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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Außerdem gab es, so viel wir wissen, am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
in Nürnberg keinen andern Meister, welcher im Stande gewesen wäre, der¬
gleichen zu machen.

Das Hochrelief Se. Georg den Drachen tödtend (Abbildung bei
Wanderer) an der Fac/abe des (später) Paumgärtnerschen Hanfes, Theresien-
straße 23, ist durch Neudörfer als eine Arbeit Kraft's beglaubigt. Auch berich¬
tet Neudörfer, daß Kraft an den Häusern des Andreas im Hof bei Se. Lorenz
(jetzt Königstraße 24 u. 25) "alle Zierrat und Bildwerk, d. h. alle Ornamente
im Innern und Aeußern dieser Häuser mit gebranntem Leimen" d. h. in Terra¬
kotta, ausgeführt habe; jedoch ist davon leider nichts mehr erhalten. Nur
eine kleine ^ M. hohe Figur aus Sandstein mit den Wappen der im Hof
und Muffel, welche früher den Treppenpfvsten im erstbezeichneten Hause schmückte,
ist (im Besitz des Herrn E. Felix in Leipzig) noch erhalten.

Zu den Jugendarbeiten Kraft's rechnet M. M. Mayer (Nürnberger
Kunst-, Geschicht- und Alterthumsfreund Ur. 3) anch ein etwa 3 M. hohes
Sakramentshäuschen mit einem Relief, das Abendmahl Christi darstel¬
lend, ehemals in der Augustinerkirche zu Nürnberg (welche in den Jahren 1484
und 85 einen Erweiterungsbau erfuhr), welches im Jahre 1816 beim Abbruch
dieser Kirche zerschlagen und mit dem übrigen Schickt in den Stadtgraben am
Zeughause geworfen wurde. Mit welchem Rechte M. M. Mayer dasselbe dem
Kraft zuschreibt, können wir jetzt nicht beurtheilen, da es eben nicht mehr vor¬
handen ist, der von Mayer publizirte Kupferstich G. C. Wilders uur kleinist
und nicht zuverlässig erscheint und eine alte Nachricht darüber nicht vorhan¬
den ist.

Endlich gehört zu den älteren Arbeiten Krafts auch das traditionell ihm
zugeschriebene, figurenreiche Relief (abgebildet in Rettberg Nürnbergs Kunstleben
Seite 82) mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts --es ist vielleicht
der "Scckvcckor vor der Ehethür" Neudvrfers -- über der Schauthür der Se-
balduskirche, wie eine Inschrift angiebt, eine Stiftung des seiner Zeit in hohen
Ehren stehenden, gelehrten Arztes und Archäologen Dr. Hartmann Schedel,
zum Gedächtniß seines im Jahre 1485 verstorbenen Verwandten Dr. Hermann
Schedel. Die Darstellung ist die typische. Oben in Mitten der zwölf Apostel
sitzt Christus, als Richter auf dem Regenbogen, die Füße auf den Erdball
gestützt; unter ihm knieen Martha und Johannes als Fürbitter für die armen
Seelen, welche etwas niedriger aus den Gräbern auferstehen und theils links
an der Paradieses-Pforte, von einem Engel, theils rechts, von einem aus dem
Höllenrachen kommenden Teufel in Empfang genommen werden. Ganz unten
in der Mitte ist eine Tafel mit der erwähnten lateinischen Inschrift angebracht.
Links von derselben kniet in betender Stellung der Stifter, rechts davon ist sein


Außerdem gab es, so viel wir wissen, am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
in Nürnberg keinen andern Meister, welcher im Stande gewesen wäre, der¬
gleichen zu machen.

Das Hochrelief Se. Georg den Drachen tödtend (Abbildung bei
Wanderer) an der Fac/abe des (später) Paumgärtnerschen Hanfes, Theresien-
straße 23, ist durch Neudörfer als eine Arbeit Kraft's beglaubigt. Auch berich¬
tet Neudörfer, daß Kraft an den Häusern des Andreas im Hof bei Se. Lorenz
(jetzt Königstraße 24 u. 25) „alle Zierrat und Bildwerk, d. h. alle Ornamente
im Innern und Aeußern dieser Häuser mit gebranntem Leimen" d. h. in Terra¬
kotta, ausgeführt habe; jedoch ist davon leider nichts mehr erhalten. Nur
eine kleine ^ M. hohe Figur aus Sandstein mit den Wappen der im Hof
und Muffel, welche früher den Treppenpfvsten im erstbezeichneten Hause schmückte,
ist (im Besitz des Herrn E. Felix in Leipzig) noch erhalten.

Zu den Jugendarbeiten Kraft's rechnet M. M. Mayer (Nürnberger
Kunst-, Geschicht- und Alterthumsfreund Ur. 3) anch ein etwa 3 M. hohes
Sakramentshäuschen mit einem Relief, das Abendmahl Christi darstel¬
lend, ehemals in der Augustinerkirche zu Nürnberg (welche in den Jahren 1484
und 85 einen Erweiterungsbau erfuhr), welches im Jahre 1816 beim Abbruch
dieser Kirche zerschlagen und mit dem übrigen Schickt in den Stadtgraben am
Zeughause geworfen wurde. Mit welchem Rechte M. M. Mayer dasselbe dem
Kraft zuschreibt, können wir jetzt nicht beurtheilen, da es eben nicht mehr vor¬
handen ist, der von Mayer publizirte Kupferstich G. C. Wilders uur kleinist
und nicht zuverlässig erscheint und eine alte Nachricht darüber nicht vorhan¬
den ist.

