Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.[Beginn Spaltensatz]
Karl von Burgund der ward gewahr, Wie der starke Bund zog daher. Er theilt sein Heer in schneller Eil' Und rückt' entgegen eine halbe Meil', Der Streit fing an so ritterlich, Wohl niemand sah je desgeleich. Er schätzt' sich Alexandern gleich, Er wollt' bezwingen alle Reich. Das merkte Gott in kurzer Stund. Eine Weise laßt ihm werden kund: Es ist vergangen mit dem Streit Großer Uebermuth in kurzer Zeit. Kein Mensch lebt nicht auf Erden hie, Der solches hab' gesehen je, Drei größre Schlachten in einem Jahr, Mit Gottes Hilfe offenbar, Zu Granson, Murten und Rauhe; Deß danken wir Gott immer mehr. Uebcrhebe sich niemand seiner Gewalt [Spaltenumbruch]
Und seiner Mannheit mannigfalt. Wie dieser Fürst hier hat gethan. Er wollt' Gott nicht vor Augen han, Drum straft' ihn Gott zu guter letzt Durch ein Volk, das er wenig schätzt. Voran da lief ein rechter Bär, Im Streiten war er ihr Gewähr. Er ward an einer Pfote wund; Durch Waffen, das ist manchem kund; Liefen die Fußknecht' da voran Und erschlugen bei achttausend Mann. Da man zählt siebenzig und sieben Jahr, Am zwölften Abend*), das ist wahr, Da hat vollendet sich der Streit; Das dunkel manchem hohe Zeit, Der von Carol litt große Noth, Darum ihn Gott ließ schlagen todt- Ein Nothhelfer ist auch genannt, Se. Niclaus, zu Wasser und zu Land; Er hat gemacht viel Ritter gut, Die Zeichen brachten sie am Hut Und schlugen todt den Wütherich Karl von Burgund gar ritterlich. Nun lobet Gott, der's hat gethan! [Ende Spaltensatz]
Er wollt's nicht ""gerochen han. Sein Anschlag ihm gefehlet hat Ob seiner großen Missethat. Wittwen und Waisen macht' er viel, Was ich nicht weiter klagen will. -- Unter aus Mecklenburg. 3. Das lustige Rostock. Von Hugo Gaedcke. Rostock ist meine Vaterstadt. Ich hege zärtliche Gefühle für diese Stadt, -) Am Abend vor der letzten der zwölf Nächte, 2S. Dezember bis 6. Januar.
[Beginn Spaltensatz]
Karl von Burgund der ward gewahr, Wie der starke Bund zog daher. Er theilt sein Heer in schneller Eil' Und rückt' entgegen eine halbe Meil', Der Streit fing an so ritterlich, Wohl niemand sah je desgeleich. Er schätzt' sich Alexandern gleich, Er wollt' bezwingen alle Reich. Das merkte Gott in kurzer Stund. Eine Weise laßt ihm werden kund: Es ist vergangen mit dem Streit Großer Uebermuth in kurzer Zeit. Kein Mensch lebt nicht auf Erden hie, Der solches hab' gesehen je, Drei größre Schlachten in einem Jahr, Mit Gottes Hilfe offenbar, Zu Granson, Murten und Rauhe; Deß danken wir Gott immer mehr. Uebcrhebe sich niemand seiner Gewalt [Spaltenumbruch]
Und seiner Mannheit mannigfalt. Wie dieser Fürst hier hat gethan. Er wollt' Gott nicht vor Augen han, Drum straft' ihn Gott zu guter letzt Durch ein Volk, das er wenig schätzt. Voran da lief ein rechter Bär, Im Streiten war er ihr Gewähr. Er ward an einer Pfote wund; Durch Waffen, das ist manchem kund; Liefen die Fußknecht' da voran Und erschlugen bei achttausend Mann. Da man zählt siebenzig und sieben Jahr, Am zwölften Abend*), das ist wahr, Da hat vollendet sich der Streit; Das dunkel manchem hohe Zeit, Der von Carol litt große Noth, Darum ihn Gott ließ schlagen todt- Ein Nothhelfer ist auch genannt, Se. Niclaus, zu Wasser und zu Land; Er hat gemacht viel Ritter gut, Die Zeichen brachten sie am Hut Und schlugen todt den Wütherich Karl von Burgund gar ritterlich. Nun lobet Gott, der's hat gethan! [Ende Spaltensatz]
Er wollt's nicht »»gerochen han. Sein Anschlag ihm gefehlet hat Ob seiner großen Missethat. Wittwen und Waisen macht' er viel, Was ich nicht weiter klagen will. — Unter aus Mecklenburg. 3. Das lustige Rostock. Von Hugo Gaedcke. Rostock ist meine Vaterstadt. Ich hege zärtliche Gefühle für diese Stadt, -) Am Abend vor der letzten der zwölf Nächte, 2S. Dezember bis 6. Januar.
