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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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manu hat der Wissenschaft ein Material geliefert, mit dessen Bearbeitung sie
noch lange zu thun haben wird.

Und Agamemnon und seine Gefährten? Ihre Gräber und das Zeitalter
Homers? Wo ist Platz sür sie in der griechischen Geschichte? -- Wir sagen
lachend mit dem Dichter: "Ein Narr wartet ans Antwort!"


Adolf Rosenberg.


Die Lntmckelung des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. VII.
12. Epameinondas.

Die hinterlistige Besetzung der Kadmeia, (der Akropolis Thebens) durch
lakonische Truppen ward der Ausgangspunkt einer neuen Phase der griechischen
Geschichte, welche auch sür die Kriegskunst von der höchsten Bedeutung wurde.
-- Denn nun erhob sich Epameinondas.^) -- Epcuneinoudas ist vielleicht
die edelste Kriegergestalt des ganzen griechischen Alterthums. Bon höchster
militärischer Begabung, vereinigte er mit der feinsten hellenischen Bildung heiße
Vaterlandsliebe und eine durch nichts zu erschütternde Uneigennützigkeit, wie
sie zu jener Zeit in Griechenland sehr selten war. Alle Geschichtsschreiber
sind einig in der freudigen Anerkennung seiner großen Natur. Junige Freund¬
schaft verband ihn mit Pelopidas, der, einem viel reicheren und vornehmeren
Thebanergeschlechte entstammend wie Epameinondas, sich doch diesem als dem
höher begabten gern und willig unterordnete und ihn in bewunderungswürdiger
Weise unterstützte. -- Beide Männer vereint befreiten Theben, dem Athen zur
Seite trat.

Zunächst waren mit den äußerst beschränkten Mitteln, welche dem Epa¬
meinondas zur Verfügung standen, keine weiteren Erfolge zu erringen; es mußte
schon als etwas Großes gelten, daß man sich in achtjährigen, langsam fortge¬
schleppten Kriege erhielt. Epameinondas benutzte diese Zeit jedoch so einsichts¬
voll und energisch zur inneren Kräftigung seiner Vaterstadt, daß er sich in
der Lage sah, den sautent Frieden, welcher jenen stockenden Krieg beenden
sollte, zurückzuweisen. Im Juni 371 fand nämlich ein Friedenskongreß zu
Sparta statt. Man beschloß, daß alle griechischen Gemeinwesen ihre Ortshoheit
zurückerhalten, von allen fremden Befehlshabern und Besatzungen befreit werde"



*) Für tels Folgende vergl. besonders Cttrtins, Köchly und Nüsww.

manu hat der Wissenschaft ein Material geliefert, mit dessen Bearbeitung sie
noch lange zu thun haben wird.

Und Agamemnon und seine Gefährten? Ihre Gräber und das Zeitalter
Homers? Wo ist Platz sür sie in der griechischen Geschichte? — Wir sagen
lachend mit dem Dichter: „Ein Narr wartet ans Antwort!"


Adolf Rosenberg.


Die Lntmckelung des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. VII.
12. Epameinondas.

Die hinterlistige Besetzung der Kadmeia, (der Akropolis Thebens) durch
lakonische Truppen ward der Ausgangspunkt einer neuen Phase der griechischen
Geschichte, welche auch sür die Kriegskunst von der höchsten Bedeutung wurde.
— Denn nun erhob sich Epameinondas.^) — Epcuneinoudas ist vielleicht
die edelste Kriegergestalt des ganzen griechischen Alterthums. Bon höchster
militärischer Begabung, vereinigte er mit der feinsten hellenischen Bildung heiße
Vaterlandsliebe und eine durch nichts zu erschütternde Uneigennützigkeit, wie
sie zu jener Zeit in Griechenland sehr selten war. Alle Geschichtsschreiber
sind einig in der freudigen Anerkennung seiner großen Natur. Junige Freund¬
schaft verband ihn mit Pelopidas, der, einem viel reicheren und vornehmeren
Thebanergeschlechte entstammend wie Epameinondas, sich doch diesem als dem
höher begabten gern und willig unterordnete und ihn in bewunderungswürdiger
Weise unterstützte. — Beide Männer vereint befreiten Theben, dem Athen zur
Seite trat.

