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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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lonich (das zweite Mal bei Karaberen) vor Anker gegangen, denn diese Schiffe
sind wegen der seichten und hafenlosen Landungsplätze dieses Busens, um dein
Ufer sich mehr nähern und gelegentlich auf's Land gezogen werden zu können,
sehr flach und ohne Kiel gebaut, so daß sie bei konträrem Winde fast nicht
von der Stelle kommen. Daher bringen sie auf dieser Fahrt, die man bei
günstigem Winde in wenigen Stunden machen kann, zuweilen über eine Woche zu.

Am dritten Tage erwartete ich an einem sehr langweiligen Orte sehnlichst
unsere Abreise, und war schon nahe daran, den weiten Umweg zu Lande nach
Thessalonich einzuschlagen. Von der Jagd zurückgehrt, legte ich mich ans den
Sand des flachen Meeresnfers nieder, den Flintenkolben nnter dem Kopf, und
den Strohhut gegen die Sonne über dem Gesicht, und schlief fest und sanft,
obwohl es ungeheuer heiß war. Da weckte mich plötzlich der Ruf der Ma¬
trosen, die mit dem Boot nach dem Schiffe abrudern wollten. Ich sprang
auf und fuhr mit hinüber. Kaum angelangt, fah ich, daß man Anstalt mache
zu segeln, denn obgleich der Wind noch immer konträr blies, war er doch viel
sanfter geworden. Man fing an zu laviren und kam richtig weiter. Der
Wind ward immer besser, so daß zu meiner großen Befriedigung wir noch
vor Sonnenuntergang, das heißt vor dem Schluß der Thore, bei Thessalonich
wohlbehalten vor Anker kamen. Ich war sehr erfreut meinen lieben Freund
Z. dort uoch anwesend zu finden, und endlich einmal wieder in einem wirk¬
lichen Bette zu schlafen, was mir in der ganzen Zeit meiner Abwesenheit von
Thessalonich nicht zu Theil geworden war.




Line neue Leistung der üovuv Ap8 ävux Uonävs.

Die politische Situation in Preußen, heißt ein Aufsatz, den ein Herr
Valbert im letzten Bande (24) der üevue 608 6<ax uxwclW vom I.Dezember
1877, veröffentlicht. Herr Valbert gehört zu den Preußenfressern, welche in dieser
einst so berühmten Zeitschrift toben. Wahrscheinlich haben Herrn Valbert die
Szenen, welche die französische Volksvertretung und Regierung seit dem 16. Mai
des verflossenen Jahres aufgeführt haben, fo stolz gemacht. Er sieht mit Stolz
und Verachtung auf unsere parlamentarischen Verhandlungen hinab, und be¬
müht sich, seinen Landsleuten die Verhältnisse derselben klar zu machen. Bei
diesem löblichen Bestreben fördert er aber fo blühenden Unsinn zu Tage, daß
dessen Mittheilung an deutsche Leser sich wohl verlohnt. Die preußischen


lonich (das zweite Mal bei Karaberen) vor Anker gegangen, denn diese Schiffe
sind wegen der seichten und hafenlosen Landungsplätze dieses Busens, um dein
Ufer sich mehr nähern und gelegentlich auf's Land gezogen werden zu können,
sehr flach und ohne Kiel gebaut, so daß sie bei konträrem Winde fast nicht
von der Stelle kommen. Daher bringen sie auf dieser Fahrt, die man bei
günstigem Winde in wenigen Stunden machen kann, zuweilen über eine Woche zu.

Am dritten Tage erwartete ich an einem sehr langweiligen Orte sehnlichst
unsere Abreise, und war schon nahe daran, den weiten Umweg zu Lande nach
Thessalonich einzuschlagen. Von der Jagd zurückgehrt, legte ich mich ans den
Sand des flachen Meeresnfers nieder, den Flintenkolben nnter dem Kopf, und
den Strohhut gegen die Sonne über dem Gesicht, und schlief fest und sanft,
obwohl es ungeheuer heiß war. Da weckte mich plötzlich der Ruf der Ma¬
trosen, die mit dem Boot nach dem Schiffe abrudern wollten. Ich sprang
auf und fuhr mit hinüber. Kaum angelangt, fah ich, daß man Anstalt mache
zu segeln, denn obgleich der Wind noch immer konträr blies, war er doch viel
sanfter geworden. Man fing an zu laviren und kam richtig weiter. Der
Wind ward immer besser, so daß zu meiner großen Befriedigung wir noch
vor Sonnenuntergang, das heißt vor dem Schluß der Thore, bei Thessalonich
wohlbehalten vor Anker kamen. Ich war sehr erfreut meinen lieben Freund
Z. dort uoch anwesend zu finden, und endlich einmal wieder in einem wirk¬
lichen Bette zu schlafen, was mir in der ganzen Zeit meiner Abwesenheit von
Thessalonich nicht zu Theil geworden war.




