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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Wünsche erfüllt. Wie sehnlich sehe ich auch der Nachricht entgegen von der
glücklichen Niederkunft Ihrer Durchlaucht Prinzeß Schwester und möchte mit
treuem Herzen wünschen, daß ihr das Schicksal den Verlust des liebenswürdi¬
gen Theodors ersetzen möchte.

Nun, gnädigste Fürstin, muß ich Ihnen Rechenschaft von meinen Auf¬
lagen ablegen, die mir meine Mutter in Ihrem Namen gab. Die Kopie der
beiden Engel von Raphael, die die Stock mit aller Treue und Lieblichkeit
kopiren würde, stünde Ihnen künftiges Frühjahr zu Befehl, weil im Winter
Gallerie verschlossen ist. Graf F. in Wien, von dem Sie gewiß gehört
haben, wenn er Ihnen nicht persönlich bekannt ist, hat für diese zwei Engel
^Hig Dukaten bezahlt; die Stock aber, die wohl errathen mochte, warum ich
fragte und wer eigentlich sich darnach erkundigt, sagte mir, daß sie, wenn Sie
^vielleicht wären, die die Bilder wünschten, sie Ihnen für fünfzig Dukaten
der größten Freude fertigen würde. Eine Kopie der großen Madonna
Raphael, aber ohne den Papst und die heilige Barbara, so groß wie das
Original, würde sie für hundert Dukaten machen. Man lernt den Werth der
Kopien von der Stock erst recht schützen, wenn man die andern Maler sieht,
!e kopiren. Sie faßt mit einer Zartheit und Feinheit die Eigenthümlich¬
keiten der Originale auf, trügt sie mit Geist über und weiß dabei ihrem
Kolorit eine Kraft und Klarheit zu geben, was bei Pastellgemülden selten der
^all ist. Ich sah eine Kopie der Madonna von Grassy, der sehr berühmt
^ ist und sehr schöne Portraits malt, aber seine Kopie war nicht glücklich;
^ ist das ganze Bild aber, denken Sie, für dreitausend Dukaten verkauft worden,
^gen dieses ist der Preis, den Dörcher macht, sehr billig. Sollten Sie
wünschen, etwas von Dorchens Hand zu besitzen, so werden Sie die Gnade
^ben, es mir zu schreiben.

Wie glücklich Hütte es mich gemacht, wenn ich mit Ihnen Hütte in Dresden
kein können, wie viel Freude und Genuß Hütte es mir gewährt, mit Ihnen so
etwas zu sehen. Sie haben so viel Kenntnisse und so einen schönen Sinn für
°as Große. -- Ich bin um viele Begriffe reicher aus Dresden zurückge-
"Minen und habe mich an den Kunstwerken unendlich ergötzt. Nichts aber
mir einen höheren Eindruck gegeben, als die Antiken. Man sieht sich
^'f die höchste Stufe der Kunst gestellt; die Gemälde sah ich niemals mit
solcher Ehrfurcht für den menschlichen Geist an, als die Antiken.

Ehe ich schließe, erlauben Sie mir noch, Ihnen zu sagen, wie innig mein
^! Ihre Gnade und Liebe fühlt, die Sie meinen Kindern erzeigt haben,
^'e haben sie so gnädig aufgenommen, daß es mir eine schöne Hoffnung gibt,
°aß das Andenken der Mutter in Ihrem Herzen nicht vergeht. Empfehlen Sie


Grenzboten II, 1877. 19

Wünsche erfüllt. Wie sehnlich sehe ich auch der Nachricht entgegen von der
glücklichen Niederkunft Ihrer Durchlaucht Prinzeß Schwester und möchte mit
treuem Herzen wünschen, daß ihr das Schicksal den Verlust des liebenswürdi¬
gen Theodors ersetzen möchte.

Nun, gnädigste Fürstin, muß ich Ihnen Rechenschaft von meinen Auf¬
lagen ablegen, die mir meine Mutter in Ihrem Namen gab. Die Kopie der
beiden Engel von Raphael, die die Stock mit aller Treue und Lieblichkeit
kopiren würde, stünde Ihnen künftiges Frühjahr zu Befehl, weil im Winter
Gallerie verschlossen ist. Graf F. in Wien, von dem Sie gewiß gehört
haben, wenn er Ihnen nicht persönlich bekannt ist, hat für diese zwei Engel
^Hig Dukaten bezahlt; die Stock aber, die wohl errathen mochte, warum ich
fragte und wer eigentlich sich darnach erkundigt, sagte mir, daß sie, wenn Sie
^vielleicht wären, die die Bilder wünschten, sie Ihnen für fünfzig Dukaten
der größten Freude fertigen würde. Eine Kopie der großen Madonna
Raphael, aber ohne den Papst und die heilige Barbara, so groß wie das
Original, würde sie für hundert Dukaten machen. Man lernt den Werth der
Kopien von der Stock erst recht schützen, wenn man die andern Maler sieht,
!e kopiren. Sie faßt mit einer Zartheit und Feinheit die Eigenthümlich¬
keiten der Originale auf, trügt sie mit Geist über und weiß dabei ihrem
Kolorit eine Kraft und Klarheit zu geben, was bei Pastellgemülden selten der
^all ist. Ich sah eine Kopie der Madonna von Grassy, der sehr berühmt
^ ist und sehr schöne Portraits malt, aber seine Kopie war nicht glücklich;
^ ist das ganze Bild aber, denken Sie, für dreitausend Dukaten verkauft worden,
^gen dieses ist der Preis, den Dörcher macht, sehr billig. Sollten Sie
wünschen, etwas von Dorchens Hand zu besitzen, so werden Sie die Gnade
^ben, es mir zu schreiben.

