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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Fülle von Blumen den Darstellern zugeworfen worden war, an das Publikum
richtete, betonte er mit einem nicht mißzuverstehender Seitenblick auf die Direk¬
tionsloge des Herrn Dr. Förster, daß "in den nächsten Jahren" wohl schwerlich
an eine Wiederkehr zu denken sein werde. Aber diese "nächsten Jahre" werden
auch vorübergehen, und inzwischen wappnen wir uns mit Geduld, die nach
dem alten Sprüchlein: llpsia vri.1t 6X8p6Lori sich ja nirgends besser lernt als
* 5 * in Leipzig.




Literatur.

Geschichte der Pädagogik als Wissenschaft. Nach den Quellen dargestellt von
August Vogel. Gütersloh, Bertelsmann 1877.

Der durch verschiedene Arbeiten auf dem Gebiete der Pädagogik, insbeson¬
dere durch seine "Methodik des gesummten deutschen Unterrichts, Gütersloh
1874" rühmlichst bekannte Verfasser bietet in diesem Werke eine Geschichte der
systematischen Pädagogik von Plato bis herab auf Beneke. Nach einem kurzen
Ueberblick über die Anfänge der Pädagogik bei den Chinesen, Juden und
Griechen werden von S. 13--60 die pädagogischen Systeme des Plato und
Aristoteles abgehandelt, dann die Stellung charakterisirt, welche das Christen¬
thum und die erste christliche Kirche in Beziehung auf Erziehung und Unter¬
richt einnahmen, und die Anregungen, welche von jenem Kreise ausgingen, in
gedrängter Kürze besprochen, darauf werden S. 89--148 die Systeme von
Comenius, Montaigne, Locke und Rousseau, sodann S. 157--303 die von
Pestalozzi, Kant (Niemeyer, Schwarz), Fichte, Schelling (Gräser), Schleiermacher
und Hegel (Rosenkranz) behandelt. Den Schluß bildet von S. 323--381 der
"kritisch-reale Naturalismus", vertreten durch Herbart (Waitz) und Beneke.

Wie das Vorwort besagt, hat der Verfasser beabsichtigt, dnrch sein Werk
eine Lücke in unserer pädagogischen Literatur auszufüllen. In der Geschichte
der Pädagogik, meint er, würden die von verschiedenen Denkern aufgestellten
Pädagogischen Systeme meist nnr ganz nebenbei abgehandelt, zudem der Fort¬
schritt der Ideen nicht von einem einheitlichen Prinzip aus entwickelt, endlich
auch die Darstellung "objektiver Thatsachen mit subjektiven Gebilden derart
verquickt, daß sie oft unterschiedslos in einander überflossen." Als die einzige
erwähnenswerthe Vorarbeit, die er für dies sein Werk habe benutzen können,
bezeichnet er das Buch von Strümpell "Die Pädagogik der Philosophen Kant,
Fichte und Herbart, 1843."


Fülle von Blumen den Darstellern zugeworfen worden war, an das Publikum
richtete, betonte er mit einem nicht mißzuverstehender Seitenblick auf die Direk¬
tionsloge des Herrn Dr. Förster, daß „in den nächsten Jahren" wohl schwerlich
an eine Wiederkehr zu denken sein werde. Aber diese „nächsten Jahre" werden
auch vorübergehen, und inzwischen wappnen wir uns mit Geduld, die nach
dem alten Sprüchlein: llpsia vri.1t 6X8p6Lori sich ja nirgends besser lernt als
* 5 * in Leipzig.




Literatur.

Geschichte der Pädagogik als Wissenschaft. Nach den Quellen dargestellt von
August Vogel. Gütersloh, Bertelsmann 1877.

Der durch verschiedene Arbeiten auf dem Gebiete der Pädagogik, insbeson¬
dere durch seine „Methodik des gesummten deutschen Unterrichts, Gütersloh
1874" rühmlichst bekannte Verfasser bietet in diesem Werke eine Geschichte der
systematischen Pädagogik von Plato bis herab auf Beneke. Nach einem kurzen
Ueberblick über die Anfänge der Pädagogik bei den Chinesen, Juden und
Griechen werden von S. 13—60 die pädagogischen Systeme des Plato und
Aristoteles abgehandelt, dann die Stellung charakterisirt, welche das Christen¬
thum und die erste christliche Kirche in Beziehung auf Erziehung und Unter¬
richt einnahmen, und die Anregungen, welche von jenem Kreise ausgingen, in
gedrängter Kürze besprochen, darauf werden S. 89—148 die Systeme von
Comenius, Montaigne, Locke und Rousseau, sodann S. 157—303 die von
Pestalozzi, Kant (Niemeyer, Schwarz), Fichte, Schelling (Gräser), Schleiermacher
und Hegel (Rosenkranz) behandelt. Den Schluß bildet von S. 323—381 der
„kritisch-reale Naturalismus", vertreten durch Herbart (Waitz) und Beneke.

Wie das Vorwort besagt, hat der Verfasser beabsichtigt, dnrch sein Werk
eine Lücke in unserer pädagogischen Literatur auszufüllen. In der Geschichte
der Pädagogik, meint er, würden die von verschiedenen Denkern aufgestellten
Pädagogischen Systeme meist nnr ganz nebenbei abgehandelt, zudem der Fort¬
schritt der Ideen nicht von einem einheitlichen Prinzip aus entwickelt, endlich
auch die Darstellung „objektiver Thatsachen mit subjektiven Gebilden derart
verquickt, daß sie oft unterschiedslos in einander überflossen." Als die einzige
erwähnenswerthe Vorarbeit, die er für dies sein Werk habe benutzen können,
bezeichnet er das Buch von Strümpell „Die Pädagogik der Philosophen Kant,
Fichte und Herbart, 1843."


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/321>, abgerufen am 29.04.2024.