Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.Zwei Seiten weiter aber entblüht dieser entzückenden Franzosenseele eine Nachdem er dann noch versucht, den Beweis zu liefern, daß die Holländer, So wollen wir denn auch Abschied nehmen von Merrnan mit den Worten v. Clciusewitz, Hauptmann a. D. Kommodore ßornelius Janderbilt. Der jüngst zu Newyork im 83. Lebensjahre verstorbene Kommodore Cor¬ Zwei Seiten weiter aber entblüht dieser entzückenden Franzosenseele eine Nachdem er dann noch versucht, den Beweis zu liefern, daß die Holländer, So wollen wir denn auch Abschied nehmen von Merrnan mit den Worten v. Clciusewitz, Hauptmann a. D. Kommodore ßornelius Janderbilt. Der jüngst zu Newyork im 83. Lebensjahre verstorbene Kommodore Cor¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137484"/> <p xml:id="ID_1012"> Zwei Seiten weiter aber entblüht dieser entzückenden Franzosenseele eine<lb/> neue Knospe: „Frankreich, welches leider Gottes das Nationalitätsprincip ins<lb/> Leben gerufen hatte, zu allererst damit experimentirte, ach, heute ist es seiner<lb/> Illusionen darüber sicherlich beraubt!" —</p><lb/> <p xml:id="ID_1013"> Nachdem er dann noch versucht, den Beweis zu liefern, daß die Holländer,<lb/> aus Todesangst, nächstens vom Fürsten Bismarck gefrühstückt zu werden,<lb/> krampfhaft ihre Flotte vermehrtem, indem sie die horrende Summe von 24<lb/> Millionen Thalern für ihr Marinebudget jährlich auswerfen, obwohl hierin<lb/> die ganze coloniale Marine mit inbegriffen ist, eilt er zum Schluß, indem er<lb/> Preußen (Deutschland kennt er nnn mal nicht, darin ist er komisch) folgender¬<lb/> maßen apvstrophirt: „In dein neuen Europa fühlen alle Schwächeren ihre<lb/> Existenz bedroht durch die Grundsätze, welche Preußen entwickelt hat. Für<lb/> diese giebt es keine Sicherheit mehr. Dänemark, Schweden und Holland sichern<lb/> sich durch doppelte Riegel und Schlosser vor diesem Raubritterthum, Preuße»<lb/> mag diese tiefe Verwirrung aller Verhältnisse verantworten. Es hat seine<lb/> Waffen zu den niedrigsten Zwecken gemißbraucht, ohne Grund hat es seine<lb/> Nachbaren geplündert, nur um sich zu bereichern." (Franzosen thun dies nur<lb/> aus Humanität, mit an der Spitze der Civilisation voranhenleuden Nigger¬<lb/> bauden.) „Weder gesetzliche Interessen, noch Familienbande, noch geheiligte<lb/> Völkerrechte haben es in seiner Aunexionslaufbahu aufgehalten, unter den<lb/> elendesten Vorwänden hat es Kriege begonnen, indem es diejenigen niederschoß,<lb/> die ihre Heimath vertheidigten." Aber, Herr Merrnan, wen sollte es denn<lb/> sonst niederschießen? die Maul-und Federbetten reißen doch immer aus; thun<lb/> Sie doch nicht immer so, als ob Sie das nicht wüßten! „Ganz besonders<lb/> hat es in Europa die Vaterlandsliebe verringert und mit Gewalt den Scepticis-<lb/> mus und die machiavellistische Politik Friedrichs des Zweiten eingeführt." u. f. w.</p><lb/> <p xml:id="ID_1014"> So wollen wir denn auch Abschied nehmen von Merrnan mit den Worten<lb/> eines Freundes jenes Friedrich, „dessen Scepticismus wir jetzt mit Gewalt ein¬<lb/> führen", mit einer leichten Variante des Herrn von Voltaire wünschen wir<lb/> ihm: „weniger Vocale in seinen Namen und mehr Verstand in sein Gehirn."</p><lb/> <note type="byline"> v. Clciusewitz,<lb/> Hauptmann a. D.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kommodore ßornelius Janderbilt.</head><lb/> <p xml:id="ID_1015" next="#ID_1016"> Der jüngst zu Newyork im 83. Lebensjahre verstorbene Kommodore Cor¬<lb/> nelius Vauderbilt gehörte nebst William B. Astvr und Alexander Turney</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0311]
Zwei Seiten weiter aber entblüht dieser entzückenden Franzosenseele eine
neue Knospe: „Frankreich, welches leider Gottes das Nationalitätsprincip ins
Leben gerufen hatte, zu allererst damit experimentirte, ach, heute ist es seiner
Illusionen darüber sicherlich beraubt!" —
Nachdem er dann noch versucht, den Beweis zu liefern, daß die Holländer,
aus Todesangst, nächstens vom Fürsten Bismarck gefrühstückt zu werden,
krampfhaft ihre Flotte vermehrtem, indem sie die horrende Summe von 24
Millionen Thalern für ihr Marinebudget jährlich auswerfen, obwohl hierin
die ganze coloniale Marine mit inbegriffen ist, eilt er zum Schluß, indem er
Preußen (Deutschland kennt er nnn mal nicht, darin ist er komisch) folgender¬
maßen apvstrophirt: „In dein neuen Europa fühlen alle Schwächeren ihre
Existenz bedroht durch die Grundsätze, welche Preußen entwickelt hat. Für
diese giebt es keine Sicherheit mehr. Dänemark, Schweden und Holland sichern
sich durch doppelte Riegel und Schlosser vor diesem Raubritterthum, Preuße»
mag diese tiefe Verwirrung aller Verhältnisse verantworten. Es hat seine
Waffen zu den niedrigsten Zwecken gemißbraucht, ohne Grund hat es seine
Nachbaren geplündert, nur um sich zu bereichern." (Franzosen thun dies nur
aus Humanität, mit an der Spitze der Civilisation voranhenleuden Nigger¬
bauden.) „Weder gesetzliche Interessen, noch Familienbande, noch geheiligte
Völkerrechte haben es in seiner Aunexionslaufbahu aufgehalten, unter den
elendesten Vorwänden hat es Kriege begonnen, indem es diejenigen niederschoß,
die ihre Heimath vertheidigten." Aber, Herr Merrnan, wen sollte es denn
sonst niederschießen? die Maul-und Federbetten reißen doch immer aus; thun
Sie doch nicht immer so, als ob Sie das nicht wüßten! „Ganz besonders
hat es in Europa die Vaterlandsliebe verringert und mit Gewalt den Scepticis-
mus und die machiavellistische Politik Friedrichs des Zweiten eingeführt." u. f. w.
So wollen wir denn auch Abschied nehmen von Merrnan mit den Worten
eines Freundes jenes Friedrich, „dessen Scepticismus wir jetzt mit Gewalt ein¬
führen", mit einer leichten Variante des Herrn von Voltaire wünschen wir
ihm: „weniger Vocale in seinen Namen und mehr Verstand in sein Gehirn."
v. Clciusewitz,
Hauptmann a. D.
Kommodore ßornelius Janderbilt.
Der jüngst zu Newyork im 83. Lebensjahre verstorbene Kommodore Cor¬
nelius Vauderbilt gehörte nebst William B. Astvr und Alexander Turney
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