Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nebst meinem unterthänigsten Glückwunsch an diesem frohen Tage zu Gnaden.
Wie viel ist in Erfüllung gekommen, wofür wir uns im vorigen Jahre fürch¬
teten und es unmöglich dachten; eine gute Stärkung für die Zukunft.

Mit der armen Lollo geht es noch nicht bester, ob ich gleich von einem
Tage zum andern es sehnlich hoffe. Starke thut sein Möglichstes und ver¬
spricht alles Gute und es ist doch ein großer Trost, meine Lollo in den
Händen eines solchen Mannes zu wissen. Da Caroline so schwache Nerven
hat, kann sie nicht bei uns sein. So viel Trost sie uns geben könnte, müßte
ich doch fürchten, sie auch krank zu sehen, denn es ist sehr angreifend, ganze
Tage, ohne von der armen Kranken gekannt zu sein, am Bette zu sitzen.----
Der gute Schiller empfiehlt sich unterthänig; o könnte ich doch anch bald hin¬
zufügen, daß sich Lollo Ihnen auch empfiehlt. Leben Sie wohl, theuerste,
gnädigste Fürstin und schenken Sie ein gnädiges Andenken Ihrer treuen unter¬
von Lengefeld. thänigsten Dienerin

Mein kleines Carolinchen ist in der That ein hübsches Schätzchen, Gott
gebe nur, daß es seine gute Mutter selbst erziehen kann.


2) Charlotte v. Schiller an die Fürstin Caroline Louise.

Weimar, ohne Datum.*)

Gnädigste Fürstin! Da meine Mutter nicht so glücklich ist, für jetzt in
der Nähe von Ihnen zu sein, und ich Ihnen, Durchlauchtigste Fürstin, doch
zeigen möchte, daß ich Ihre Aufträge erfüllt habe, so mag die gnädige Gesin¬
nung, die ich mir schmeichle, daß Ew. Durchlaucht sie mir erhalten, mich in
Ihren Augen entschuldigen. Ader Sie vergönnen mir das Glück, mich Ihnen
im Geist zu zeigen, da es nicht in der Wirklichkeit sein konnte; wie gern hätte
ich mich mit Ihnen gefreut; mich der beiden lieben neu angekommenen Prinzen
erfreut, ihnen Glück gewünscht, daß sie so vereinigt ins Leben getreten und
unter dem Schutz und der Leitung solcher Eltern aufwachsen können. Die
Sorgfalt, Liebe und Klugheit, mit der man unter Ihren Augen, gnädigste
Fürstin, die Kinder behandelt, muß jedes fühlende Herz ergötzen und wünschen
lassen, daß viel so gute Menschen mögen gebildet werden.

Daß die theure Fürstin von Sondershausen einen Prinzen hat, hat mich
unendlich erfreut, sie verdient durch ihre Güte, daß ihr das Schicksal ihre



*) Dem Inhalte nach kann der Brief nur zwischen dem 24. und 27. September 1301
geschrieben sein. In jenem Jahre wurden im Schwarzburgischen Hause (Rudolstadt und Sonders¬
hausen) vier Prinzen geboren. Das Jahr zuvor war Prinz Theodor in zartem Alter ge¬
storben. -- Die Fürstin hatte ans einer Reise mit ihrem Gemahl 1800 vom 6. bis 16. August
sich in Dresden aufgehalten und die dortigen Kunstschätze gesehen. -- Schiller und Frau
waren daselbst im Herbste des Jahres 1801.

nebst meinem unterthänigsten Glückwunsch an diesem frohen Tage zu Gnaden.
Wie viel ist in Erfüllung gekommen, wofür wir uns im vorigen Jahre fürch¬
teten und es unmöglich dachten; eine gute Stärkung für die Zukunft.

Mit der armen Lollo geht es noch nicht bester, ob ich gleich von einem
Tage zum andern es sehnlich hoffe. Starke thut sein Möglichstes und ver¬
spricht alles Gute und es ist doch ein großer Trost, meine Lollo in den
Händen eines solchen Mannes zu wissen. Da Caroline so schwache Nerven
hat, kann sie nicht bei uns sein. So viel Trost sie uns geben könnte, müßte
ich doch fürchten, sie auch krank zu sehen, denn es ist sehr angreifend, ganze
Tage, ohne von der armen Kranken gekannt zu sein, am Bette zu sitzen.----
Der gute Schiller empfiehlt sich unterthänig; o könnte ich doch anch bald hin¬
zufügen, daß sich Lollo Ihnen auch empfiehlt. Leben Sie wohl, theuerste,
gnädigste Fürstin und schenken Sie ein gnädiges Andenken Ihrer treuen unter¬
von Lengefeld. thänigsten Dienerin

Mein kleines Carolinchen ist in der That ein hübsches Schätzchen, Gott
gebe nur, daß es seine gute Mutter selbst erziehen kann.