Wie glücklich Hütte es mich gemacht, wenn ich mit Ihnen Hütte in Dresden
kein können, wie viel Freude und Genuß Hütte es mir gewährt, mit Ihnen so
etwas zu sehen. Sie haben so viel Kenntnisse und so einen schönen Sinn für
°as Große. — Ich bin um viele Begriffe reicher aus Dresden zurückge-
"Minen und habe mich an den Kunstwerken unendlich ergötzt. Nichts aber
mir einen höheren Eindruck gegeben, als die Antiken. Man sieht sich
^'f die höchste Stufe der Kunst gestellt; die Gemälde sah ich niemals mit
solcher Ehrfurcht für den menschlichen Geist an, als die Antiken.

Ehe ich schließe, erlauben Sie mir noch, Ihnen zu sagen, wie innig mein
^! Ihre Gnade und Liebe fühlt, die Sie meinen Kindern erzeigt haben,
^'e haben sie so gnädig aufgenommen, daß es mir eine schöne Hoffnung gibt,
°aß das Andenken der Mutter in Ihrem Herzen nicht vergeht. Empfehlen Sie


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[0149] Wünsche erfüllt. Wie sehnlich sehe ich auch der Nachricht entgegen von der glücklichen Niederkunft Ihrer Durchlaucht Prinzeß Schwester und möchte mit treuem Herzen wünschen, daß ihr das Schicksal den Verlust des liebenswürdi¬ gen Theodors ersetzen möchte. Nun, gnädigste Fürstin, muß ich Ihnen Rechenschaft von meinen Auf¬ lagen ablegen, die mir meine Mutter in Ihrem Namen gab. Die Kopie der beiden Engel von Raphael, die die Stock mit aller Treue und Lieblichkeit kopiren würde, stünde Ihnen künftiges Frühjahr zu Befehl, weil im Winter Gallerie verschlossen ist. Graf F. in Wien, von dem Sie gewiß gehört haben, wenn er Ihnen nicht persönlich bekannt ist, hat für diese zwei Engel ^Hig Dukaten bezahlt; die Stock aber, die wohl errathen mochte, warum ich fragte und wer eigentlich sich darnach erkundigt, sagte mir, daß sie, wenn Sie ^vielleicht wären, die die Bilder wünschten, sie Ihnen für fünfzig Dukaten der größten Freude fertigen würde. Eine Kopie der großen Madonna Raphael, aber ohne den Papst und die heilige Barbara, so groß wie das Original, würde sie für hundert Dukaten machen. Man lernt den Werth der Kopien von der Stock erst recht schützen, wenn man die andern Maler sieht, !e kopiren. Sie faßt mit einer Zartheit und Feinheit die Eigenthümlich¬ keiten der Originale auf, trügt sie mit Geist über und weiß dabei ihrem Kolorit eine Kraft und Klarheit zu geben, was bei Pastellgemülden selten der ^all ist. Ich sah eine Kopie der Madonna von Grassy, der sehr berühmt ^ ist und sehr schöne Portraits malt, aber seine Kopie war nicht glücklich; ^ ist das ganze Bild aber, denken Sie, für dreitausend Dukaten verkauft worden, ^gen dieses ist der Preis, den Dörcher macht, sehr billig. Sollten Sie wünschen, etwas von Dorchens Hand zu besitzen, so werden Sie die Gnade ^ben, es mir zu schreiben. Wie glücklich Hütte es mich gemacht, wenn ich mit Ihnen Hütte in Dresden kein können, wie viel Freude und Genuß Hütte es mir gewährt, mit Ihnen so etwas zu sehen. Sie haben so viel Kenntnisse und so einen schönen Sinn für °as Große. — Ich bin um viele Begriffe reicher aus Dresden zurückge- "Minen und habe mich an den Kunstwerken unendlich ergötzt. Nichts aber mir einen höheren Eindruck gegeben, als die Antiken. Man sieht sich ^'f die höchste Stufe der Kunst gestellt; die Gemälde sah ich niemals mit solcher Ehrfurcht für den menschlichen Geist an, als die Antiken. Ehe ich schließe, erlauben Sie mir noch, Ihnen zu sagen, wie innig mein ^! Ihre Gnade und Liebe fühlt, die Sie meinen Kindern erzeigt haben, ^'e haben sie so gnädig aufgenommen, daß es mir eine schöne Hoffnung gibt, °aß das Andenken der Mutter in Ihrem Herzen nicht vergeht. Empfehlen Sie Grenzboten II, 1877. 19

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/149>, abgerufen am 17.06.2024.