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Karl von Burgund der ward gewahr,
Wie der starke Bund zog daher.
Er theilt sein Heer in schneller Eil'
Und rückt' entgegen eine halbe Meil',
Der Streit fing an so ritterlich,
Wohl niemand sah je desgeleich.
Er schätzt' sich Alexandern gleich,
Er wollt' bezwingen alle Reich.
Das merkte Gott in kurzer Stund.
Eine Weise laßt ihm werden kund:
Es ist vergangen mit dem Streit
Großer Uebermuth in kurzer Zeit.
Kein Mensch lebt nicht auf Erden hie,
Der solches hab' gesehen je,
Drei größre Schlachten in einem Jahr,
Mit Gottes Hilfe offenbar,
Zu Granson, Murten und Rauhe;
Deß danken wir Gott immer mehr.
Uebcrhebe sich niemand seiner Gewalt
Und seiner Mannheit mannigfalt.
Wie dieser Fürst hier hat gethan.
Er wollt' Gott nicht vor Augen han,
Drum straft' ihn Gott zu guter letzt
Durch ein Volk, das er wenig schätzt.
Voran da lief ein rechter Bär,
Im Streiten war er ihr Gewähr.
Er ward an einer Pfote wund;
Durch Waffen, das ist manchem kund;
Liefen die Fußknecht' da voran
Und erschlugen bei achttausend Mann.
Da man zählt siebenzig und sieben Jahr,
Am zwölften Abend*), das ist wahr,
Da hat vollendet sich der Streit;
Das dunkel manchem hohe Zeit,
Der von Carol litt große Noth,
Darum ihn Gott ließ schlagen todt-
Ein Nothhelfer ist auch genannt,
Se. Niclaus, zu Wasser und zu Land;
Er hat gemacht viel Ritter gut,
Die Zeichen brachten sie am Hut
Und schlugen todt den Wütherich
Karl von Burgund gar ritterlich.
Nun lobet Gott, der's hat gethan!
Er wollt's nicht »»gerochen han.
Sein Anschlag ihm gefehlet hat
Ob seiner großen Missethat.
Wittwen und Waisen macht' er viel,
Was ich nicht weiter klagen will. —
Unter aus Mecklenburg.
3. Das lustige Rostock.
Von Hugo Gaedcke.
Rostock ist meine Vaterstadt. Ich hege zärtliche Gefühle für diese Stadt,
wenn ich daran denke, was sie einst war. Wer ruft die alten Tage der Hanse
zurück, wo sie stolz neben ihren großen Schwestern, den anderen Hansestädten,
sich durfte bewundern lassen? Die Stadt ist inzwischen alt geworden; die
gute Dame hat sich merklich verändert. Der Geist, welcher einst aus ihrem
glänzenden Auge geleuchtet, ist dahin; ihr Antlitz, das einst edel und schön
war, sieht häßlich aufgeschwemmt, genußsüchtig in die Welt, — die Gute ist
nämlich noch in ihrem hohen Alter von einer förmlichen Manie befallen; sie
-) Am Abend vor der letzten der zwölf Nächte, 2S. Dezember bis 6. Januar.
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