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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Die LntwicKelmlsi des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Indus. II.
4. Die Dorier auf dem Peloponnes.

Auf dem Peloponnes fährte die Dorische Eroberung zu schweren Kämpfen, da
sich die Ureinwohner mit großer Zähigkeit wehrte". Im Allgemeinen befolgten die
Dorier das Verfahren, sich an einer geeigneten Oertlichkeit festzusetzen und von
dort aus allmählig den Widerstand entweder durch unmittelbare Siege zu
brechen oder unter dem Eindruck ihrer Wnffenthaten Bundesgenossen zu werben.
Der Erfolg war nach den Landschaften verschieden. -- Wie auf Kreta waren
auch in Messenien und Argolis die Dorischeil Einwanderer nicht mächtig
genug, um zu einer vollkommenen Herrschergewalt durchzudringen; andererseits
aber vermochten anch die alten lelegischen, üolischen, danaischen und achäischen
Einwohner keinesweges, die Theilnahme der Dorer um Staatsleben in der
Art zu beschränken wie es den Kretern durch Einrichtung der Kriegerkaste
gelungen war, und so ergaben sich in Messenien und Argolis schwankende
Zustände, welche die Kraft beider Staaten sehr beeinträchtigten, so daß Messenien,
das den altpelasgischen Charakter am meisten bewahrte, endlich völliger
Unterjochung verfiel.

Und diese Unterjochung geschah ebenfalls durch ein Dorisches Volk und
zwar durch dasjenige, welches sich auf dem Boden Lakoniens in fester Selbst¬
bestimmung allsgebildet und eine Kriegsverfassung entwickelt hatte, deren höchst
merkwürdige Eigenart für die Gestaltung des hellenischen Waffeuthums von
entscheidender Bedeutung geworden ist.

Nirgends ist anhaltender und hartnäckiger zwischen der älteren und jüngeren
Bevölkerung gestritten worden, als in dem Kesselthale des Eurotas, wo durch
mannigfaltigen Zuzug zu Laude und zu Wasser bereits eine höchst gemischte'


Grenzboten I. 1878. 6
Die LntwicKelmlsi des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Indus. II.
4. Die Dorier auf dem Peloponnes.

Auf dem Peloponnes fährte die Dorische Eroberung zu schweren Kämpfen, da
sich die Ureinwohner mit großer Zähigkeit wehrte». Im Allgemeinen befolgten die
Dorier das Verfahren, sich an einer geeigneten Oertlichkeit festzusetzen und von
dort aus allmählig den Widerstand entweder durch unmittelbare Siege zu
brechen oder unter dem Eindruck ihrer Wnffenthaten Bundesgenossen zu werben.
Der Erfolg war nach den Landschaften verschieden. — Wie auf Kreta waren
auch in Messenien und Argolis die Dorischeil Einwanderer nicht mächtig
genug, um zu einer vollkommenen Herrschergewalt durchzudringen; andererseits
aber vermochten anch die alten lelegischen, üolischen, danaischen und achäischen
Einwohner keinesweges, die Theilnahme der Dorer um Staatsleben in der
Art zu beschränken wie es den Kretern durch Einrichtung der Kriegerkaste
gelungen war, und so ergaben sich in Messenien und Argolis schwankende
Zustände, welche die Kraft beider Staaten sehr beeinträchtigten, so daß Messenien,
das den altpelasgischen Charakter am meisten bewahrte, endlich völliger
Unterjochung verfiel.

Und diese Unterjochung geschah ebenfalls durch ein Dorisches Volk und
zwar durch dasjenige, welches sich auf dem Boden Lakoniens in fester Selbst¬
bestimmung allsgebildet und eine Kriegsverfassung entwickelt hatte, deren höchst
merkwürdige Eigenart für die Gestaltung des hellenischen Waffeuthums von
entscheidender Bedeutung geworden ist.

Nirgends ist anhaltender und hartnäckiger zwischen der älteren und jüngeren
Bevölkerung gestritten worden, als in dem Kesselthale des Eurotas, wo durch
mannigfaltigen Zuzug zu Laude und zu Wasser bereits eine höchst gemischte'


Grenzboten I. 1878. 6
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[0049] Die LntwicKelmlsi des altgriechischen Kriegswesens. Von Max Indus. II. 4. Die Dorier auf dem Peloponnes. Auf dem Peloponnes fährte die Dorische Eroberung zu schweren Kämpfen, da sich die Ureinwohner mit großer Zähigkeit wehrte». Im Allgemeinen befolgten die Dorier das Verfahren, sich an einer geeigneten Oertlichkeit festzusetzen und von dort aus allmählig den Widerstand entweder durch unmittelbare Siege zu brechen oder unter dem Eindruck ihrer Wnffenthaten Bundesgenossen zu werben. Der Erfolg war nach den Landschaften verschieden. — Wie auf Kreta waren auch in Messenien und Argolis die Dorischeil Einwanderer nicht mächtig genug, um zu einer vollkommenen Herrschergewalt durchzudringen; andererseits aber vermochten anch die alten lelegischen, üolischen, danaischen und achäischen Einwohner keinesweges, die Theilnahme der Dorer um Staatsleben in der Art zu beschränken wie es den Kretern durch Einrichtung der Kriegerkaste gelungen war, und so ergaben sich in Messenien und Argolis schwankende Zustände, welche die Kraft beider Staaten sehr beeinträchtigten, so daß Messenien, das den altpelasgischen Charakter am meisten bewahrte, endlich völliger Unterjochung verfiel. Und diese Unterjochung geschah ebenfalls durch ein Dorisches Volk und zwar durch dasjenige, welches sich auf dem Boden Lakoniens in fester Selbst¬ bestimmung allsgebildet und eine Kriegsverfassung entwickelt hatte, deren höchst merkwürdige Eigenart für die Gestaltung des hellenischen Waffeuthums von entscheidender Bedeutung geworden ist. Nirgends ist anhaltender und hartnäckiger zwischen der älteren und jüngeren Bevölkerung gestritten worden, als in dem Kesselthale des Eurotas, wo durch mannigfaltigen Zuzug zu Laude und zu Wasser bereits eine höchst gemischte' Grenzboten I. 1878. 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/49>, abgerufen am 28.04.2024.