Endlich gehört zu den älteren Arbeiten Krafts auch das traditionell ihm
zugeschriebene, figurenreiche Relief (abgebildet in Rettberg Nürnbergs Kunstleben
Seite 82) mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts —es ist vielleicht
der „Scckvcckor vor der Ehethür" Neudvrfers — über der Schauthür der Se-
balduskirche, wie eine Inschrift angiebt, eine Stiftung des seiner Zeit in hohen
Ehren stehenden, gelehrten Arztes und Archäologen Dr. Hartmann Schedel,
zum Gedächtniß seines im Jahre 1485 verstorbenen Verwandten Dr. Hermann
Schedel. Die Darstellung ist die typische. Oben in Mitten der zwölf Apostel
sitzt Christus, als Richter auf dem Regenbogen, die Füße auf den Erdball
gestützt; unter ihm knieen Martha und Johannes als Fürbitter für die armen
Seelen, welche etwas niedriger aus den Gräbern auferstehen und theils links
an der Paradieses-Pforte, von einem Engel, theils rechts, von einem aus dem
Höllenrachen kommenden Teufel in Empfang genommen werden. Ganz unten
in der Mitte ist eine Tafel mit der erwähnten lateinischen Inschrift angebracht.
Links von derselben kniet in betender Stellung der Stifter, rechts davon ist sein


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[0319] Außerdem gab es, so viel wir wissen, am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in Nürnberg keinen andern Meister, welcher im Stande gewesen wäre, der¬ gleichen zu machen. Das Hochrelief Se. Georg den Drachen tödtend (Abbildung bei Wanderer) an der Fac/abe des (später) Paumgärtnerschen Hanfes, Theresien- straße 23, ist durch Neudörfer als eine Arbeit Kraft's beglaubigt. Auch berich¬ tet Neudörfer, daß Kraft an den Häusern des Andreas im Hof bei Se. Lorenz (jetzt Königstraße 24 u. 25) „alle Zierrat und Bildwerk, d. h. alle Ornamente im Innern und Aeußern dieser Häuser mit gebranntem Leimen" d. h. in Terra¬ kotta, ausgeführt habe; jedoch ist davon leider nichts mehr erhalten. Nur eine kleine ^ M. hohe Figur aus Sandstein mit den Wappen der im Hof und Muffel, welche früher den Treppenpfvsten im erstbezeichneten Hause schmückte, ist (im Besitz des Herrn E. Felix in Leipzig) noch erhalten. Zu den Jugendarbeiten Kraft's rechnet M. M. Mayer (Nürnberger Kunst-, Geschicht- und Alterthumsfreund Ur. 3) anch ein etwa 3 M. hohes Sakramentshäuschen mit einem Relief, das Abendmahl Christi darstel¬ lend, ehemals in der Augustinerkirche zu Nürnberg (welche in den Jahren 1484 und 85 einen Erweiterungsbau erfuhr), welches im Jahre 1816 beim Abbruch dieser Kirche zerschlagen und mit dem übrigen Schickt in den Stadtgraben am Zeughause geworfen wurde. Mit welchem Rechte M. M. Mayer dasselbe dem Kraft zuschreibt, können wir jetzt nicht beurtheilen, da es eben nicht mehr vor¬ handen ist, der von Mayer publizirte Kupferstich G. C. Wilders uur kleinist und nicht zuverlässig erscheint und eine alte Nachricht darüber nicht vorhan¬ den ist. Endlich gehört zu den älteren Arbeiten Krafts auch das traditionell ihm zugeschriebene, figurenreiche Relief (abgebildet in Rettberg Nürnbergs Kunstleben Seite 82) mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts —es ist vielleicht der „Scckvcckor vor der Ehethür" Neudvrfers — über der Schauthür der Se- balduskirche, wie eine Inschrift angiebt, eine Stiftung des seiner Zeit in hohen Ehren stehenden, gelehrten Arztes und Archäologen Dr. Hartmann Schedel, zum Gedächtniß seines im Jahre 1485 verstorbenen Verwandten Dr. Hermann Schedel. Die Darstellung ist die typische. Oben in Mitten der zwölf Apostel sitzt Christus, als Richter auf dem Regenbogen, die Füße auf den Erdball gestützt; unter ihm knieen Martha und Johannes als Fürbitter für die armen Seelen, welche etwas niedriger aus den Gräbern auferstehen und theils links an der Paradieses-Pforte, von einem Engel, theils rechts, von einem aus dem Höllenrachen kommenden Teufel in Empfang genommen werden. Ganz unten in der Mitte ist eine Tafel mit der erwähnten lateinischen Inschrift angebracht. Links von derselben kniet in betender Stellung der Stifter, rechts davon ist sein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/319>, abgerufen am 14.05.2024.