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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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auf die veränderte Haltung Bennigsen's und Genossen zurückgekommen, hatte
sich weidlich über die neue dreigliedrige Partei Bismarck moqnirt, die Unter¬
grabungsfrage des ß 1 wieder behandelt und war schließlich sogar bei der
Glanbensverfolgung von 15 Millionen Deutscher angekommen. Je weiter die
Berathung fortschreitet, um so mehr treten die sozialdemokratischen Abgeordneten,
und oft recht ungeberdig hervor. So Bebel zu Z 2, Brake zu Z 4, wo er
"auf das ganze Gesetz pfeift" und Reinders, der zu Z 5 die Anhänger des
Gesetzes als Landesverräther bezeichnete.

Als bei dem das Verbot periodischer Druckschriften betreffenden § 6 der
ultramontane Freiheitsmann von Hertling, unter Bekämpfung des Liberalismus,
die schärferen Bestimmungen fern zu halten suchte, da war es sehr zeitgemäß,
daß Bamberger das volle und bewußte Eintreten der Liberalen selbst für
drakonische Bestimmungen akzentuirte. Im Uebrigen kam Bamberger mehr
als frühere Redner auf allgemeine Fragen zurück, auf Bismarck's Stellung
zu Lassalle, auf Wagener, Rodbertus, Meyer und Todt; das Beste war aber,
daß er die Zentrumsmänner als die eigentlichen Förderer der Reaktion hin¬
stellte, zu welcher die Sozialdemokraten die Gesetzgebung treiben. Mit dem
hieran sich knüpfenden, lebhafte Fortsetzung versprechenden Streite über die bei
den Wahlen vom Zentrum den Sozialdemokraten geleistete Unterstützung, ins¬
besondere mit einem gegen Windthorst gerichteten Ordnungsrufe, dem vierten
während dieser Verhandlungen, schloß am 12. Oktober die letzte Sitzung in
dieser Woche.


L.


An die Herren Verleger!
Wir bitten um baldigste Zusendung der Werke, die in unsrer Weihnachts-
bücherschan berücksichtigt werden sollen.
Leipzig, Anfang Oktober 1878. Die Redaktion der Grenzboten.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. -- Druck von Hiithel Herrmaim in Leipzig.

auf die veränderte Haltung Bennigsen's und Genossen zurückgekommen, hatte
sich weidlich über die neue dreigliedrige Partei Bismarck moqnirt, die Unter¬
grabungsfrage des ß 1 wieder behandelt und war schließlich sogar bei der
Glanbensverfolgung von 15 Millionen Deutscher angekommen. Je weiter die
Berathung fortschreitet, um so mehr treten die sozialdemokratischen Abgeordneten,
und oft recht ungeberdig hervor. So Bebel zu Z 2, Brake zu Z 4, wo er
„auf das ganze Gesetz pfeift" und Reinders, der zu Z 5 die Anhänger des
Gesetzes als Landesverräther bezeichnete.

Als bei dem das Verbot periodischer Druckschriften betreffenden § 6 der
ultramontane Freiheitsmann von Hertling, unter Bekämpfung des Liberalismus,
die schärferen Bestimmungen fern zu halten suchte, da war es sehr zeitgemäß,
daß Bamberger das volle und bewußte Eintreten der Liberalen selbst für
drakonische Bestimmungen akzentuirte. Im Uebrigen kam Bamberger mehr
als frühere Redner auf allgemeine Fragen zurück, auf Bismarck's Stellung
zu Lassalle, auf Wagener, Rodbertus, Meyer und Todt; das Beste war aber,
daß er die Zentrumsmänner als die eigentlichen Förderer der Reaktion hin¬
stellte, zu welcher die Sozialdemokraten die Gesetzgebung treiben. Mit dem
hieran sich knüpfenden, lebhafte Fortsetzung versprechenden Streite über die bei
den Wahlen vom Zentrum den Sozialdemokraten geleistete Unterstützung, ins¬
besondere mit einem gegen Windthorst gerichteten Ordnungsrufe, dem vierten
während dieser Verhandlungen, schloß am 12. Oktober die letzte Sitzung in
dieser Woche.


L.


An die Herren Verleger!
Wir bitten um baldigste Zusendung der Werke, die in unsrer Weihnachts-
bücherschan berücksichtigt werden sollen.
Leipzig, Anfang Oktober 1878. Die Redaktion der Grenzboten.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. — Druck von Hiithel Herrmaim in Leipzig.
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[0124] auf die veränderte Haltung Bennigsen's und Genossen zurückgekommen, hatte sich weidlich über die neue dreigliedrige Partei Bismarck moqnirt, die Unter¬ grabungsfrage des ß 1 wieder behandelt und war schließlich sogar bei der Glanbensverfolgung von 15 Millionen Deutscher angekommen. Je weiter die Berathung fortschreitet, um so mehr treten die sozialdemokratischen Abgeordneten, und oft recht ungeberdig hervor. So Bebel zu Z 2, Brake zu Z 4, wo er „auf das ganze Gesetz pfeift" und Reinders, der zu Z 5 die Anhänger des Gesetzes als Landesverräther bezeichnete. Als bei dem das Verbot periodischer Druckschriften betreffenden § 6 der ultramontane Freiheitsmann von Hertling, unter Bekämpfung des Liberalismus, die schärferen Bestimmungen fern zu halten suchte, da war es sehr zeitgemäß, daß Bamberger das volle und bewußte Eintreten der Liberalen selbst für drakonische Bestimmungen akzentuirte. Im Uebrigen kam Bamberger mehr als frühere Redner auf allgemeine Fragen zurück, auf Bismarck's Stellung zu Lassalle, auf Wagener, Rodbertus, Meyer und Todt; das Beste war aber, daß er die Zentrumsmänner als die eigentlichen Förderer der Reaktion hin¬ stellte, zu welcher die Sozialdemokraten die Gesetzgebung treiben. Mit dem hieran sich knüpfenden, lebhafte Fortsetzung versprechenden Streite über die bei den Wahlen vom Zentrum den Sozialdemokraten geleistete Unterstützung, ins¬ besondere mit einem gegen Windthorst gerichteten Ordnungsrufe, dem vierten während dieser Verhandlungen, schloß am 12. Oktober die letzte Sitzung in dieser Woche. L. An die Herren Verleger! Wir bitten um baldigste Zusendung der Werke, die in unsrer Weihnachts- bücherschan berücksichtigt werden sollen. Leipzig, Anfang Oktober 1878. Die Redaktion der Grenzboten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. — Druck von Hiithel Herrmaim in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/124>, abgerufen am 29.04.2024.