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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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sammt und sonders nicht. Wir fürchten, daß über kurz oder lang die Farce
mit den "Berichten" zu einer sehr unbequemen Fessel für die neue Zeitschrift
werden wird. Entschließt sie sich, diese Fessel rechtzeitig abzustreifen und gönnt
sie sich die freie Bewegung anderer Zeitschriften, so kann sie, vorausgesetzt, daß
die glänzende Versammlung von Mitarbeitern, die in den Prospekten vorgeführt
wird, wirklich arbeitet und nicht bloß "figurirt", wie die "Remscheider Zeitung"
mit ahnungsloser Naivität schrieb, mit der Zeit zu einer der bedeutendsten
und vornehmsten deutschen Zeitschriften werden, welche der unwürdigen Reklame,
die sie vom ersten Tage ihres Erscheinens an sür sich zu machen für nöthig
befunden, und des wohlfeilen und leicht mißzuverstehender Scherzes, ihr erstes
"Quartal" als ersten "Jahrgang" ausposaunt zu haben, sich dann hoffentlich
" * selber schämen wird.




Die LntwicKelmlg des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Jähns.
III.
5. Attika.

In den durch Eroberung begründeten Staaten des Peloponnes war das
Königthum anfangs durch seine Heerführung und durch den errungenen Land¬
gewinn stärker geworden als die Monarchie in den alten Kantonen. Bald
aber war ihm aus den angesiedelte" Kriegsgenosfen ein zahlreicher und starker
Herrenstand erwachsen, der es wesentlich beschränkte oder völlig beseitigte. Eine
ähnliche Entwickelung vollzog sich auch in denjenigen Gebieten von Hellas,
welche von der dorischen Wanderung verschont geblieben waren oder ihr glücklich
widerstanden hatten. Hier nimmt Attika die erste Stelle ein.

Die meisten nicht von der Wanderung berührten Landschaften, wie Aetolien,
Arkadien u. a., verharrten in der Vereinzelung ihrer Gemeinden und Thäler;
nur in sehr lockeren Föderationen standen die Orte der Boeoter und die der
Thessaler; Argos hatte Mühe, seine Perivkeu-Städte im Zaume zu halten;
Korinth und Megara waren von vornherein nur Stadtgebiete; von den er¬
oberten Landschaften war nur Lakonien, Dank der Garuisoniruug des Adels
in ein und derselben Stadt, ein einheitlicher Staat geblieben. Aber was hier
die Gewaltherrschaft mühselig behauptete, das war in Attika und zwar wesent¬
lich unter ionischen Einflüsse, schon vor der Wanderung als Frucht natur-


sammt und sonders nicht. Wir fürchten, daß über kurz oder lang die Farce
mit den „Berichten" zu einer sehr unbequemen Fessel für die neue Zeitschrift
werden wird. Entschließt sie sich, diese Fessel rechtzeitig abzustreifen und gönnt
sie sich die freie Bewegung anderer Zeitschriften, so kann sie, vorausgesetzt, daß
die glänzende Versammlung von Mitarbeitern, die in den Prospekten vorgeführt
wird, wirklich arbeitet und nicht bloß „figurirt", wie die „Remscheider Zeitung"
mit ahnungsloser Naivität schrieb, mit der Zeit zu einer der bedeutendsten
und vornehmsten deutschen Zeitschriften werden, welche der unwürdigen Reklame,
die sie vom ersten Tage ihres Erscheinens an sür sich zu machen für nöthig
befunden, und des wohlfeilen und leicht mißzuverstehender Scherzes, ihr erstes
„Quartal" als ersten „Jahrgang" ausposaunt zu haben, sich dann hoffentlich
" * selber schämen wird.




Die LntwicKelmlg des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Jähns.
III.
5. Attika.

In den durch Eroberung begründeten Staaten des Peloponnes war das
Königthum anfangs durch seine Heerführung und durch den errungenen Land¬
gewinn stärker geworden als die Monarchie in den alten Kantonen. Bald
aber war ihm aus den angesiedelte» Kriegsgenosfen ein zahlreicher und starker
Herrenstand erwachsen, der es wesentlich beschränkte oder völlig beseitigte. Eine
ähnliche Entwickelung vollzog sich auch in denjenigen Gebieten von Hellas,
welche von der dorischen Wanderung verschont geblieben waren oder ihr glücklich
widerstanden hatten. Hier nimmt Attika die erste Stelle ein.

Die meisten nicht von der Wanderung berührten Landschaften, wie Aetolien,
Arkadien u. a., verharrten in der Vereinzelung ihrer Gemeinden und Thäler;
nur in sehr lockeren Föderationen standen die Orte der Boeoter und die der
Thessaler; Argos hatte Mühe, seine Perivkeu-Städte im Zaume zu halten;
Korinth und Megara waren von vornherein nur Stadtgebiete; von den er¬
oberten Landschaften war nur Lakonien, Dank der Garuisoniruug des Adels
in ein und derselben Stadt, ein einheitlicher Staat geblieben. Aber was hier
die Gewaltherrschaft mühselig behauptete, das war in Attika und zwar wesent¬
lich unter ionischen Einflüsse, schon vor der Wanderung als Frucht natur-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/98>, abgerufen am 28.04.2024.