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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Literatur.

Archivalische Nachlese zur Schiller literatur von M. A. v. Schloßberger,
Geh. Legationsrath. Stuttgart. Verlag von Karl Krabbe. 1877.

Der Herausgeber gibt in sieben Nummern Mittheilungen aus den Akten
der vormaligen Karlsakademie, welche jetzt "zum größten Theil in dem K. Haus¬
und Staats-Archive zu Stuttgart" sich vereinigt finden. Die Mittheilungen
enthalten kurz folgendes. 1. Konzept einer Ordre über die Aufnahme Schillers
in die militärische Schule. 2. Urtheile verschiedener Zöglinge über den
15jährigen Schiller von 1774. 3. Ein Urtheil des Herzogs Karl über das
vorzügliche Genie Schillers. 4. Acht Originalberichte Schillers über den
Eleven Grammont. 5. Zwei Nachträge über die Dissertation Schillers 6e
ilillerentig, tebrium lung-mag-wrium et putriäarum. 6. Gesuch des Hauptmann
Schillers für seinen Sohn, Civilkleider als Regimentfeldscher tragen zu dürfen.
7. Beweis, daß die Rede: "Beantwortung der von Sr. Durchlaucht aufgegebenen
Frage, ob Freundschaft eines Fürsten dieselbe sei, wie die eines Privatmannes",
von Schiller herrühren.

Wir finden in all diesen Mittheilungen nichts, was die Biographie Schillers
in irgend einer Weise fördern könnte. Daß der Biograph die sub 2 angeführten
Urtheile von unbedeutenden Studiengenossen je anders als in 2--3 Zeilen
verwerthen wird, scheint kaum zweifelhaft; wenigstens hat schon 1807 Petersen
in einem Aufsatze des Morgenblattes es nicht für angezeigt gehalten, ans
diese Urtheile irgendwie Gewicht zu legen. -- Andere Mittheilungen wie die
sub 4 fördern und ergänzen vielleicht die historisch-kritische Ausgabe, aber ein
allgemeineres Interesse bieten sie nicht dar. Es gibt gewisse Leute, die sich
über solche "Archivschnitzel" gradezu lustig machen. Das meiste hätte gerade
so gut unherciusgegeben bleiben können, jedenfalls hätte eine kurze Notiz über den
Inhalt dieser Nummern vollkommen genügt, wenn man nicht eben, wie der
in Bewunderung für Schiller völlig aufgehende Herausgeber es nicht über
sich gewinnen kann, alles als bedeutend und mittheilenswerth anzusehen.


Bkhdt.


Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel Herrmann in Leipzig.
Literatur.

Archivalische Nachlese zur Schiller literatur von M. A. v. Schloßberger,
Geh. Legationsrath. Stuttgart. Verlag von Karl Krabbe. 1877.

Der Herausgeber gibt in sieben Nummern Mittheilungen aus den Akten
der vormaligen Karlsakademie, welche jetzt „zum größten Theil in dem K. Haus¬
und Staats-Archive zu Stuttgart" sich vereinigt finden. Die Mittheilungen
enthalten kurz folgendes. 1. Konzept einer Ordre über die Aufnahme Schillers
in die militärische Schule. 2. Urtheile verschiedener Zöglinge über den
15jährigen Schiller von 1774. 3. Ein Urtheil des Herzogs Karl über das
vorzügliche Genie Schillers. 4. Acht Originalberichte Schillers über den
Eleven Grammont. 5. Zwei Nachträge über die Dissertation Schillers 6e
ilillerentig, tebrium lung-mag-wrium et putriäarum. 6. Gesuch des Hauptmann
Schillers für seinen Sohn, Civilkleider als Regimentfeldscher tragen zu dürfen.
7. Beweis, daß die Rede: „Beantwortung der von Sr. Durchlaucht aufgegebenen
Frage, ob Freundschaft eines Fürsten dieselbe sei, wie die eines Privatmannes",
von Schiller herrühren.

