Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

(Budget. -- vbrütierme. -- I'^Isave en alcun.)

Der Landesausschuß ist am 17. Juli Abends 9 Uhr mit einer schwung¬
vollen Rede des Ober-Präsidenten v. Möller geschlossen worden. Seine
Sitzungen haben gerade den Zeitraum von einem Monat eingenommen.
Wenn man berücksichtigt, daß in der letzten Woche fast täglich zwei Ple-
nar-Sitzungen gehalten wurden und die Deputirten somit circa 8 --10
Stunden pro Tag in angestrengter Thätigkeit waren, so muß man ihrem
Pflichteifer und ihrem Patriotismus wohl alles Lob zollen.

Die Berathungen über das elsaß-lothringische Budget sind glatter und
rascher abgelaufen, als man wohl hüben und drüben vermuthet haben mochte.
Mit wenigen Modifikationen, die im Einzelnen ziemlich unerheblich sind und
wodurch die Totalsumme des Budgets von 43,915,498 M. auf 41,448,298 M.
ermäßigt worden ist, wurde die Vorlage der Regierung über den Landes¬
haushalts-Etat pro 187K ohne viel Federlesens und yuasi bloc ange¬
nommen. Sogar das "Theater-Budget", in Betreff dessen, wie das "Elsässer
Journal" meint, die Regierung so zu sagen die Vertrauensfrage gestellt und
eine Art von Jndemnitätsbill verlangt habe, wurde in Bausch und Bogen
votirt. Bezüglich des "Anleihegesetzes" ist zu bemerken, daß der Landesaus¬
schuß die Höhe der Anleihe von 11.4S0.000 M. auf 8.810,000 M. herab¬
zumindern und diese Summe in Schatzscheinen zu emittiren beschloß. Sonst
aber, wie gesagt, allseitiges Einvernehmen und gute Freundschaft zwischen der
Regierung und der "bloß berathenden" Landesvertretung. Sogar die löbliche
Bismarck'sche Gepflogenheit der sogenannten "parlamentarischen Abende" ist
bei uns eingeführt und hat sich ganz trefflich bewährt. Herr v. Möller lud
die einzelnen Deputirten an bestimmten Abenden zu sich auf eine Tasse Thee
oder ein Glas Wein ein, verkehrte mit ihnen auf das leutseligste und
besprach mit ihnen in freier Unterhaltung die einzelnen Vorlagen, Entwürfe
u. drgl.

Im Lande, kann man wohl sagen, herrscht über diese allmähliche Anbahnung
einer "cmtentv eorlli-no" in den obersten Regionen allenthalben lebhafte Be¬
friedigung. Auch die elsässische Presse giebt diesem Gefühle, mit dem sich nach
und nach die wohlthuende Empfindung der Ruhe und Sicherheit verknüpft,
hier und da anerkennenden Ausdruck, an der Spitze das maßgebendste
Blatt der Reichslande, das "Elsässer Journal", welches mit Würde und Mäßi¬
gung die Interessen seiner Provinz, allerdings hier und da in einem etwas
zu particularistisch gefärbten Tone, vertheidigt. Nur dem Mulhauser Oppo-
silionsblatt, dem "Irnwstrivl H4gi>>el"n", will die Situation noch immer nicht



(Budget. — vbrütierme. — I'^Isave en alcun.)

Der Landesausschuß ist am 17. Juli Abends 9 Uhr mit einer schwung¬
vollen Rede des Ober-Präsidenten v. Möller geschlossen worden. Seine
Sitzungen haben gerade den Zeitraum von einem Monat eingenommen.
Wenn man berücksichtigt, daß in der letzten Woche fast täglich zwei Ple-
nar-Sitzungen gehalten wurden und die Deputirten somit circa 8 —10
Stunden pro Tag in angestrengter Thätigkeit waren, so muß man ihrem
Pflichteifer und ihrem Patriotismus wohl alles Lob zollen.

