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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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hat dasselbe sür diese neue Ausgabe nochmals sorgfältig durchgesehen und mit
Rücksicht aus die in deu letzten zehn Jahren gemachten Studien verbessert und
erweitert. Die Verlagshandlung aber hat es mit eiuer größeren Anzahl schöner
neuer Illustrationen in Holzschnitt versehen;, auch einige ältere, welche unge¬
nügend erschienen, daraus beseitigt, so daß diese Publikation in jeder Be¬
ziehung als eine vermehrte und verbesserte Auflage erscheint.

Dieses Buch ist nicht eigentlich eine Geschichte der Renaissance in
Italien, bei welcher die vielen Einzelnheiten, deren Kenntniß von Wichtigkeit
ist, die Klarheit des Gesammtbildes gestört hätten, sondern eine systematische
Darstellung derselben mit besonderer Berücksichtigung der historischen Ent¬
wickelung. Der Verfasser behandelt in übersichtlicher Weise, und stets die
Quellen für feine Aussprüche angebend, in der ersten Abtheilung in dreizehn
Kapiteln den Sinn für monumentale Bauten in Italien überhaupt, die Bau¬
herrn und Baumeister, das Verhältniß der Gothischen Kunst zur Kunst der
Renaissance, das Studium der antiken Denkmäler und des Vitruv, spricht
dann über die Formenbehandlung der Architektur in den verschiedenen Stadien
ihrer Entwickelung, über die Komposition der Kirchen, Klöster, Brüderschafts¬
gebäude und Paläste, über Anlage von Spitälern, Festungsbauten und Brücken,
über Stadtanlagen, Villen und Gärten; in der zweiten Abtheilung von der
Dekoration, handelt er zuerst von dem Wesen der Dokorativn im Allge¬
meinen, dann von den Arbeiten in Stein, Erz, Holz, von den Fußböden, von
der FiMdenmalerei, der Malerei im Innern und den Dekorationen bei Fest¬
lichkeiten. -- Es ist, wie mau sieht ein überaus reichhaltiges und sehr voll¬
ständiges Programm, welches der Verfasser mit feinstem Sinn für das Künst¬
lerische und sehr umfassender Kenntniß des Vorhandenen in gelungenster Weise
ausgeführt hat. Dieses schöne Buch enthält eine Fülle von geistreichen, an¬
R Bergan- regenden Ideen und fruchtbringenden Anregungen.




Zuttus Wolff's wilder Jäger. ')

Julius Wolff hat in seinem "Rattenfänger von Hameln" an poetischer
Vertiefung und festem Ban der Komposition den früher erschienenen ebenfalls
sehr freundlich aufgenommenen "Till Eulenspiegel" bedeutend übertroffen. Die
hier behandelte "Waidmannsmär" ist für sein hervorragendes Talent ein höchst
günstiger Stoff: er verstattet und nöthigt sogar, Naturschilderungen in reicher
Mannichfaltigkeit mit der Darstellung mittelalterlicher Gebräuche, zumal der



') Berlin, G. Grote'sche Vcrlagshmidlnng.

hat dasselbe sür diese neue Ausgabe nochmals sorgfältig durchgesehen und mit
Rücksicht aus die in deu letzten zehn Jahren gemachten Studien verbessert und
erweitert. Die Verlagshandlung aber hat es mit eiuer größeren Anzahl schöner
neuer Illustrationen in Holzschnitt versehen;, auch einige ältere, welche unge¬
nügend erschienen, daraus beseitigt, so daß diese Publikation in jeder Be¬
ziehung als eine vermehrte und verbesserte Auflage erscheint.

Dieses Buch ist nicht eigentlich eine Geschichte der Renaissance in
Italien, bei welcher die vielen Einzelnheiten, deren Kenntniß von Wichtigkeit
ist, die Klarheit des Gesammtbildes gestört hätten, sondern eine systematische
Darstellung derselben mit besonderer Berücksichtigung der historischen Ent¬
wickelung. Der Verfasser behandelt in übersichtlicher Weise, und stets die
Quellen für feine Aussprüche angebend, in der ersten Abtheilung in dreizehn
Kapiteln den Sinn für monumentale Bauten in Italien überhaupt, die Bau¬
herrn und Baumeister, das Verhältniß der Gothischen Kunst zur Kunst der
Renaissance, das Studium der antiken Denkmäler und des Vitruv, spricht
dann über die Formenbehandlung der Architektur in den verschiedenen Stadien
ihrer Entwickelung, über die Komposition der Kirchen, Klöster, Brüderschafts¬
gebäude und Paläste, über Anlage von Spitälern, Festungsbauten und Brücken,
über Stadtanlagen, Villen und Gärten; in der zweiten Abtheilung von der
Dekoration, handelt er zuerst von dem Wesen der Dokorativn im Allge¬
meinen, dann von den Arbeiten in Stein, Erz, Holz, von den Fußböden, von
der FiMdenmalerei, der Malerei im Innern und den Dekorationen bei Fest¬
lichkeiten. — Es ist, wie mau sieht ein überaus reichhaltiges und sehr voll¬
ständiges Programm, welches der Verfasser mit feinstem Sinn für das Künst¬
lerische und sehr umfassender Kenntniß des Vorhandenen in gelungenster Weise
ausgeführt hat. Dieses schöne Buch enthält eine Fülle von geistreichen, an¬
R Bergan- regenden Ideen und fruchtbringenden Anregungen.




Zuttus Wolff's wilder Jäger. ')

Julius Wolff hat in seinem „Rattenfänger von Hameln" an poetischer
Vertiefung und festem Ban der Komposition den früher erschienenen ebenfalls
sehr freundlich aufgenommenen „Till Eulenspiegel" bedeutend übertroffen. Die
hier behandelte „Waidmannsmär" ist für sein hervorragendes Talent ein höchst
günstiger Stoff: er verstattet und nöthigt sogar, Naturschilderungen in reicher
Mannichfaltigkeit mit der Darstellung mittelalterlicher Gebräuche, zumal der



') Berlin, G. Grote'sche Vcrlagshmidlnng.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/87>, abgerufen am 29.04.2024.