2) Charlotte v. Schiller an die Fürstin Caroline Louise.

Weimar, ohne Datum.*)

Gnädigste Fürstin! Da meine Mutter nicht so glücklich ist, für jetzt in
der Nähe von Ihnen zu sein, und ich Ihnen, Durchlauchtigste Fürstin, doch
zeigen möchte, daß ich Ihre Aufträge erfüllt habe, so mag die gnädige Gesin¬
nung, die ich mir schmeichle, daß Ew. Durchlaucht sie mir erhalten, mich in
Ihren Augen entschuldigen. Ader Sie vergönnen mir das Glück, mich Ihnen
im Geist zu zeigen, da es nicht in der Wirklichkeit sein konnte; wie gern hätte
ich mich mit Ihnen gefreut; mich der beiden lieben neu angekommenen Prinzen
erfreut, ihnen Glück gewünscht, daß sie so vereinigt ins Leben getreten und
unter dem Schutz und der Leitung solcher Eltern aufwachsen können. Die
Sorgfalt, Liebe und Klugheit, mit der man unter Ihren Augen, gnädigste
Fürstin, die Kinder behandelt, muß jedes fühlende Herz ergötzen und wünschen
lassen, daß viel so gute Menschen mögen gebildet werden.

Daß die theure Fürstin von Sondershausen einen Prinzen hat, hat mich
unendlich erfreut, sie verdient durch ihre Güte, daß ihr das Schicksal ihre