Die Berathungen über das elsaß-lothringische Budget sind glatter und
rascher abgelaufen, als man wohl hüben und drüben vermuthet haben mochte.
Mit wenigen Modifikationen, die im Einzelnen ziemlich unerheblich sind und
wodurch die Totalsumme des Budgets von 43,915,498 M. auf 41,448,298 M.
ermäßigt worden ist, wurde die Vorlage der Regierung über den Landes¬
haushalts-Etat pro 187K ohne viel Federlesens und yuasi bloc ange¬
nommen. Sogar das „Theater-Budget", in Betreff dessen, wie das „Elsässer
Journal" meint, die Regierung so zu sagen die Vertrauensfrage gestellt und
eine Art von Jndemnitätsbill verlangt habe, wurde in Bausch und Bogen
votirt. Bezüglich des „Anleihegesetzes" ist zu bemerken, daß der Landesaus¬
schuß die Höhe der Anleihe von 11.4S0.000 M. auf 8.810,000 M. herab¬
zumindern und diese Summe in Schatzscheinen zu emittiren beschloß. Sonst
aber, wie gesagt, allseitiges Einvernehmen und gute Freundschaft zwischen der
Regierung und der „bloß berathenden" Landesvertretung. Sogar die löbliche
Bismarck'sche Gepflogenheit der sogenannten „parlamentarischen Abende" ist
bei uns eingeführt und hat sich ganz trefflich bewährt. Herr v. Möller lud
die einzelnen Deputirten an bestimmten Abenden zu sich auf eine Tasse Thee
oder ein Glas Wein ein, verkehrte mit ihnen auf das leutseligste und
besprach mit ihnen in freier Unterhaltung die einzelnen Vorlagen, Entwürfe
u. drgl.

Im Lande, kann man wohl sagen, herrscht über diese allmähliche Anbahnung
einer „cmtentv eorlli-no" in den obersten Regionen allenthalben lebhafte Be¬
friedigung. Auch die elsässische Presse giebt diesem Gefühle, mit dem sich nach
und nach die wohlthuende Empfindung der Ruhe und Sicherheit verknüpft,
hier und da anerkennenden Ausdruck, an der Spitze das maßgebendste
Blatt der Reichslande, das „Elsässer Journal", welches mit Würde und Mäßi¬
gung die Interessen seiner Provinz, allerdings hier und da in einem etwas
zu particularistisch gefärbten Tone, vertheidigt. Nur dem Mulhauser Oppo-
silionsblatt, dem „Irnwstrivl H4gi>>el«n", will die Situation noch immer nicht


