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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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bewohnten trauten Heimstätte, aus welcher die Inhaberin hinausgetragen
wurde zur ewigen Ruhe. Und der "Regenbogen", das uralte Sinnbild der
Versöhnung, wölbt sich auch über der offenen Gruft des wunderlichen alten
Sonderlings, dessen "Bekenntnisse" wir angehört. Dann stehen wir mit einem
Male "auf der Höhe der Zeit", im "einigen Deutschland", und der große
"Familientag" wird gefeiert, an welchem die Landwehr aus dem heiligen
Kriege gegen Frankreich zurückkehrt.

Und den Schluß bildet "das Jubiläum" des dritten Geschlechtes, das
jenem "Buhle von der schwäbischen Alp" entsproßte, mit dessen Lebenslauf
"die Alten" begannen. "Aber der Stern, dem der arme Knabe folgte, leuchtet
noch immer, zeigt uns noch immer, wo wir auch sind, den Weg zur Heimath."

Hier ist einmal ein Buch, von dem man zuversichtlich sagen kann, daß
es auch blank und dauernd glänze, wie jenes mitternächtige Sternbild, ein
Buch, mit dem, wie mit jenem Sternbilds Jeder bei Zeiten sich vertraut
machen sollte, der den ruhenden Pol sucht in der Erscheinungen Flucht.


Hans Blum.


Die Uniform des Zerrn Friedrich von Kellwald.
Ein milder Beitrag zu seinem Nuhm.

Die angemessene Kritik, welche Professor O. Jäger im Heft 30 (3.
Quartal S. 121) des laufenden Jahrganges der "Grenzboten" der neuerschienenen
Kulturgeschichte Friedrichs von Hellwald gewidmet, hat einige besorgte
Gemüther beunruhigt. "Wie?!" rufen sie, "dieser deutsche Gelehrte, der eine
so angesehene Zeitschrift wie "das Ausland" redigirt, sollte ein Ignorant
sein? ein Bücherfabrikant von jener Sorte, welche die Vernachlässigung ihrer
Bildung hinter blendenden Phrasen und einem Uebermaß geistreichen Un¬
glaubens und glänzenden Spottes über das Positive -- namentlich das po¬
sitive Wissen -- verbirgt?"

Diesen besorgten Gemüthern antworten wir: Ja. seht zu. was von dem
..Gelehrten" Hellwald noch übrig bleibt, nachdem Ihr seine Kulturge¬
schichte mit Jäger'scher Kritik gelesen. Und laßt Euch ja nicht irre machen
in Eurem Urtheil durch das viele Klappern, das bei so Vielen zum Hand¬
werke des Büchermachens und Bücheranvreisens einmal gehört, wenn selbst
bei diesem handwerksmäßigen Geräusch der größte Theil der deutschen Presse
fröhlich mitthun sollte.


bewohnten trauten Heimstätte, aus welcher die Inhaberin hinausgetragen
wurde zur ewigen Ruhe. Und der „Regenbogen", das uralte Sinnbild der
Versöhnung, wölbt sich auch über der offenen Gruft des wunderlichen alten
Sonderlings, dessen „Bekenntnisse" wir angehört. Dann stehen wir mit einem
Male „auf der Höhe der Zeit", im „einigen Deutschland", und der große
„Familientag" wird gefeiert, an welchem die Landwehr aus dem heiligen
Kriege gegen Frankreich zurückkehrt.

Und den Schluß bildet „das Jubiläum" des dritten Geschlechtes, das
jenem „Buhle von der schwäbischen Alp" entsproßte, mit dessen Lebenslauf
„die Alten" begannen. „Aber der Stern, dem der arme Knabe folgte, leuchtet
noch immer, zeigt uns noch immer, wo wir auch sind, den Weg zur Heimath."

Hier ist einmal ein Buch, von dem man zuversichtlich sagen kann, daß
es auch blank und dauernd glänze, wie jenes mitternächtige Sternbild, ein
Buch, mit dem, wie mit jenem Sternbilds Jeder bei Zeiten sich vertraut
machen sollte, der den ruhenden Pol sucht in der Erscheinungen Flucht.


Hans Blum.


Die Uniform des Zerrn Friedrich von Kellwald.
Ein milder Beitrag zu seinem Nuhm.

Die angemessene Kritik, welche Professor O. Jäger im Heft 30 (3.
Quartal S. 121) des laufenden Jahrganges der „Grenzboten" der neuerschienenen
Kulturgeschichte Friedrichs von Hellwald gewidmet, hat einige besorgte
Gemüther beunruhigt. „Wie?!" rufen sie, „dieser deutsche Gelehrte, der eine
so angesehene Zeitschrift wie „das Ausland" redigirt, sollte ein Ignorant
sein? ein Bücherfabrikant von jener Sorte, welche die Vernachlässigung ihrer
Bildung hinter blendenden Phrasen und einem Uebermaß geistreichen Un¬
glaubens und glänzenden Spottes über das Positive — namentlich das po¬
sitive Wissen — verbirgt?"

Diesen besorgten Gemüthern antworten wir: Ja. seht zu. was von dem
..Gelehrten" Hellwald noch übrig bleibt, nachdem Ihr seine Kulturge¬
schichte mit Jäger'scher Kritik gelesen. Und laßt Euch ja nicht irre machen
in Eurem Urtheil durch das viele Klappern, das bei so Vielen zum Hand¬
werke des Büchermachens und Bücheranvreisens einmal gehört, wenn selbst
bei diesem handwerksmäßigen Geräusch der größte Theil der deutschen Presse
fröhlich mitthun sollte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/426>, abgerufen am 29.04.2024.