Zunächst waren mit den äußerst beschränkten Mitteln, welche dem Epa¬
meinondas zur Verfügung standen, keine weiteren Erfolge zu erringen; es mußte
schon als etwas Großes gelten, daß man sich in achtjährigen, langsam fortge¬
schleppten Kriege erhielt. Epameinondas benutzte diese Zeit jedoch so einsichts¬
voll und energisch zur inneren Kräftigung seiner Vaterstadt, daß er sich in
der Lage sah, den sautent Frieden, welcher jenen stockenden Krieg beenden
sollte, zurückzuweisen. Im Juni 371 fand nämlich ein Friedenskongreß zu
Sparta statt. Man beschloß, daß alle griechischen Gemeinwesen ihre Ortshoheit
zurückerhalten, von allen fremden Befehlshabern und Besatzungen befreit werde»



*) Für tels Folgende vergl. besonders Cttrtins, Köchly und Nüsww.
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[0303] manu hat der Wissenschaft ein Material geliefert, mit dessen Bearbeitung sie noch lange zu thun haben wird. Und Agamemnon und seine Gefährten? Ihre Gräber und das Zeitalter Homers? Wo ist Platz sür sie in der griechischen Geschichte? — Wir sagen lachend mit dem Dichter: „Ein Narr wartet ans Antwort!" Adolf Rosenberg. Die Lntmckelung des altgriechischen Kriegswesens. Von Max Jähns. VII. 12. Epameinondas. Die hinterlistige Besetzung der Kadmeia, (der Akropolis Thebens) durch lakonische Truppen ward der Ausgangspunkt einer neuen Phase der griechischen Geschichte, welche auch sür die Kriegskunst von der höchsten Bedeutung wurde. — Denn nun erhob sich Epameinondas.^) — Epcuneinoudas ist vielleicht die edelste Kriegergestalt des ganzen griechischen Alterthums. Bon höchster militärischer Begabung, vereinigte er mit der feinsten hellenischen Bildung heiße Vaterlandsliebe und eine durch nichts zu erschütternde Uneigennützigkeit, wie sie zu jener Zeit in Griechenland sehr selten war. Alle Geschichtsschreiber sind einig in der freudigen Anerkennung seiner großen Natur. Junige Freund¬ schaft verband ihn mit Pelopidas, der, einem viel reicheren und vornehmeren Thebanergeschlechte entstammend wie Epameinondas, sich doch diesem als dem höher begabten gern und willig unterordnete und ihn in bewunderungswürdiger Weise unterstützte. — Beide Männer vereint befreiten Theben, dem Athen zur Seite trat. Zunächst waren mit den äußerst beschränkten Mitteln, welche dem Epa¬ meinondas zur Verfügung standen, keine weiteren Erfolge zu erringen; es mußte schon als etwas Großes gelten, daß man sich in achtjährigen, langsam fortge¬ schleppten Kriege erhielt. Epameinondas benutzte diese Zeit jedoch so einsichts¬ voll und energisch zur inneren Kräftigung seiner Vaterstadt, daß er sich in der Lage sah, den sautent Frieden, welcher jenen stockenden Krieg beenden sollte, zurückzuweisen. Im Juni 371 fand nämlich ein Friedenskongreß zu Sparta statt. Man beschloß, daß alle griechischen Gemeinwesen ihre Ortshoheit zurückerhalten, von allen fremden Befehlshabern und Besatzungen befreit werde» *) Für tels Folgende vergl. besonders Cttrtins, Köchly und Nüsww.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/303>, abgerufen am 29.04.2024.