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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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neuesten Material und des Verfassers eigener Erfahrung berichtigt, die Höhen¬
angaben in Metern mit Berücksichtigung der neuen österreichischen Militär-
mappirung revidirt, die Entfernungen entweder in Kilometern oder, auf Ge¬
birgsstraßen, in Gehstunden angegeben. Das Letztere gilt auch von Ur. 2
und 3, als deren wesentlichste Bereicherung die kunsthistorischen Beiträge er¬
scheinen, welche Professor Anton Springer geliefert hat. Außer einer Reihe
kleiner Notizen sind von demselben viele der den kunsthistorisch interessanteren
Städten beigegebenen einleitenden Bemerkungen und insbesondere die übersicht¬
lichen Hinweise auf die bedeutendsten Bilder, welche bei den großen Gemälde-
gallerien in Wien, München, Frankfurt u. s. w. der Aufzählung der einzelnen
Nummern vorausgehen.


Russische und baltische Charakterbilder aus Geschichte und
Literatur von Julius Eckardt. Leipzig, 1876. Verlag von
Duncker und Humblot.

Eine Umarbeitung der "Baltischen und russischen Culturstudien" des
selben Verfassers, bei der einzelne Stücke ganz weggeblieben und für sie
andere hinzugekommen sind. Der Inhalt besteht jetzt aus folgenden Auf¬
sätzen : Philipp Wigel, der deutsche Nationalrusse. -- Die altgläubigen
Sectirer in Oesterreich, Rußland und der Türkei (den Lesern d. Bl. bekannt)
-- P. M. Leontjew und die russische Presse, -- die "neue Formel der Civi¬
lisation", -- Iwan Turgenjew und seine Zeitgenossen, -- Ernst Gideon von
Loudon, -- Eine livländische Spukgeschichte, -- Albert Hollander und Fer¬
dinand Wolier. Die letzteren drei Abtheilungen haben wohl nur locales
Interesse, d. h. für Livländer. Die Biographie Londons dagegen und der
Aufsatz über Turgenjew, desgleichen die Charakteristik Leontjews und der
neueren russischen Journalistik und vielleicht auch die Philipp Wigels, des
wunderlichen und excentrischen Verfassers der in den vierziger Jahren viel¬
genannten Flugschrift: "I^a Russis euvalüs xg.r les ^Uemg,riä8", der zu den
Führern der national-russischen Reaction gegen den deutschen Einfluß im
Czarenreiche zählt, werden allgemein mit Interesse gelesen weroen. Wenn wir
abrechnen, daß der Verfasser bisweilen den Persönlichkeiten, die er characterisirt
deshalb, weil sie baltische Deutsche sind, eine höhere Bedeutung beizulegen
scheint, als sie wirklich besitzen, und daß ihm mitunter locale Streitigkeiten
erheblich wichtiger erscheinen, als uns und vermuthlich vielen Andern, so
besitzt er einen guten historischen Sinn, und da sich damit eine respectable
allgemeine Bildung und das Talent, lesbar zu erzählen verbinden, so werden
die meisten der zuletzt genannten Partien seines Buches auch für das größere
Publicum eine willkommene Lectüre sein. Endlich aber hat auch das kritische
Essay: "die neue Formel der Civilisation" entschieden Anspruch auf Beachtung


neuesten Material und des Verfassers eigener Erfahrung berichtigt, die Höhen¬
angaben in Metern mit Berücksichtigung der neuen österreichischen Militär-
mappirung revidirt, die Entfernungen entweder in Kilometern oder, auf Ge¬
birgsstraßen, in Gehstunden angegeben. Das Letztere gilt auch von Ur. 2
und 3, als deren wesentlichste Bereicherung die kunsthistorischen Beiträge er¬
scheinen, welche Professor Anton Springer geliefert hat. Außer einer Reihe
kleiner Notizen sind von demselben viele der den kunsthistorisch interessanteren
Städten beigegebenen einleitenden Bemerkungen und insbesondere die übersicht¬
lichen Hinweise auf die bedeutendsten Bilder, welche bei den großen Gemälde-
gallerien in Wien, München, Frankfurt u. s. w. der Aufzählung der einzelnen
Nummern vorausgehen.


Russische und baltische Charakterbilder aus Geschichte und
Literatur von Julius Eckardt. Leipzig, 1876. Verlag von
Duncker und Humblot.

