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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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mich dem theuren Fürsten zu Gnaden, Ihrer gnädigen Prinzeß Schwester und
Herrn Schwager mit der innigsten Verehrung.


Ihrer Durchlaucht untertheinigste
Charlotte Schiller.

Schiller empfiehlt sich unterthänig
Ihrem gnädigen Andenken.


3) Charlotte v. Schiller an dieselbe.

Ohne Ortsangabe und Datum.*)

Gnädigste Fürstin! Da Sie wissen, welchen Werth mir jede Zeile Ihrer
verehrten Hand macht, so können Sie gewiß begreifen, mit welcher Freude
ich Ihren schönen lieben Brief erhielt. Sie sind so gnädig gegen mich, daß
ich wagen darf, die Gefühle meines Herzens mit den Ihrigen für mich Z"
vergleichen. Ich beklagte also Ihr Schweigen, aber ich zweifelte an dem
Mangel Ihrer Gnade und Liebe für mich. Ich hoffe, die Zeit wird Ihnen
immer mehr zeigen, auf welche Art ich Sie, gnädigste Fürstin, verehre
und liebe.

Was ich zu den traurigen Begebenheiten sagte, die einen trüben Flor um
das freundliche Bild Ihres glücklichen Familienzirkels zogen, fühlten Sie ge¬
wiß, denn Sie waren Zeuge, wie glücklich ich durch das Anschauen schon mit
wurde. Ich möchte Ihnen mein Herz ganz zeigen können! -- Auch jetzt bin
ich unruhig, bis die traurige Zeit vorbei ist, jeder Posttag erweckt mir Sorge,
was ich wol von Rudolstadt hören könnte. Starke hat mich gestern nicht
wenig beunruhigt, da er mir sagte, daß auch der liebenswürdige Prinz Albert
krank sei. Schriftlich erwarte ich heute Nachricht von meiner Mutter. Nehmen
Sie sich ja recht in Acht, theure gnädigste Fürstin! und denken Sie ja gleich
an ernstliche Mittel, wenn Sie Sich nicht wohl fühlen. Denken Sie nur an
Alle, die Sie lieben, denen Ihr Wohlsein zum Glück des Lebens beiträgt.

Was macht Ihre Durchlaucht Prinzeß Schwester? Wenn ich den Gefühlen
meines Herzens für diese theure Prinzeß folgte, so hätte ich auch Ihr selbst
meinen Antheil gesagt. Ich war aber selbst zu weich, möchte Ihr der Himmel
noch viele zukünftige Freuden aufbehalten haben, da er ihr die der Gegen¬
wart raubte.

Hier folgt die Quittung des Goldschmieds-----

Schiller betrübt sich sehr, daß Ihre Durchlaucht sein Werk durch so un¬
angenehme Repräsentanten haben kennen lernen. Hier war wirklich die Vor¬
stellung so gut, daß der Autor, der doch uoch ungenügsamer wie das Publikum



*) Jedenfalls aus Weimar und wahrscheinlich 1803 geschrieben.

mich dem theuren Fürsten zu Gnaden, Ihrer gnädigen Prinzeß Schwester und
Herrn Schwager mit der innigsten Verehrung.


Ihrer Durchlaucht untertheinigste
Charlotte Schiller.

Schiller empfiehlt sich unterthänig
Ihrem gnädigen Andenken.


3) Charlotte v. Schiller an dieselbe.

Ohne Ortsangabe und Datum.*)

Gnädigste Fürstin! Da Sie wissen, welchen Werth mir jede Zeile Ihrer
verehrten Hand macht, so können Sie gewiß begreifen, mit welcher Freude
ich Ihren schönen lieben Brief erhielt. Sie sind so gnädig gegen mich, daß
ich wagen darf, die Gefühle meines Herzens mit den Ihrigen für mich Z»
vergleichen. Ich beklagte also Ihr Schweigen, aber ich zweifelte an dem
Mangel Ihrer Gnade und Liebe für mich. Ich hoffe, die Zeit wird Ihnen
immer mehr zeigen, auf welche Art ich Sie, gnädigste Fürstin, verehre
und liebe.

Was ich zu den traurigen Begebenheiten sagte, die einen trüben Flor um
das freundliche Bild Ihres glücklichen Familienzirkels zogen, fühlten Sie ge¬
wiß, denn Sie waren Zeuge, wie glücklich ich durch das Anschauen schon mit
wurde. Ich möchte Ihnen mein Herz ganz zeigen können! — Auch jetzt bin
ich unruhig, bis die traurige Zeit vorbei ist, jeder Posttag erweckt mir Sorge,
was ich wol von Rudolstadt hören könnte. Starke hat mich gestern nicht
wenig beunruhigt, da er mir sagte, daß auch der liebenswürdige Prinz Albert
krank sei. Schriftlich erwarte ich heute Nachricht von meiner Mutter. Nehmen
Sie sich ja recht in Acht, theure gnädigste Fürstin! und denken Sie ja gleich
an ernstliche Mittel, wenn Sie Sich nicht wohl fühlen. Denken Sie nur an
Alle, die Sie lieben, denen Ihr Wohlsein zum Glück des Lebens beiträgt.

Was macht Ihre Durchlaucht Prinzeß Schwester? Wenn ich den Gefühlen
meines Herzens für diese theure Prinzeß folgte, so hätte ich auch Ihr selbst
meinen Antheil gesagt. Ich war aber selbst zu weich, möchte Ihr der Himmel
noch viele zukünftige Freuden aufbehalten haben, da er ihr die der Gegen¬
wart raubte.

Hier folgt die Quittung des Goldschmieds-----

Schiller betrübt sich sehr, daß Ihre Durchlaucht sein Werk durch so un¬
angenehme Repräsentanten haben kennen lernen. Hier war wirklich die Vor¬
stellung so gut, daß der Autor, der doch uoch ungenügsamer wie das Publikum



*) Jedenfalls aus Weimar und wahrscheinlich 1803 geschrieben.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/150>, abgerufen am 26.05.2024.