Wir finden in all diesen Mittheilungen nichts, was die Biographie Schillers
in irgend einer Weise fördern könnte. Daß der Biograph die sub 2 angeführten
Urtheile von unbedeutenden Studiengenossen je anders als in 2—3 Zeilen
verwerthen wird, scheint kaum zweifelhaft; wenigstens hat schon 1807 Petersen
in einem Aufsatze des Morgenblattes es nicht für angezeigt gehalten, ans
diese Urtheile irgendwie Gewicht zu legen. — Andere Mittheilungen wie die
sub 4 fördern und ergänzen vielleicht die historisch-kritische Ausgabe, aber ein
allgemeineres Interesse bieten sie nicht dar. Es gibt gewisse Leute, die sich
über solche „Archivschnitzel" gradezu lustig machen. Das meiste hätte gerade
so gut unherciusgegeben bleiben können, jedenfalls hätte eine kurze Notiz über den
Inhalt dieser Nummern vollkommen genügt, wenn man nicht eben, wie der
in Bewunderung für Schiller völlig aufgehende Herausgeber es nicht über
sich gewinnen kann, alles als bedeutend und mittheilenswerth anzusehen.


Bkhdt.


Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hüthel Herrmann in Leipzig.
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[0204] Literatur. Archivalische Nachlese zur Schiller literatur von M. A. v. Schloßberger, Geh. Legationsrath. Stuttgart. Verlag von Karl Krabbe. 1877. Der Herausgeber gibt in sieben Nummern Mittheilungen aus den Akten der vormaligen Karlsakademie, welche jetzt „zum größten Theil in dem K. Haus¬ und Staats-Archive zu Stuttgart" sich vereinigt finden. Die Mittheilungen enthalten kurz folgendes. 1. Konzept einer Ordre über die Aufnahme Schillers in die militärische Schule. 2. Urtheile verschiedener Zöglinge über den 15jährigen Schiller von 1774. 3. Ein Urtheil des Herzogs Karl über das vorzügliche Genie Schillers. 4. Acht Originalberichte Schillers über den Eleven Grammont. 5. Zwei Nachträge über die Dissertation Schillers 6e ilillerentig, tebrium lung-mag-wrium et putriäarum. 6. Gesuch des Hauptmann Schillers für seinen Sohn, Civilkleider als Regimentfeldscher tragen zu dürfen. 7. Beweis, daß die Rede: „Beantwortung der von Sr. Durchlaucht aufgegebenen Frage, ob Freundschaft eines Fürsten dieselbe sei, wie die eines Privatmannes", von Schiller herrühren. Wir finden in all diesen Mittheilungen nichts, was die Biographie Schillers in irgend einer Weise fördern könnte. Daß der Biograph die sub 2 angeführten Urtheile von unbedeutenden Studiengenossen je anders als in 2—3 Zeilen verwerthen wird, scheint kaum zweifelhaft; wenigstens hat schon 1807 Petersen in einem Aufsatze des Morgenblattes es nicht für angezeigt gehalten, ans diese Urtheile irgendwie Gewicht zu legen. — Andere Mittheilungen wie die sub 4 fördern und ergänzen vielleicht die historisch-kritische Ausgabe, aber ein allgemeineres Interesse bieten sie nicht dar. Es gibt gewisse Leute, die sich über solche „Archivschnitzel" gradezu lustig machen. Das meiste hätte gerade so gut unherciusgegeben bleiben können, jedenfalls hätte eine kurze Notiz über den Inhalt dieser Nummern vollkommen genügt, wenn man nicht eben, wie der in Bewunderung für Schiller völlig aufgehende Herausgeber es nicht über sich gewinnen kann, alles als bedeutend und mittheilenswerth anzusehen. Bkhdt. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hüthel Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/204>, abgerufen am 05.05.2024.