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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Stewart zu den bekannten drei Nabobs der newyorker Millionäre. William
B. Astvr, der Sohn jenes armen Pfälzers Johann Jakob Astor, welcher im
November 1783 mit nur fünf Pfund Sterling und sieben Flöten, die er zur
Spekulation gekauft hatte, nach Amerika auswanderte, um dort als einer der
geachtetsten Bürger der Republik und im Besitze von circa dreißig Millionen Dollars
aus dem Leben zu scheiden, starb im Herbste des Jahres 1875; ihm folgte im
Tode am 10. April 1876 der einer schottisch-irischen Familie entsprossene reiche
Handelsfürst Alexander T. Stewart, und als der Dritte dieser "illustre Mu-
trörvs im Mammon" ist nun auch am 4. Januar d. I. Cornelius Vanderbilt,
in dessen Adern holländisches Blut rollte, dorthin gegangen, von wannen keine
Rückkehr ist.

Die Lebensgeschichte von Cornelius Vanderbilt bietet in hohem Grade
ein treues Bild von der Umsicht und Thätigkeit jener self-macle-men, die sich
jenseits des Atlantischen Ozeans aus eigener Kraft und mit bewundernswerther
Ausdauer und Energie ihren Lebensweg bahnen. Charakteristisch für Vanderbilt
ist der Ausspruch, den er einmal in den zwanziger Jahren that, und der ihm
für sein ganzes Leben eine Richtschnur blieb: "Es kommt weniger auf den
augenblicklichen Gelderwerb an, als darauf, daß man das einmal vorgesteckte
Ziel erreicht (w og.rr^ tue point)." Dieses unermüdliche Abwenden und Be¬
siegen der Hindernisse und Gefahren, welche sich ihm bei seinen Bestrebungen
in den Weg stellten, bildet das Geheimniß seiner Erfolge.

Cornelius Vanderbilt wurde am 27. Mai 1794 auf Skalen Island bei
Newyork geboren. Sein Vater, welcher daselbst eine kleine Farm besaß, brachte
seine Gartenprodukte auf einem ihm selbst gehörigen Boote nach Newyork auf
den Markt. Bei diesen Beschäftigungen pflegte ihm der junge Cornelius zu
helfen, der auf diese Weise uicht nur den Garten- und Ackerbau, sondern auch
die Führung eines Bootes kennen lernte. Rudern und Reiten gehörte zu den
Lieblingsbeschäftigungen des Knaben, dessen Schulkenntnisse über Lesen, Schreiben
und Rechnen nicht weit hinausgingen. Im Uebrigen aber wurde derselbe von
seinen Eltern zu einer geordneten Thätigkeit und zu einer strengen Pflichter¬
füllung angehalten. Sem frühester Ehrgeiz war darauf gerichtet, der selb¬
ständige Besitzer eines Bootes zu sein. Noch nicht siebzehn Jahre alt. übernahm
er es, für hundert Dollars, die ihm seine Mutter (sein Vater war bereits ge¬
storben) versprochen hatte, in verhültuißmäßig kurzer Zeit eine Landstände von
acht Acres gehörig zu beackern, zu besäen und zu bepflanzen. Er löste die
übernommene Aufgabe und kaufte sich nun mit dem erhaltenen Gelde ein
eigenes Boot. Dies war der Aufnng seiner selbständigen Carriere. Der junge
Vanderbilt führte ein äußerst thätiges und enthaltsames Leben und brachte
seiner Mutter, die er bis zu ihrem Tode mit der größten Zärtlichkeit liebte,


Stewart zu den bekannten drei Nabobs der newyorker Millionäre. William
B. Astvr, der Sohn jenes armen Pfälzers Johann Jakob Astor, welcher im
November 1783 mit nur fünf Pfund Sterling und sieben Flöten, die er zur
Spekulation gekauft hatte, nach Amerika auswanderte, um dort als einer der
geachtetsten Bürger der Republik und im Besitze von circa dreißig Millionen Dollars
aus dem Leben zu scheiden, starb im Herbste des Jahres 1875; ihm folgte im
Tode am 10. April 1876 der einer schottisch-irischen Familie entsprossene reiche
Handelsfürst Alexander T. Stewart, und als der Dritte dieser „illustre Mu-
trörvs im Mammon" ist nun auch am 4. Januar d. I. Cornelius Vanderbilt,
in dessen Adern holländisches Blut rollte, dorthin gegangen, von wannen keine
Rückkehr ist.

Die Lebensgeschichte von Cornelius Vanderbilt bietet in hohem Grade
ein treues Bild von der Umsicht und Thätigkeit jener self-macle-men, die sich
jenseits des Atlantischen Ozeans aus eigener Kraft und mit bewundernswerther
Ausdauer und Energie ihren Lebensweg bahnen. Charakteristisch für Vanderbilt
ist der Ausspruch, den er einmal in den zwanziger Jahren that, und der ihm
für sein ganzes Leben eine Richtschnur blieb: „Es kommt weniger auf den
augenblicklichen Gelderwerb an, als darauf, daß man das einmal vorgesteckte
Ziel erreicht (w og.rr^ tue point)." Dieses unermüdliche Abwenden und Be¬
siegen der Hindernisse und Gefahren, welche sich ihm bei seinen Bestrebungen
in den Weg stellten, bildet das Geheimniß seiner Erfolge.

Cornelius Vanderbilt wurde am 27. Mai 1794 auf Skalen Island bei
Newyork geboren. Sein Vater, welcher daselbst eine kleine Farm besaß, brachte
seine Gartenprodukte auf einem ihm selbst gehörigen Boote nach Newyork auf
den Markt. Bei diesen Beschäftigungen pflegte ihm der junge Cornelius zu
helfen, der auf diese Weise uicht nur den Garten- und Ackerbau, sondern auch
die Führung eines Bootes kennen lernte. Rudern und Reiten gehörte zu den
Lieblingsbeschäftigungen des Knaben, dessen Schulkenntnisse über Lesen, Schreiben
und Rechnen nicht weit hinausgingen. Im Uebrigen aber wurde derselbe von
seinen Eltern zu einer geordneten Thätigkeit und zu einer strengen Pflichter¬
füllung angehalten. Sem frühester Ehrgeiz war darauf gerichtet, der selb¬
ständige Besitzer eines Bootes zu sein. Noch nicht siebzehn Jahre alt. übernahm
er es, für hundert Dollars, die ihm seine Mutter (sein Vater war bereits ge¬
storben) versprochen hatte, in verhültuißmäßig kurzer Zeit eine Landstände von
acht Acres gehörig zu beackern, zu besäen und zu bepflanzen. Er löste die
übernommene Aufgabe und kaufte sich nun mit dem erhaltenen Gelde ein
eigenes Boot. Dies war der Aufnng seiner selbständigen Carriere. Der junge
Vanderbilt führte ein äußerst thätiges und enthaltsames Leben und brachte
seiner Mutter, die er bis zu ihrem Tode mit der größten Zärtlichkeit liebte,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/312>, abgerufen am 22.05.2024.