Line neue Leistung der üovuv Ap8 ävux Uonävs.

Die politische Situation in Preußen, heißt ein Aufsatz, den ein Herr
Valbert im letzten Bande (24) der üevue 608 6<ax uxwclW vom I.Dezember
1877, veröffentlicht. Herr Valbert gehört zu den Preußenfressern, welche in dieser
einst so berühmten Zeitschrift toben. Wahrscheinlich haben Herrn Valbert die
Szenen, welche die französische Volksvertretung und Regierung seit dem 16. Mai
des verflossenen Jahres aufgeführt haben, fo stolz gemacht. Er sieht mit Stolz
und Verachtung auf unsere parlamentarischen Verhandlungen hinab, und be¬
müht sich, seinen Landsleuten die Verhältnisse derselben klar zu machen. Bei
diesem löblichen Bestreben fördert er aber fo blühenden Unsinn zu Tage, daß
dessen Mittheilung an deutsche Leser sich wohl verlohnt. Die preußischen


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[0285] lonich (das zweite Mal bei Karaberen) vor Anker gegangen, denn diese Schiffe sind wegen der seichten und hafenlosen Landungsplätze dieses Busens, um dein Ufer sich mehr nähern und gelegentlich auf's Land gezogen werden zu können, sehr flach und ohne Kiel gebaut, so daß sie bei konträrem Winde fast nicht von der Stelle kommen. Daher bringen sie auf dieser Fahrt, die man bei günstigem Winde in wenigen Stunden machen kann, zuweilen über eine Woche zu. Am dritten Tage erwartete ich an einem sehr langweiligen Orte sehnlichst unsere Abreise, und war schon nahe daran, den weiten Umweg zu Lande nach Thessalonich einzuschlagen. Von der Jagd zurückgehrt, legte ich mich ans den Sand des flachen Meeresnfers nieder, den Flintenkolben nnter dem Kopf, und den Strohhut gegen die Sonne über dem Gesicht, und schlief fest und sanft, obwohl es ungeheuer heiß war. Da weckte mich plötzlich der Ruf der Ma¬ trosen, die mit dem Boot nach dem Schiffe abrudern wollten. Ich sprang auf und fuhr mit hinüber. Kaum angelangt, fah ich, daß man Anstalt mache zu segeln, denn obgleich der Wind noch immer konträr blies, war er doch viel sanfter geworden. Man fing an zu laviren und kam richtig weiter. Der Wind ward immer besser, so daß zu meiner großen Befriedigung wir noch vor Sonnenuntergang, das heißt vor dem Schluß der Thore, bei Thessalonich wohlbehalten vor Anker kamen. Ich war sehr erfreut meinen lieben Freund Z. dort uoch anwesend zu finden, und endlich einmal wieder in einem wirk¬ lichen Bette zu schlafen, was mir in der ganzen Zeit meiner Abwesenheit von Thessalonich nicht zu Theil geworden war. Line neue Leistung der üovuv Ap8 ävux Uonävs. Die politische Situation in Preußen, heißt ein Aufsatz, den ein Herr Valbert im letzten Bande (24) der üevue 608 6<ax uxwclW vom I.Dezember 1877, veröffentlicht. Herr Valbert gehört zu den Preußenfressern, welche in dieser einst so berühmten Zeitschrift toben. Wahrscheinlich haben Herrn Valbert die Szenen, welche die französische Volksvertretung und Regierung seit dem 16. Mai des verflossenen Jahres aufgeführt haben, fo stolz gemacht. Er sieht mit Stolz und Verachtung auf unsere parlamentarischen Verhandlungen hinab, und be¬ müht sich, seinen Landsleuten die Verhältnisse derselben klar zu machen. Bei diesem löblichen Bestreben fördert er aber fo blühenden Unsinn zu Tage, daß dessen Mittheilung an deutsche Leser sich wohl verlohnt. Die preußischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/285>, abgerufen am 29.04.2024.