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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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So veröffentlicht gerade in diesem Augenblick ein kleines, aber nicht
ohne maßgebenden Einfluß im Ober-Elsaß vegetirendes Blatt, die "^KeKss
^Isaeicmnes", eine Reihe von Artikeln über die Straßburger Universität, die
dem betr. französischen Correspondenten augenscheinlich als ein großes Wun¬
der-und Kunstwerk erscheint, ähnlich der astronomischen Uhr auf dem Münster
und die er daher nicht umhin kann, über alles Lob erhaben zu finden. Nun!
Das muß denn auch füglich sogar ein Blinder sehen, daß die Opfer, welche
die deutsche Negierung für die elsaß-lothringische Landes - Universität und die
damit in Verbindung stehenden Institute gebracht hat, ziemlich bedeutende
sind, daß es noch täglich ihr eifrigstes Bestreben ist, die Straßburger Uni¬
versität zu einer Hochschule ersten Ranges zu machen, und daß die Lehrstühle
dieser Hochschule ein Kranz von Gelehrten ziert, die mit den Besten ihrer
Zeitgenossen kühn in die Arena des wissenschaftlichen Wettkampfes treten
dürfen. -- --

Gestatten sie mir zum Schluß noch mit ein paar Worten bei dem wich¬
tigsten und historisch denkwürdigsten Ereignisse zu verweilen, welches sich seit
den Tagen von Weißenburg und Wörth in der letzten Woche auf elsaß-
lothringischen Boden ereignet hat, nämlich bei dem Besuche des deut¬
schen Kaisers und seines erlauchten Sohnes und Erben, dessen die erstge¬
nannte Stadt vor allen Städten des elsässischen Gau's gewürdigt worden
ist. Es ist schon jetzt unzweifelhaft, daß diese persönliche Erscheinung der
beiden Träger und Repräsentanten deutscher Einheit, deutscher Macht und
Größe auf die Elsässer. namentlich auf die ländliche Bevölkerung einen tiefen
und nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Auch ging aus allen Veran¬
staltungen bei den Weißenburger Festen zur Genüge hervor, daß der Kaiser¬
besuch, wenn auch nicht ein heißersehntes Freudenfest, wie für den übrigen
schwäbischen Volksstamm, so doch ein wichtiger Gedenktag für die Elsässer
gewesen ist, der höchstwahrscheinlich nicht ohne bedeutsamen Einfluß auf die Stim¬
mung der Bevölkerung und auf die von Tag zu Tag zunehmende Einsicht,
^. Verständigung und Versöhnung bleiben wird.




Das Kranzsingen im Mttelal'ter
von Friedrich Uwinger.

Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß sich fast alles mittelalter¬
lich bürgerliche Leben mehr in der Oeffentlichkeit wie in umschlossenen Räumen


So veröffentlicht gerade in diesem Augenblick ein kleines, aber nicht
ohne maßgebenden Einfluß im Ober-Elsaß vegetirendes Blatt, die „^KeKss
^Isaeicmnes", eine Reihe von Artikeln über die Straßburger Universität, die
dem betr. französischen Correspondenten augenscheinlich als ein großes Wun¬
der-und Kunstwerk erscheint, ähnlich der astronomischen Uhr auf dem Münster
und die er daher nicht umhin kann, über alles Lob erhaben zu finden. Nun!
Das muß denn auch füglich sogar ein Blinder sehen, daß die Opfer, welche
die deutsche Negierung für die elsaß-lothringische Landes - Universität und die
damit in Verbindung stehenden Institute gebracht hat, ziemlich bedeutende
sind, daß es noch täglich ihr eifrigstes Bestreben ist, die Straßburger Uni¬
versität zu einer Hochschule ersten Ranges zu machen, und daß die Lehrstühle
dieser Hochschule ein Kranz von Gelehrten ziert, die mit den Besten ihrer
Zeitgenossen kühn in die Arena des wissenschaftlichen Wettkampfes treten
dürfen. — —

