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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Wappen (ein Mohrenkopf mit einem goldenen Ohrringe) angebracht. Ueber der
ganzen, oben bogenförmig abgeschlossenen Darstellung schweben vier Engel. Dieses
Relief trägt im Allgemeinen einen anderen Charakter als die meisten anderen Ar¬
beiten Krafts, weshalb seine Aechtheit vielfach angezweifelt worden ist. Doch ist
bei Beurtheilung desselben in Betracht zu ziehen, daß der Künstler, durch die
Wünsche des Bestellers gebunden, wenig Freiheit hatte, sich strenge an die
überlieferte Art der Darstellung halten und dieselbe innerhalb eines beschränk¬
ten, für eine gegebene Stelle bestimmten Raumes ausführen mußte. Schon
der kleine Maßstab der Figuren bedingte eine andere Art der Ausführung
als größere Figuren. Ueberdies ist dieses Relief im Jahre 1565 "erneuert"
worden. Trotzdem finden sich daran mancherlei Eigenthümlichkeiten, welche
die Arbeit Krafts erkennen lassen. Uebrigens ist es mit größter Sorgfalt in
einem feinkörnigen harten Stein ausgeführt und auch gut erhalten.

Nachdem Adam Kraft durch diese und ähnliche Arbeiten als tüchtiger
Bildhauer sich bewährt hatte, erhielt er dann anch größere Auftrüge, zunächst
zur Anfertigung eines großen Reliefs, Grabmal der Familien Schreyer und
Landauer, welches er innerhalb 19 Monate fertig stellte und daran schloß
sich dann eine lange Reihe anderer Arbeiten, Grabmäler, Sakramentshäuschen,
die Ketzelschen Stationen ?e., welche bekannt sind und welche Prof. Wanderer
in seinem oben erwähnten Werke in charakteristischer Weise abgebildet und sach¬
R. Berg an. gemäß beschrieben hat.




Ile deutsche Auswanderung nach den Gereinigten
Staaten von Kordamerika.

Es ist eine beachtenswerthe Thatsache, daß seit einigen Jahren die Aus¬
wanderung nach der nordamerikanischen Union wesentlich abgenommen hat.
So belief sich z- B. nach wohlverbürgter Angaben die Gesammteinwanderung
nach der Union im Jahre 1876 auf 157,440 Seelen. Obschon dies eine ganz
stattliche Vermehrung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist, so beweist
doch eine Vergleichung mit den Einwanderungen früherer Jahre ein gewaltiges
Sinken der Immigration; auch ist allem Anscheine nach wenig oder keine Aus¬
sicht auf eine Steigen derselben vorhanden.

Aus Deutschland gingen nach den Vereinigten Staaten im Jahre 1876
31,323 Personen, aus Oesterreich 6,047, aus der Schweiz 1,572, aus
Frankreich 9,723, aus Rußland 6,787. Die Einwanderer aus Rußland


Wappen (ein Mohrenkopf mit einem goldenen Ohrringe) angebracht. Ueber der
ganzen, oben bogenförmig abgeschlossenen Darstellung schweben vier Engel. Dieses
Relief trägt im Allgemeinen einen anderen Charakter als die meisten anderen Ar¬
beiten Krafts, weshalb seine Aechtheit vielfach angezweifelt worden ist. Doch ist
bei Beurtheilung desselben in Betracht zu ziehen, daß der Künstler, durch die
Wünsche des Bestellers gebunden, wenig Freiheit hatte, sich strenge an die
überlieferte Art der Darstellung halten und dieselbe innerhalb eines beschränk¬
ten, für eine gegebene Stelle bestimmten Raumes ausführen mußte. Schon
der kleine Maßstab der Figuren bedingte eine andere Art der Ausführung
als größere Figuren. Ueberdies ist dieses Relief im Jahre 1565 „erneuert"
worden. Trotzdem finden sich daran mancherlei Eigenthümlichkeiten, welche
die Arbeit Krafts erkennen lassen. Uebrigens ist es mit größter Sorgfalt in
einem feinkörnigen harten Stein ausgeführt und auch gut erhalten.

