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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Die Lntwickelung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. III.
Von der Durchbildung der Mcmipulcirlegion bis zum ersten Punischen Kriege.

In der Zeit der Kämpfe mit Pyrrhos empfing nun die römische Mani-
Pular-Legion, wenn nicht ihre abschließende Vollendung, so doch ihre für
die Folgezeit maßgebende Ausgestaltung.

Die tiefmassirten, mit 16 Fuß langen Sarissen bewaffneten Phalangen des
Epeirotenkönigs hatten, unterstützt von ihren Elephanten, den Legionen der
Römer große Bedrängniß bereitet. Die kleinen, wenig mehr als 60 Mann
starken Manipel waren in ihrer durch die Intervalle herbeigeführten Isolirung
den Phalangen nicht gewachsen, und doch mußte andererseits die Beibehaltung
der Manipularordnung geboten erscheinen, sowohl durch die taktischen Rücksichten,
welchen sie ihre Einführung verdankte, als auch besonders durch die Nothwendig¬
keit, jene wüthenden Angriffe der Elephanten abzuweisen, ohne gleich die ganze
Schlachtlinie in Mitleidenschaft zu ziehen. Unter solchen Umständen entschloß
man sich, die Manipel zu verstärken und sie dadurch widerstandsfähiger
zu machen.

Der Sarissa gegenüber war die Hasta unzureichend; das Plinn dagegen
hatte sich bewährt. In Folge dessen wurde es neben dem Schwerte die all¬
gemeine Feldkriegswaffe der Legion, und zwar in doppelter Gestalt, indem man
die Hauptmasse des Heeres mit 2 Pilen, einem schweren und einem leichten,
ausrüstete. Das Letztere, das man wohl auf 30 Schritte schleudern konnte,
wurde vorzugsweise da gebraucht, wo man es für gerathen hielt, den Feind
stehenden Fußes zu erwarten nud ihm erst im letzten Moment angriffsweise
entgegenzugehen. Es konnte das z. B. da angemessen sein, wo die Legion 20
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Grenzboten III. 1878. 21
Die Lntwickelung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. III.
Von der Durchbildung der Mcmipulcirlegion bis zum ersten Punischen Kriege.

In der Zeit der Kämpfe mit Pyrrhos empfing nun die römische Mani-
Pular-Legion, wenn nicht ihre abschließende Vollendung, so doch ihre für
die Folgezeit maßgebende Ausgestaltung.

Die tiefmassirten, mit 16 Fuß langen Sarissen bewaffneten Phalangen des
Epeirotenkönigs hatten, unterstützt von ihren Elephanten, den Legionen der
Römer große Bedrängniß bereitet. Die kleinen, wenig mehr als 60 Mann
starken Manipel waren in ihrer durch die Intervalle herbeigeführten Isolirung
den Phalangen nicht gewachsen, und doch mußte andererseits die Beibehaltung
der Manipularordnung geboten erscheinen, sowohl durch die taktischen Rücksichten,
welchen sie ihre Einführung verdankte, als auch besonders durch die Nothwendig¬
keit, jene wüthenden Angriffe der Elephanten abzuweisen, ohne gleich die ganze
Schlachtlinie in Mitleidenschaft zu ziehen. Unter solchen Umständen entschloß
man sich, die Manipel zu verstärken und sie dadurch widerstandsfähiger
zu machen.

Der Sarissa gegenüber war die Hasta unzureichend; das Plinn dagegen
hatte sich bewährt. In Folge dessen wurde es neben dem Schwerte die all¬
gemeine Feldkriegswaffe der Legion, und zwar in doppelter Gestalt, indem man
die Hauptmasse des Heeres mit 2 Pilen, einem schweren und einem leichten,
ausrüstete. Das Letztere, das man wohl auf 30 Schritte schleudern konnte,
wurde vorzugsweise da gebraucht, wo man es für gerathen hielt, den Feind
stehenden Fußes zu erwarten nud ihm erst im letzten Moment angriffsweise
entgegenzugehen. Es konnte das z. B. da angemessen sein, wo die Legion 20
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Grenzboten III. 1878. 21
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[0169] Die Lntwickelung des altrömischen Kriegswesens. Von Max Jähns. III. Von der Durchbildung der Mcmipulcirlegion bis zum ersten Punischen Kriege. In der Zeit der Kämpfe mit Pyrrhos empfing nun die römische Mani- Pular-Legion, wenn nicht ihre abschließende Vollendung, so doch ihre für die Folgezeit maßgebende Ausgestaltung. Die tiefmassirten, mit 16 Fuß langen Sarissen bewaffneten Phalangen des Epeirotenkönigs hatten, unterstützt von ihren Elephanten, den Legionen der Römer große Bedrängniß bereitet. Die kleinen, wenig mehr als 60 Mann starken Manipel waren in ihrer durch die Intervalle herbeigeführten Isolirung den Phalangen nicht gewachsen, und doch mußte andererseits die Beibehaltung der Manipularordnung geboten erscheinen, sowohl durch die taktischen Rücksichten, welchen sie ihre Einführung verdankte, als auch besonders durch die Nothwendig¬ keit, jene wüthenden Angriffe der Elephanten abzuweisen, ohne gleich die ganze Schlachtlinie in Mitleidenschaft zu ziehen. Unter solchen Umständen entschloß man sich, die Manipel zu verstärken und sie dadurch widerstandsfähiger zu machen. Der Sarissa gegenüber war die Hasta unzureichend; das Plinn dagegen hatte sich bewährt. In Folge dessen wurde es neben dem Schwerte die all¬ gemeine Feldkriegswaffe der Legion, und zwar in doppelter Gestalt, indem man die Hauptmasse des Heeres mit 2 Pilen, einem schweren und einem leichten, ausrüstete. Das Letztere, das man wohl auf 30 Schritte schleudern konnte, wurde vorzugsweise da gebraucht, wo man es für gerathen hielt, den Feind stehenden Fußes zu erwarten nud ihm erst im letzten Moment angriffsweise entgegenzugehen. Es konnte das z. B. da angemessen sein, wo die Legion 20 ' Grenzboten III. 1878. 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/169>, abgerufen am 05.05.2024.