Gestatten sie mir zum Schluß noch mit ein paar Worten bei dem wich¬
tigsten und historisch denkwürdigsten Ereignisse zu verweilen, welches sich seit
den Tagen von Weißenburg und Wörth in der letzten Woche auf elsaß-
lothringischen Boden ereignet hat, nämlich bei dem Besuche des deut¬
schen Kaisers und seines erlauchten Sohnes und Erben, dessen die erstge¬
nannte Stadt vor allen Städten des elsässischen Gau's gewürdigt worden
ist. Es ist schon jetzt unzweifelhaft, daß diese persönliche Erscheinung der
beiden Träger und Repräsentanten deutscher Einheit, deutscher Macht und
Größe auf die Elsässer. namentlich auf die ländliche Bevölkerung einen tiefen
und nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Auch ging aus allen Veran¬
staltungen bei den Weißenburger Festen zur Genüge hervor, daß der Kaiser¬
besuch, wenn auch nicht ein heißersehntes Freudenfest, wie für den übrigen
schwäbischen Volksstamm, so doch ein wichtiger Gedenktag für die Elsässer
gewesen ist, der höchstwahrscheinlich nicht ohne bedeutsamen Einfluß auf die Stim¬
mung der Bevölkerung und auf die von Tag zu Tag zunehmende Einsicht,
^. Verständigung und Versöhnung bleiben wird.




Das Kranzsingen im Mttelal'ter
von Friedrich Uwinger.

Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß sich fast alles mittelalter¬
lich bürgerliche Leben mehr in der Oeffentlichkeit wie in umschlossenen Räumen


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[0114] So veröffentlicht gerade in diesem Augenblick ein kleines, aber nicht ohne maßgebenden Einfluß im Ober-Elsaß vegetirendes Blatt, die „^KeKss ^Isaeicmnes", eine Reihe von Artikeln über die Straßburger Universität, die dem betr. französischen Correspondenten augenscheinlich als ein großes Wun¬ der-und Kunstwerk erscheint, ähnlich der astronomischen Uhr auf dem Münster und die er daher nicht umhin kann, über alles Lob erhaben zu finden. Nun! Das muß denn auch füglich sogar ein Blinder sehen, daß die Opfer, welche die deutsche Negierung für die elsaß-lothringische Landes - Universität und die damit in Verbindung stehenden Institute gebracht hat, ziemlich bedeutende sind, daß es noch täglich ihr eifrigstes Bestreben ist, die Straßburger Uni¬ versität zu einer Hochschule ersten Ranges zu machen, und daß die Lehrstühle dieser Hochschule ein Kranz von Gelehrten ziert, die mit den Besten ihrer Zeitgenossen kühn in die Arena des wissenschaftlichen Wettkampfes treten dürfen. — — Gestatten sie mir zum Schluß noch mit ein paar Worten bei dem wich¬ tigsten und historisch denkwürdigsten Ereignisse zu verweilen, welches sich seit den Tagen von Weißenburg und Wörth in der letzten Woche auf elsaß- lothringischen Boden ereignet hat, nämlich bei dem Besuche des deut¬ schen Kaisers und seines erlauchten Sohnes und Erben, dessen die erstge¬ nannte Stadt vor allen Städten des elsässischen Gau's gewürdigt worden ist. Es ist schon jetzt unzweifelhaft, daß diese persönliche Erscheinung der beiden Träger und Repräsentanten deutscher Einheit, deutscher Macht und Größe auf die Elsässer. namentlich auf die ländliche Bevölkerung einen tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Auch ging aus allen Veran¬ staltungen bei den Weißenburger Festen zur Genüge hervor, daß der Kaiser¬ besuch, wenn auch nicht ein heißersehntes Freudenfest, wie für den übrigen schwäbischen Volksstamm, so doch ein wichtiger Gedenktag für die Elsässer gewesen ist, der höchstwahrscheinlich nicht ohne bedeutsamen Einfluß auf die Stim¬ mung der Bevölkerung und auf die von Tag zu Tag zunehmende Einsicht, ^. Verständigung und Versöhnung bleiben wird. Das Kranzsingen im Mttelal'ter von Friedrich Uwinger. Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß sich fast alles mittelalter¬ lich bürgerliche Leben mehr in der Oeffentlichkeit wie in umschlossenen Räumen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/114>, abgerufen am 29.04.2024.