Nachdem Adam Kraft durch diese und ähnliche Arbeiten als tüchtiger
Bildhauer sich bewährt hatte, erhielt er dann anch größere Auftrüge, zunächst
zur Anfertigung eines großen Reliefs, Grabmal der Familien Schreyer und
Landauer, welches er innerhalb 19 Monate fertig stellte und daran schloß
sich dann eine lange Reihe anderer Arbeiten, Grabmäler, Sakramentshäuschen,
die Ketzelschen Stationen ?e., welche bekannt sind und welche Prof. Wanderer
in seinem oben erwähnten Werke in charakteristischer Weise abgebildet und sach¬
R. Berg an. gemäß beschrieben hat.




Ile deutsche Auswanderung nach den Gereinigten
Staaten von Kordamerika.

Es ist eine beachtenswerthe Thatsache, daß seit einigen Jahren die Aus¬
wanderung nach der nordamerikanischen Union wesentlich abgenommen hat.
So belief sich z- B. nach wohlverbürgter Angaben die Gesammteinwanderung
nach der Union im Jahre 1876 auf 157,440 Seelen. Obschon dies eine ganz
stattliche Vermehrung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist, so beweist
doch eine Vergleichung mit den Einwanderungen früherer Jahre ein gewaltiges
Sinken der Immigration; auch ist allem Anscheine nach wenig oder keine Aus¬
sicht auf eine Steigen derselben vorhanden.

Aus Deutschland gingen nach den Vereinigten Staaten im Jahre 1876
31,323 Personen, aus Oesterreich 6,047, aus der Schweiz 1,572, aus
Frankreich 9,723, aus Rußland 6,787. Die Einwanderer aus Rußland


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[0320] Wappen (ein Mohrenkopf mit einem goldenen Ohrringe) angebracht. Ueber der ganzen, oben bogenförmig abgeschlossenen Darstellung schweben vier Engel. Dieses Relief trägt im Allgemeinen einen anderen Charakter als die meisten anderen Ar¬ beiten Krafts, weshalb seine Aechtheit vielfach angezweifelt worden ist. Doch ist bei Beurtheilung desselben in Betracht zu ziehen, daß der Künstler, durch die Wünsche des Bestellers gebunden, wenig Freiheit hatte, sich strenge an die überlieferte Art der Darstellung halten und dieselbe innerhalb eines beschränk¬ ten, für eine gegebene Stelle bestimmten Raumes ausführen mußte. Schon der kleine Maßstab der Figuren bedingte eine andere Art der Ausführung als größere Figuren. Ueberdies ist dieses Relief im Jahre 1565 „erneuert" worden. Trotzdem finden sich daran mancherlei Eigenthümlichkeiten, welche die Arbeit Krafts erkennen lassen. Uebrigens ist es mit größter Sorgfalt in einem feinkörnigen harten Stein ausgeführt und auch gut erhalten. Nachdem Adam Kraft durch diese und ähnliche Arbeiten als tüchtiger Bildhauer sich bewährt hatte, erhielt er dann anch größere Auftrüge, zunächst zur Anfertigung eines großen Reliefs, Grabmal der Familien Schreyer und Landauer, welches er innerhalb 19 Monate fertig stellte und daran schloß sich dann eine lange Reihe anderer Arbeiten, Grabmäler, Sakramentshäuschen, die Ketzelschen Stationen ?e., welche bekannt sind und welche Prof. Wanderer in seinem oben erwähnten Werke in charakteristischer Weise abgebildet und sach¬ R. Berg an. gemäß beschrieben hat. Ile deutsche Auswanderung nach den Gereinigten Staaten von Kordamerika. Es ist eine beachtenswerthe Thatsache, daß seit einigen Jahren die Aus¬ wanderung nach der nordamerikanischen Union wesentlich abgenommen hat. So belief sich z- B. nach wohlverbürgter Angaben die Gesammteinwanderung nach der Union im Jahre 1876 auf 157,440 Seelen. Obschon dies eine ganz stattliche Vermehrung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist, so beweist doch eine Vergleichung mit den Einwanderungen früherer Jahre ein gewaltiges Sinken der Immigration; auch ist allem Anscheine nach wenig oder keine Aus¬ sicht auf eine Steigen derselben vorhanden. Aus Deutschland gingen nach den Vereinigten Staaten im Jahre 1876 31,323 Personen, aus Oesterreich 6,047, aus der Schweiz 1,572, aus Frankreich 9,723, aus Rußland 6,787. Die Einwanderer aus Rußland

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/320>, abgerufen am 29.04.2024.