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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Mckblicke auf den orientalischen Krieg 1877--1878
Ld. von
VI. (Schluß.)
Die Ereignisse ans dem europäischen Kriegsschauplatze bis zur Beendigung des Krieges.

Plewna war am 10. Dezember nach wochenlanger Einschließung gefallen.
Seit dem 1. November hatte die türkische Armee jede Verbindung mit der
Außenwelt verloren; die beiden Gegner aber hatten sich, einen einzigen Punkt
ausgenommen, auf gegenseitige Beobachtung beschränkt. Es erübrigt zu sehen,
was vom 1. November ab bei den anderen Armeen in Bulgarien geschehen war.

Im Süden, am Tschipkapasse, versuchte, wie schon früher erwähnt, Reus
Pascha am 11. November einen Infanterie-Angriff, den seit dem 8. eine heftige
Beschießung vorbereitet hatte, doch die seit Ende Oktober dort stehende 1. Bri¬
gade der 24. Division (die andere Brigade blieb nördlich der Donau vor
Ruschtschuk) wies denselben leicht ab. Ein Sturmversuch gegen eine russische
Batterie am Abend des 21. November hatte gleichfalls keinen Erfolg. Am
15. und 23. Dezember fanden größere Geschützkämpfe ohne weitere An¬
griffe statt.

Im Osten standen zu Anfang November, von der Donau anfangend, das
12. und 13. russische Korps von Metschka bis Tscherkowna, die 26. Division
um Tschairkioi, südlich davon das 11. und auch ein Theil des 8. Korps
(9. Division) an obige anschließend über Slataritza bis Elena und Marian.
Die Vorposten waren von Pyrgos an der Donau bis zum schwarzen Lom,
diesen aufwärts bis Kazelewo und von da in fast genau südlicher Richtung
bis Bebrowa hin aufgestellt.

Die türkische Hauptarmee im Festungsviereck stand um Rasgrad,
der rechte Flügel bei Kadikioi, der linke um Osmanbazar. An Zahl der Streit¬
kräfte war wohl Suleiman Pascha dem Großfürsten Thronfolger überlegen,
zu einem energischen Angriff schritt er aber jetzt so wenig wie nach Uebernahme


Grenzboten IV. 1378. S1
Mckblicke auf den orientalischen Krieg 1877—1878
Ld. von
VI. (Schluß.)
Die Ereignisse ans dem europäischen Kriegsschauplatze bis zur Beendigung des Krieges.

Plewna war am 10. Dezember nach wochenlanger Einschließung gefallen.
Seit dem 1. November hatte die türkische Armee jede Verbindung mit der
Außenwelt verloren; die beiden Gegner aber hatten sich, einen einzigen Punkt
ausgenommen, auf gegenseitige Beobachtung beschränkt. Es erübrigt zu sehen,
was vom 1. November ab bei den anderen Armeen in Bulgarien geschehen war.

Im Süden, am Tschipkapasse, versuchte, wie schon früher erwähnt, Reus
Pascha am 11. November einen Infanterie-Angriff, den seit dem 8. eine heftige
Beschießung vorbereitet hatte, doch die seit Ende Oktober dort stehende 1. Bri¬
gade der 24. Division (die andere Brigade blieb nördlich der Donau vor
Ruschtschuk) wies denselben leicht ab. Ein Sturmversuch gegen eine russische
Batterie am Abend des 21. November hatte gleichfalls keinen Erfolg. Am
15. und 23. Dezember fanden größere Geschützkämpfe ohne weitere An¬
griffe statt.

Im Osten standen zu Anfang November, von der Donau anfangend, das
12. und 13. russische Korps von Metschka bis Tscherkowna, die 26. Division
um Tschairkioi, südlich davon das 11. und auch ein Theil des 8. Korps
(9. Division) an obige anschließend über Slataritza bis Elena und Marian.
Die Vorposten waren von Pyrgos an der Donau bis zum schwarzen Lom,
diesen aufwärts bis Kazelewo und von da in fast genau südlicher Richtung
bis Bebrowa hin aufgestellt.

Die türkische Hauptarmee im Festungsviereck stand um Rasgrad,
der rechte Flügel bei Kadikioi, der linke um Osmanbazar. An Zahl der Streit¬
kräfte war wohl Suleiman Pascha dem Großfürsten Thronfolger überlegen,
zu einem energischen Angriff schritt er aber jetzt so wenig wie nach Uebernahme


Grenzboten IV. 1378. S1
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[0405] Mckblicke auf den orientalischen Krieg 1877—1878 Ld. von VI. (Schluß.) Die Ereignisse ans dem europäischen Kriegsschauplatze bis zur Beendigung des Krieges. Plewna war am 10. Dezember nach wochenlanger Einschließung gefallen. Seit dem 1. November hatte die türkische Armee jede Verbindung mit der Außenwelt verloren; die beiden Gegner aber hatten sich, einen einzigen Punkt ausgenommen, auf gegenseitige Beobachtung beschränkt. Es erübrigt zu sehen, was vom 1. November ab bei den anderen Armeen in Bulgarien geschehen war. Im Süden, am Tschipkapasse, versuchte, wie schon früher erwähnt, Reus Pascha am 11. November einen Infanterie-Angriff, den seit dem 8. eine heftige Beschießung vorbereitet hatte, doch die seit Ende Oktober dort stehende 1. Bri¬ gade der 24. Division (die andere Brigade blieb nördlich der Donau vor Ruschtschuk) wies denselben leicht ab. Ein Sturmversuch gegen eine russische Batterie am Abend des 21. November hatte gleichfalls keinen Erfolg. Am 15. und 23. Dezember fanden größere Geschützkämpfe ohne weitere An¬ griffe statt. Im Osten standen zu Anfang November, von der Donau anfangend, das 12. und 13. russische Korps von Metschka bis Tscherkowna, die 26. Division um Tschairkioi, südlich davon das 11. und auch ein Theil des 8. Korps (9. Division) an obige anschließend über Slataritza bis Elena und Marian. Die Vorposten waren von Pyrgos an der Donau bis zum schwarzen Lom, diesen aufwärts bis Kazelewo und von da in fast genau südlicher Richtung bis Bebrowa hin aufgestellt. Die türkische Hauptarmee im Festungsviereck stand um Rasgrad, der rechte Flügel bei Kadikioi, der linke um Osmanbazar. An Zahl der Streit¬ kräfte war wohl Suleiman Pascha dem Großfürsten Thronfolger überlegen, zu einem energischen Angriff schritt er aber jetzt so wenig wie nach Uebernahme Grenzboten IV. 1378. S1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/405>, abgerufen am 29.04.2024.