*) Dem Inhalte nach kann der Brief nur zwischen dem 24. und 27. September 1301
geschrieben sein. In jenem Jahre wurden im Schwarzburgischen Hause (Rudolstadt und Sonders¬
hausen) vier Prinzen geboren. Das Jahr zuvor war Prinz Theodor in zartem Alter ge¬
storben. — Die Fürstin hatte ans einer Reise mit ihrem Gemahl 1800 vom 6. bis 16. August
sich in Dresden aufgehalten und die dortigen Kunstschätze gesehen. — Schiller und Frau
waren daselbst im Herbste des Jahres 1801.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0148" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137849"/>
            <p xml:id="ID_363" prev="#ID_362"> nebst meinem unterthänigsten Glückwunsch an diesem frohen Tage zu Gnaden.<lb/>
Wie viel ist in Erfüllung gekommen, wofür wir uns im vorigen Jahre fürch¬<lb/>
teten und es unmöglich dachten; eine gute Stärkung für die Zukunft.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_364"> Mit der armen Lollo geht es noch nicht bester, ob ich gleich von einem<lb/>
Tage zum andern es sehnlich hoffe. Starke thut sein Möglichstes und ver¬<lb/>
spricht alles Gute und es ist doch ein großer Trost, meine Lollo in den<lb/>
Händen eines solchen Mannes zu wissen. Da Caroline so schwache Nerven<lb/>
hat, kann sie nicht bei uns sein. So viel Trost sie uns geben könnte, müßte<lb/>
ich doch fürchten, sie auch krank zu sehen, denn es ist sehr angreifend, ganze<lb/>
Tage, ohne von der armen Kranken gekannt zu sein, am Bette zu sitzen.----<lb/>
Der gute Schiller empfiehlt sich unterthänig; o könnte ich doch anch bald hin¬<lb/>
zufügen, daß sich Lollo Ihnen auch empfiehlt. Leben Sie wohl, theuerste,<lb/>
gnädigste Fürstin und schenken Sie ein gnädiges Andenken Ihrer treuen unter¬<lb/><note type="bibl"> von Lengefeld.</note> thänigsten Dienerin </p><lb/>
            <p xml:id="ID_365"> Mein kleines Carolinchen ist in der That ein hübsches Schätzchen, Gott<lb/>
gebe nur, daß es seine gute Mutter selbst erziehen kann.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 2) Charlotte v. Schiller an die Fürstin Caroline Louise.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_366"> Weimar, ohne Datum.*)</p><lb/>
            <p xml:id="ID_367"><note type="salute"> Gnädigste Fürstin!</note> Da meine Mutter nicht so glücklich ist, für jetzt in<lb/>
der Nähe von Ihnen zu sein, und ich Ihnen, Durchlauchtigste Fürstin, doch<lb/>
zeigen möchte, daß ich Ihre Aufträge erfüllt habe, so mag die gnädige Gesin¬<lb/>
nung, die ich mir schmeichle, daß Ew. Durchlaucht sie mir erhalten, mich in<lb/>
Ihren Augen entschuldigen. Ader Sie vergönnen mir das Glück, mich Ihnen<lb/>
im Geist zu zeigen, da es nicht in der Wirklichkeit sein konnte; wie gern hätte<lb/>
ich mich mit Ihnen gefreut; mich der beiden lieben neu angekommenen Prinzen<lb/>
erfreut, ihnen Glück gewünscht, daß sie so vereinigt ins Leben getreten und<lb/>
unter dem Schutz und der Leitung solcher Eltern aufwachsen können. Die<lb/>
Sorgfalt, Liebe und Klugheit, mit der man unter Ihren Augen, gnädigste<lb/>
Fürstin, die Kinder behandelt, muß jedes fühlende Herz ergötzen und wünschen<lb/>
lassen, daß viel so gute Menschen mögen gebildet werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_368" next="#ID_369"> Daß die theure Fürstin von Sondershausen einen Prinzen hat, hat mich<lb/>
unendlich erfreut, sie verdient durch ihre Güte, daß ihr das Schicksal ihre</p><lb/>
            <note xml:id="FID_99" place="foot"> *) Dem Inhalte nach kann der Brief nur zwischen dem 24. und 27. September 1301<lb/>
geschrieben sein. In jenem Jahre wurden im Schwarzburgischen Hause (Rudolstadt und Sonders¬<lb/>
hausen) vier Prinzen geboren. Das Jahr zuvor war Prinz Theodor in zartem Alter ge¬<lb/>
storben. &#x2014; Die Fürstin hatte ans einer Reise mit ihrem Gemahl 1800 vom 6. bis 16. August<lb/>
sich in Dresden aufgehalten und die dortigen Kunstschätze gesehen. &#x2014; Schiller und Frau<lb/>
waren daselbst im Herbste des Jahres 1801.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0148] nebst meinem unterthänigsten Glückwunsch an diesem frohen Tage zu Gnaden. Wie viel ist in Erfüllung gekommen, wofür wir uns im vorigen Jahre fürch¬ teten und es unmöglich dachten; eine gute Stärkung für die Zukunft. Mit der armen Lollo geht es noch nicht bester, ob ich gleich von einem Tage zum andern es sehnlich hoffe. Starke thut sein Möglichstes und ver¬ spricht alles Gute und es ist doch ein großer Trost, meine Lollo in den Händen eines solchen Mannes zu wissen. Da Caroline so schwache Nerven hat, kann sie nicht bei uns sein. So viel Trost sie uns geben könnte, müßte ich doch fürchten, sie auch krank zu sehen, denn es ist sehr angreifend, ganze Tage, ohne von der armen Kranken gekannt zu sein, am Bette zu sitzen.---- Der gute Schiller empfiehlt sich unterthänig; o könnte ich doch anch bald hin¬ zufügen, daß sich Lollo Ihnen auch empfiehlt. Leben Sie wohl, theuerste, gnädigste Fürstin und schenken Sie ein gnädiges Andenken Ihrer treuen unter¬ von Lengefeld. thänigsten Dienerin Mein kleines Carolinchen ist in der That ein hübsches Schätzchen, Gott gebe nur, daß es seine gute Mutter selbst erziehen kann. 2) Charlotte v. Schiller an die Fürstin Caroline Louise. Weimar, ohne Datum.*) Gnädigste Fürstin! Da meine Mutter nicht so glücklich ist, für jetzt in der Nähe von Ihnen zu sein, und ich Ihnen, Durchlauchtigste Fürstin, doch zeigen möchte, daß ich Ihre Aufträge erfüllt habe, so mag die gnädige Gesin¬ nung, die ich mir schmeichle, daß Ew. Durchlaucht sie mir erhalten, mich in Ihren Augen entschuldigen. Ader Sie vergönnen mir das Glück, mich Ihnen im Geist zu zeigen, da es nicht in der Wirklichkeit sein konnte; wie gern hätte ich mich mit Ihnen gefreut; mich der beiden lieben neu angekommenen Prinzen erfreut, ihnen Glück gewünscht, daß sie so vereinigt ins Leben getreten und unter dem Schutz und der Leitung solcher Eltern aufwachsen können. Die Sorgfalt, Liebe und Klugheit, mit der man unter Ihren Augen, gnädigste Fürstin, die Kinder behandelt, muß jedes fühlende Herz ergötzen und wünschen lassen, daß viel so gute Menschen mögen gebildet werden. Daß die theure Fürstin von Sondershausen einen Prinzen hat, hat mich unendlich erfreut, sie verdient durch ihre Güte, daß ihr das Schicksal ihre *) Dem Inhalte nach kann der Brief nur zwischen dem 24. und 27. September 1301 geschrieben sein. In jenem Jahre wurden im Schwarzburgischen Hause (Rudolstadt und Sonders¬ hausen) vier Prinzen geboren. Das Jahr zuvor war Prinz Theodor in zartem Alter ge¬ storben. — Die Fürstin hatte ans einer Reise mit ihrem Gemahl 1800 vom 6. bis 16. August sich in Dresden aufgehalten und die dortigen Kunstschätze gesehen. — Schiller und Frau waren daselbst im Herbste des Jahres 1801.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/148
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/148>, abgerufen am 26.05.2024.