Eine Umarbeitung der „Baltischen und russischen Culturstudien" des
selben Verfassers, bei der einzelne Stücke ganz weggeblieben und für sie
andere hinzugekommen sind. Der Inhalt besteht jetzt aus folgenden Auf¬
sätzen : Philipp Wigel, der deutsche Nationalrusse. — Die altgläubigen
Sectirer in Oesterreich, Rußland und der Türkei (den Lesern d. Bl. bekannt)
— P. M. Leontjew und die russische Presse, — die „neue Formel der Civi¬
lisation", — Iwan Turgenjew und seine Zeitgenossen, — Ernst Gideon von
Loudon, — Eine livländische Spukgeschichte, — Albert Hollander und Fer¬
dinand Wolier. Die letzteren drei Abtheilungen haben wohl nur locales
Interesse, d. h. für Livländer. Die Biographie Londons dagegen und der
Aufsatz über Turgenjew, desgleichen die Charakteristik Leontjews und der
neueren russischen Journalistik und vielleicht auch die Philipp Wigels, des
wunderlichen und excentrischen Verfassers der in den vierziger Jahren viel¬
genannten Flugschrift: „I^a Russis euvalüs xg.r les ^Uemg,riä8", der zu den
Führern der national-russischen Reaction gegen den deutschen Einfluß im
Czarenreiche zählt, werden allgemein mit Interesse gelesen weroen. Wenn wir
abrechnen, daß der Verfasser bisweilen den Persönlichkeiten, die er characterisirt
deshalb, weil sie baltische Deutsche sind, eine höhere Bedeutung beizulegen
scheint, als sie wirklich besitzen, und daß ihm mitunter locale Streitigkeiten
erheblich wichtiger erscheinen, als uns und vermuthlich vielen Andern, so
besitzt er einen guten historischen Sinn, und da sich damit eine respectable
allgemeine Bildung und das Talent, lesbar zu erzählen verbinden, so werden
die meisten der zuletzt genannten Partien seines Buches auch für das größere
Publicum eine willkommene Lectüre sein. Endlich aber hat auch das kritische
Essay: „die neue Formel der Civilisation" entschieden Anspruch auf Beachtung


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[0123] neuesten Material und des Verfassers eigener Erfahrung berichtigt, die Höhen¬ angaben in Metern mit Berücksichtigung der neuen österreichischen Militär- mappirung revidirt, die Entfernungen entweder in Kilometern oder, auf Ge¬ birgsstraßen, in Gehstunden angegeben. Das Letztere gilt auch von Ur. 2 und 3, als deren wesentlichste Bereicherung die kunsthistorischen Beiträge er¬ scheinen, welche Professor Anton Springer geliefert hat. Außer einer Reihe kleiner Notizen sind von demselben viele der den kunsthistorisch interessanteren Städten beigegebenen einleitenden Bemerkungen und insbesondere die übersicht¬ lichen Hinweise auf die bedeutendsten Bilder, welche bei den großen Gemälde- gallerien in Wien, München, Frankfurt u. s. w. der Aufzählung der einzelnen Nummern vorausgehen. Russische und baltische Charakterbilder aus Geschichte und Literatur von Julius Eckardt. Leipzig, 1876. Verlag von Duncker und Humblot. Eine Umarbeitung der „Baltischen und russischen Culturstudien" des selben Verfassers, bei der einzelne Stücke ganz weggeblieben und für sie andere hinzugekommen sind. Der Inhalt besteht jetzt aus folgenden Auf¬ sätzen : Philipp Wigel, der deutsche Nationalrusse. — Die altgläubigen Sectirer in Oesterreich, Rußland und der Türkei (den Lesern d. Bl. bekannt) — P. M. Leontjew und die russische Presse, — die „neue Formel der Civi¬ lisation", — Iwan Turgenjew und seine Zeitgenossen, — Ernst Gideon von Loudon, — Eine livländische Spukgeschichte, — Albert Hollander und Fer¬ dinand Wolier. Die letzteren drei Abtheilungen haben wohl nur locales Interesse, d. h. für Livländer. Die Biographie Londons dagegen und der Aufsatz über Turgenjew, desgleichen die Charakteristik Leontjews und der neueren russischen Journalistik und vielleicht auch die Philipp Wigels, des wunderlichen und excentrischen Verfassers der in den vierziger Jahren viel¬ genannten Flugschrift: „I^a Russis euvalüs xg.r les ^Uemg,riä8", der zu den Führern der national-russischen Reaction gegen den deutschen Einfluß im Czarenreiche zählt, werden allgemein mit Interesse gelesen weroen. Wenn wir abrechnen, daß der Verfasser bisweilen den Persönlichkeiten, die er characterisirt deshalb, weil sie baltische Deutsche sind, eine höhere Bedeutung beizulegen scheint, als sie wirklich besitzen, und daß ihm mitunter locale Streitigkeiten erheblich wichtiger erscheinen, als uns und vermuthlich vielen Andern, so besitzt er einen guten historischen Sinn, und da sich damit eine respectable allgemeine Bildung und das Talent, lesbar zu erzählen verbinden, so werden die meisten der zuletzt genannten Partien seines Buches auch für das größere Publicum eine willkommene Lectüre sein. Endlich aber hat auch das kritische Essay: „die neue Formel der Civilisation" entschieden Anspruch auf Beachtung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/123>, abgerufen am 29.04.2024.