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134060"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head><lb/>
(Budget. &#x2014; vbrütierme. &#x2014; I'^Isave en alcun.)</head><lb/>
          <p xml:id="ID_759"> Der Landesausschuß ist am 17. Juli Abends 9 Uhr mit einer schwung¬<lb/>
vollen Rede des Ober-Präsidenten v. Möller geschlossen worden. Seine<lb/>
Sitzungen haben gerade den Zeitraum von einem Monat eingenommen.<lb/>
Wenn man berücksichtigt, daß in der letzten Woche fast täglich zwei Ple-<lb/>
nar-Sitzungen gehalten wurden und die Deputirten somit circa 8 &#x2014;10<lb/>
Stunden pro Tag in angestrengter Thätigkeit waren, so muß man ihrem<lb/>
Pflichteifer und ihrem Patriotismus wohl alles Lob zollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_760"> Die Berathungen über das elsaß-lothringische Budget sind glatter und<lb/>
rascher abgelaufen, als man wohl hüben und drüben vermuthet haben mochte.<lb/>
Mit wenigen Modifikationen, die im Einzelnen ziemlich unerheblich sind und<lb/>
wodurch die Totalsumme des Budgets von 43,915,498 M. auf 41,448,298 M.<lb/>
ermäßigt worden ist, wurde die Vorlage der Regierung über den Landes¬<lb/>
haushalts-Etat pro 187K ohne viel Federlesens und yuasi bloc ange¬<lb/>
nommen. Sogar das &#x201E;Theater-Budget", in Betreff dessen, wie das &#x201E;Elsässer<lb/>
Journal" meint, die Regierung so zu sagen die Vertrauensfrage gestellt und<lb/>
eine Art von Jndemnitätsbill verlangt habe, wurde in Bausch und Bogen<lb/>
votirt. Bezüglich des &#x201E;Anleihegesetzes" ist zu bemerken, daß der Landesaus¬<lb/>
schuß die Höhe der Anleihe von 11.4S0.000 M. auf 8.810,000 M. herab¬<lb/>
zumindern und diese Summe in Schatzscheinen zu emittiren beschloß. Sonst<lb/>
aber, wie gesagt, allseitiges Einvernehmen und gute Freundschaft zwischen der<lb/>
Regierung und der &#x201E;bloß berathenden" Landesvertretung. Sogar die löbliche<lb/>
Bismarck'sche Gepflogenheit der sogenannten &#x201E;parlamentarischen Abende" ist<lb/>
bei uns eingeführt und hat sich ganz trefflich bewährt. Herr v. Möller lud<lb/>
die einzelnen Deputirten an bestimmten Abenden zu sich auf eine Tasse Thee<lb/>
oder ein Glas Wein ein, verkehrte mit ihnen auf das leutseligste und<lb/>
besprach mit ihnen in freier Unterhaltung die einzelnen Vorlagen, Entwürfe<lb/>
u. drgl.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_761" next="#ID_762"> Im Lande, kann man wohl sagen, herrscht über diese allmähliche Anbahnung<lb/>
einer &#x201E;cmtentv eorlli-no" in den obersten Regionen allenthalben lebhafte Be¬<lb/>
friedigung. Auch die elsässische Presse giebt diesem Gefühle, mit dem sich nach<lb/>
und nach die wohlthuende Empfindung der Ruhe und Sicherheit verknüpft,<lb/>
hier und da anerkennenden Ausdruck, an der Spitze das maßgebendste<lb/>
Blatt der Reichslande, das &#x201E;Elsässer Journal", welches mit Würde und Mäßi¬<lb/>
gung die Interessen seiner Provinz, allerdings hier und da in einem etwas<lb/>
zu particularistisch gefärbten Tone, vertheidigt. Nur dem Mulhauser Oppo-<lb/>
silionsblatt, dem &#x201E;Irnwstrivl H4gi&gt;&gt;el«n", will die Situation noch immer nicht</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0242] (Budget. — vbrütierme. — I'^Isave en alcun.) Der Landesausschuß ist am 17. Juli Abends 9 Uhr mit einer schwung¬ vollen Rede des Ober-Präsidenten v. Möller geschlossen worden. Seine Sitzungen haben gerade den Zeitraum von einem Monat eingenommen. Wenn man berücksichtigt, daß in der letzten Woche fast täglich zwei Ple- nar-Sitzungen gehalten wurden und die Deputirten somit circa 8 —10 Stunden pro Tag in angestrengter Thätigkeit waren, so muß man ihrem Pflichteifer und ihrem Patriotismus wohl alles Lob zollen. Die Berathungen über das elsaß-lothringische Budget sind glatter und rascher abgelaufen, als man wohl hüben und drüben vermuthet haben mochte. Mit wenigen Modifikationen, die im Einzelnen ziemlich unerheblich sind und wodurch die Totalsumme des Budgets von 43,915,498 M. auf 41,448,298 M. ermäßigt worden ist, wurde die Vorlage der Regierung über den Landes¬ haushalts-Etat pro 187K ohne viel Federlesens und yuasi bloc ange¬ nommen. Sogar das „Theater-Budget", in Betreff dessen, wie das „Elsässer Journal" meint, die Regierung so zu sagen die Vertrauensfrage gestellt und eine Art von Jndemnitätsbill verlangt habe, wurde in Bausch und Bogen votirt. Bezüglich des „Anleihegesetzes" ist zu bemerken, daß der Landesaus¬ schuß die Höhe der Anleihe von 11.4S0.000 M. auf 8.810,000 M. herab¬ zumindern und diese Summe in Schatzscheinen zu emittiren beschloß. Sonst aber, wie gesagt, allseitiges Einvernehmen und gute Freundschaft zwischen der Regierung und der „bloß berathenden" Landesvertretung. Sogar die löbliche Bismarck'sche Gepflogenheit der sogenannten „parlamentarischen Abende" ist bei uns eingeführt und hat sich ganz trefflich bewährt. Herr v. Möller lud die einzelnen Deputirten an bestimmten Abenden zu sich auf eine Tasse Thee oder ein Glas Wein ein, verkehrte mit ihnen auf das leutseligste und besprach mit ihnen in freier Unterhaltung die einzelnen Vorlagen, Entwürfe u. drgl. Im Lande, kann man wohl sagen, herrscht über diese allmähliche Anbahnung einer „cmtentv eorlli-no" in den obersten Regionen allenthalben lebhafte Be¬ friedigung. Auch die elsässische Presse giebt diesem Gefühle, mit dem sich nach und nach die wohlthuende Empfindung der Ruhe und Sicherheit verknüpft, hier und da anerkennenden Ausdruck, an der Spitze das maßgebendste Blatt der Reichslande, das „Elsässer Journal", welches mit Würde und Mäßi¬ gung die Interessen seiner Provinz, allerdings hier und da in einem etwas zu particularistisch gefärbten Tone, vertheidigt. Nur dem Mulhauser Oppo- silionsblatt, dem „Irnwstrivl H4gi>>el«n", will die Situation noch immer nicht

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/242
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/242>, abgerufen am 05.05.2024.