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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Ale Entwickelung des altgriechischen MegSWesens.
Von Max Jähns.
V.
10. Die Zeit des peloponnesischen Krieges.

Der Tag von Salamis hatte Hellas, der von der Himera Sizilien ge¬
rettet. Mit der Schlacht bei Plataiai und dem Seesiege an dem ionischen
Vorgebirge von Mykale wurde das Land bis über den Olympos hinaus, wur¬
den die Inseln und die ionische Küste befreit. In den nächsten Jahren kamen
der Hellespont und Byzanz zu Griechenland zurück; die Syrakuser schlugen
mit den Kymaiern vereint die Etrusker in der Bucht von Neapel, und im
adriatischen Meere wurden die griechischen Tarentiner die Herren. Aber weder
die sizilischen noch die italischen Hellenen schlössen sich dein Bunde an, der auf
dem Jsthmos gegründet war; ja selbst auf dem Boden des alten Griechenlan¬
des umfaßte er nur die meisten Städte des Peloponnes und in Mittelgriechen¬
land Athen, Thespiäi und Plataiai. Böotien und Thessalien versagten den
Beitritt. Die schlaffe und mißtrauische Hegemonie Spartas that eben durch¬
aus nichts, um das Gefühl der Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit zu
nähren und zu beleben.

Wenn man die gegen Persien erlangten Vortheile verfolgen wollte, so galt
es, Fuß zu fassen auf den Inseln und sich der thrakischen Küsten zu bemäch¬
tigen. Der Seekrieg trat in den Vordergrund, mit ihm zugleich Athen. Ihm,
das bei Salamis mehr Schiffe gestellt, als alle andern Griechen zusammen,
das die Befreiung der Juseln und Ioniens von Sparta ertrotzt hatte, ihm
boten die Befreiten die Hegemonie der gemeinsamen Seemacht an. Sparta
ließ geschehen, was es nicht zu hindern vermochte, und so entstand ein Bund


Grenzboten I. 1378. L6
Ale Entwickelung des altgriechischen MegSWesens.
Von Max Jähns.
V.
10. Die Zeit des peloponnesischen Krieges.

Der Tag von Salamis hatte Hellas, der von der Himera Sizilien ge¬
rettet. Mit der Schlacht bei Plataiai und dem Seesiege an dem ionischen
Vorgebirge von Mykale wurde das Land bis über den Olympos hinaus, wur¬
den die Inseln und die ionische Küste befreit. In den nächsten Jahren kamen
der Hellespont und Byzanz zu Griechenland zurück; die Syrakuser schlugen
mit den Kymaiern vereint die Etrusker in der Bucht von Neapel, und im
adriatischen Meere wurden die griechischen Tarentiner die Herren. Aber weder
die sizilischen noch die italischen Hellenen schlössen sich dein Bunde an, der auf
dem Jsthmos gegründet war; ja selbst auf dem Boden des alten Griechenlan¬
des umfaßte er nur die meisten Städte des Peloponnes und in Mittelgriechen¬
land Athen, Thespiäi und Plataiai. Böotien und Thessalien versagten den
Beitritt. Die schlaffe und mißtrauische Hegemonie Spartas that eben durch¬
aus nichts, um das Gefühl der Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit zu
nähren und zu beleben.

Wenn man die gegen Persien erlangten Vortheile verfolgen wollte, so galt
es, Fuß zu fassen auf den Inseln und sich der thrakischen Küsten zu bemäch¬
tigen. Der Seekrieg trat in den Vordergrund, mit ihm zugleich Athen. Ihm,
das bei Salamis mehr Schiffe gestellt, als alle andern Griechen zusammen,
das die Befreiung der Juseln und Ioniens von Sparta ertrotzt hatte, ihm
boten die Befreiten die Hegemonie der gemeinsamen Seemacht an. Sparta
ließ geschehen, was es nicht zu hindern vermochte, und so entstand ein Bund


Grenzboten I. 1378. L6
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[0209] Ale Entwickelung des altgriechischen MegSWesens. Von Max Jähns. V. 10. Die Zeit des peloponnesischen Krieges. Der Tag von Salamis hatte Hellas, der von der Himera Sizilien ge¬ rettet. Mit der Schlacht bei Plataiai und dem Seesiege an dem ionischen Vorgebirge von Mykale wurde das Land bis über den Olympos hinaus, wur¬ den die Inseln und die ionische Küste befreit. In den nächsten Jahren kamen der Hellespont und Byzanz zu Griechenland zurück; die Syrakuser schlugen mit den Kymaiern vereint die Etrusker in der Bucht von Neapel, und im adriatischen Meere wurden die griechischen Tarentiner die Herren. Aber weder die sizilischen noch die italischen Hellenen schlössen sich dein Bunde an, der auf dem Jsthmos gegründet war; ja selbst auf dem Boden des alten Griechenlan¬ des umfaßte er nur die meisten Städte des Peloponnes und in Mittelgriechen¬ land Athen, Thespiäi und Plataiai. Böotien und Thessalien versagten den Beitritt. Die schlaffe und mißtrauische Hegemonie Spartas that eben durch¬ aus nichts, um das Gefühl der Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit zu nähren und zu beleben. Wenn man die gegen Persien erlangten Vortheile verfolgen wollte, so galt es, Fuß zu fassen auf den Inseln und sich der thrakischen Küsten zu bemäch¬ tigen. Der Seekrieg trat in den Vordergrund, mit ihm zugleich Athen. Ihm, das bei Salamis mehr Schiffe gestellt, als alle andern Griechen zusammen, das die Befreiung der Juseln und Ioniens von Sparta ertrotzt hatte, ihm boten die Befreiten die Hegemonie der gemeinsamen Seemacht an. Sparta ließ geschehen, was es nicht zu hindern vermochte, und so entstand ein Bund Grenzboten I. 1378. L6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/209>, abgerufen am 28.04.2024.