üben gewohnt




") Ueber den Einfluß der Feuerwaffen auf die Taktik. Historisch-kritische Untersuchungen von
einem höheren Offizier. Berlin, 1873. E. S. Mittler und Sohn.
Grenzboten, 1873. II. Quartal, S. 40.
Me Jeuerwaffen und die Taktik.

Wir besitzen eine Fülle von Schriften, welche uns berichten, wie allmählich
seit Erfindung des Schießpulvers die Feuerwaffen alle Angriffs- und Verthei-
digungsmittel des Mittelalters verdrängen, und dadurch auch den gesammten
Organismus der mittelalterlichen Wehrkraft - von Grund aus umgestalten.
Besondere Berücksichtigung hat in diesen Werken die fortschreitende Ausbrei¬
tung, Verwendung und Beschaffenheit der Feuerwaffen erfahren! Aber das
eigentlich wichtigste Problem ist bisher auch in denjenigen Arbeiten dieser
Gattung, welche von den gefeiertsten Namen getragen werden, unberührt ge¬
blieben. Der Einfluß der Feuerwaffen auf die Taktik, der Causal zusam«
menhang zwischen der Verwerthung des Schießpulvers und der Verwendung
und Gruppirung der Streitkräfte im Felde, in der Schlacht, war bisher einer
sachverständigen Erörterung noch vorbehalten. Jetzt liegt auch diese Unter¬
suchung abgeschlossen vor uns.*) Die Grenzboten haben schon einmal in
kurzen Worten die Wichtigkett dieser Schrift hervorgehoben.**) Sie kommen
heute ausführlicher aus dieselbe zurück.




Meine Besprechungen.

Bei Kramer und Baum in Elberfeld hat Herr L. F. Seyffardt, der
bekannte Vorgänger des Herrn August Reichensperger für den Crefelder
Reichstagswahlkreis im Deutschen Reichstag und Mitglied des preußischen
Hauses der Abgeordneten ein Schriftchen über die Reform des Armen¬
wesens herausgegeben, das wohl geeignet ist, die Aufmerksamkeit aller Volks¬
wirthe und praktischen Armenpfleger, namentlich aber aller Gemeinden zu ver¬
dienen. Herr Seyffardt steht in Crefeld als Stadtverordneter an der Spitze
der städtischen Armendeputation. Er ist also Mitglied der Gemeindeverwaltung
einer Stadt, welche den Schattenseiten der Freizügigkeit dem Charakter ihrer
Hauptthätigkeit und ihrer Hauptbevölkerung gemäß besonders zugänglich ist,
und für welche daher die Organisation einer vernünftigen Armenpolitik im
eigentlichsten Sinne des Wortes eine Lebensfrage ist. Außerdem hat Seyffardt
eine zehnjährige praktische Erfahrung für diejenigen Principien aufzuweisen,
welche die Stadt Crefeld bei Ausübung ihrer Armenpflege zu üben gewohnt




") Ueber den Einfluß der Feuerwaffen auf die Taktik. Historisch-kritische Untersuchungen von
einem höheren Offizier. Berlin, 1873. E. S. Mittler und Sohn.
Grenzboten, 1873. II. Quartal, S. 40.
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[0167] Me Jeuerwaffen und die Taktik. Wir besitzen eine Fülle von Schriften, welche uns berichten, wie allmählich seit Erfindung des Schießpulvers die Feuerwaffen alle Angriffs- und Verthei- digungsmittel des Mittelalters verdrängen, und dadurch auch den gesammten Organismus der mittelalterlichen Wehrkraft - von Grund aus umgestalten. Besondere Berücksichtigung hat in diesen Werken die fortschreitende Ausbrei¬ tung, Verwendung und Beschaffenheit der Feuerwaffen erfahren! Aber das eigentlich wichtigste Problem ist bisher auch in denjenigen Arbeiten dieser Gattung, welche von den gefeiertsten Namen getragen werden, unberührt ge¬ blieben. Der Einfluß der Feuerwaffen auf die Taktik, der Causal zusam« menhang zwischen der Verwerthung des Schießpulvers und der Verwendung und Gruppirung der Streitkräfte im Felde, in der Schlacht, war bisher einer sachverständigen Erörterung noch vorbehalten. Jetzt liegt auch diese Unter¬ suchung abgeschlossen vor uns.*) Die Grenzboten haben schon einmal in kurzen Worten die Wichtigkett dieser Schrift hervorgehoben.**) Sie kommen heute ausführlicher aus dieselbe zurück. Meine Besprechungen. Bei Kramer und Baum in Elberfeld hat Herr L. F. Seyffardt, der bekannte Vorgänger des Herrn August Reichensperger für den Crefelder Reichstagswahlkreis im Deutschen Reichstag und Mitglied des preußischen Hauses der Abgeordneten ein Schriftchen über die Reform des Armen¬ wesens herausgegeben, das wohl geeignet ist, die Aufmerksamkeit aller Volks¬ wirthe und praktischen Armenpfleger, namentlich aber aller Gemeinden zu ver¬ dienen. Herr Seyffardt steht in Crefeld als Stadtverordneter an der Spitze der städtischen Armendeputation. Er ist also Mitglied der Gemeindeverwaltung einer Stadt, welche den Schattenseiten der Freizügigkeit dem Charakter ihrer Hauptthätigkeit und ihrer Hauptbevölkerung gemäß besonders zugänglich ist, und für welche daher die Organisation einer vernünftigen Armenpolitik im eigentlichsten Sinne des Wortes eine Lebensfrage ist. Außerdem hat Seyffardt eine zehnjährige praktische Erfahrung für diejenigen Principien aufzuweisen, welche die Stadt Crefeld bei Ausübung ihrer Armenpflege zu üben gewohnt ") Ueber den Einfluß der Feuerwaffen auf die Taktik. Historisch-kritische Untersuchungen von einem höheren Offizier. Berlin, 1873. E. S. Mittler und Sohn. Grenzboten, 1873. II. Quartal, S. 40.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/167>, abgerufen am 06.05.2024.