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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Regierung in politischen Ansichten nahestehende Personen im Auge hat, welche
sich, der Vermuthung nach, ganz privatim mit einzelnen Parteiorganen in Ver¬
bindung gesetzt haben mögen. Es kann ja sein, daß selbst Minister nebenbei
journalistisch thätig sind; Bismarck soll zuweilen Notizen in die norddeutsche
Allgemeine Zeitung "lancirt" haben. Wer nun so etwas ausgewittert zu haben
glaubt, scheint darum doch das betreffende Blatt nicht ein offiziöses nennen zu
dürfen. Diese Verwechselung findet sich täglich in der Presse und richtet viel
Verwirrung an. Graf Eulenburg scheint also ganz recht zu haben, wenn er
die norddeutsche Allgemeine Zeitung und ähnliche Blätter gänzlich zurückwies.
Dieser mit jedem jungen oder alten Jahr wiederkehrende Krieg wegen der
Regieruugspresse ist wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt: es
kommt niemals etwas direkt dabei heraus. Doch wollen wir damit die ganze
Erörterung keineswegs verwerfen; es kann sein, daß indirekt heilsame Folgen
auf der einen oder anderen Seite daraus entstehen.

Die Woche schließt in Spannung über nahe bevorstehende Mittheilungen
wegen des sogenannten kleinen Belagerungszustandes über Berlin und in
Voraussicht stürmischer Debatten aus Anlaß eines Kriegsplanes der Ultra¬
montanen.


L.


Literatur.
Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia von 1876, herausgegeben
von der österreichischen Kommission. Wien, 1877 und 1878; im Kommissionsverlag
der k. k. Hofbuchhmldlung von Facsv, und Frick.

Der in dem in 26 Heften vollständig vorliegenden Werke enthaltene Be¬
richt der österreichischen Kommission hat sich ein viel höheres Ziel gesteckt, als
den, nnr eine ausführliche Darstellung des in Philadelphia Gesehenen zu
geben. Er bietet ein umfassendes klares Bild des industriellen Lebens und
Treibens, der industriellen Errungenschaften und Probleme der transatlantischen
Republik. Dieses Werk ist daher vorzugsweise geeignet, falsche Vorstellungen
oder Vorurtheile zu berichtigen und Fingerzeige zu geben darüber, in wie¬
weit und warum die Amerikaner uns in Manchem voraus siud, oder wo
ein geeignetes Feld für die europäische und namentlich deutsche Mitbewerbung
sich zu bieten scheint.

Die Darstellung des Maschinen-, Instrumenten- und Werkzeugbaues in


Regierung in politischen Ansichten nahestehende Personen im Auge hat, welche
sich, der Vermuthung nach, ganz privatim mit einzelnen Parteiorganen in Ver¬
bindung gesetzt haben mögen. Es kann ja sein, daß selbst Minister nebenbei
journalistisch thätig sind; Bismarck soll zuweilen Notizen in die norddeutsche
Allgemeine Zeitung „lancirt" haben. Wer nun so etwas ausgewittert zu haben
glaubt, scheint darum doch das betreffende Blatt nicht ein offiziöses nennen zu
dürfen. Diese Verwechselung findet sich täglich in der Presse und richtet viel
Verwirrung an. Graf Eulenburg scheint also ganz recht zu haben, wenn er
die norddeutsche Allgemeine Zeitung und ähnliche Blätter gänzlich zurückwies.
Dieser mit jedem jungen oder alten Jahr wiederkehrende Krieg wegen der
Regieruugspresse ist wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt: es
kommt niemals etwas direkt dabei heraus. Doch wollen wir damit die ganze
Erörterung keineswegs verwerfen; es kann sein, daß indirekt heilsame Folgen
auf der einen oder anderen Seite daraus entstehen.

Die Woche schließt in Spannung über nahe bevorstehende Mittheilungen
wegen des sogenannten kleinen Belagerungszustandes über Berlin und in
Voraussicht stürmischer Debatten aus Anlaß eines Kriegsplanes der Ultra¬
montanen.


L.


Literatur.
Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia von 1876, herausgegeben
von der österreichischen Kommission. Wien, 1877 und 1878; im Kommissionsverlag
der k. k. Hofbuchhmldlung von Facsv, und Frick.

Der in dem in 26 Heften vollständig vorliegenden Werke enthaltene Be¬
richt der österreichischen Kommission hat sich ein viel höheres Ziel gesteckt, als
den, nnr eine ausführliche Darstellung des in Philadelphia Gesehenen zu
geben. Er bietet ein umfassendes klares Bild des industriellen Lebens und
Treibens, der industriellen Errungenschaften und Probleme der transatlantischen
Republik. Dieses Werk ist daher vorzugsweise geeignet, falsche Vorstellungen
oder Vorurtheile zu berichtigen und Fingerzeige zu geben darüber, in wie¬
weit und warum die Amerikaner uns in Manchem voraus siud, oder wo
ein geeignetes Feld für die europäische und namentlich deutsche Mitbewerbung
sich zu bieten scheint.

Die Darstellung des Maschinen-, Instrumenten- und Werkzeugbaues in


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[0438] Regierung in politischen Ansichten nahestehende Personen im Auge hat, welche sich, der Vermuthung nach, ganz privatim mit einzelnen Parteiorganen in Ver¬ bindung gesetzt haben mögen. Es kann ja sein, daß selbst Minister nebenbei journalistisch thätig sind; Bismarck soll zuweilen Notizen in die norddeutsche Allgemeine Zeitung „lancirt" haben. Wer nun so etwas ausgewittert zu haben glaubt, scheint darum doch das betreffende Blatt nicht ein offiziöses nennen zu dürfen. Diese Verwechselung findet sich täglich in der Presse und richtet viel Verwirrung an. Graf Eulenburg scheint also ganz recht zu haben, wenn er die norddeutsche Allgemeine Zeitung und ähnliche Blätter gänzlich zurückwies. Dieser mit jedem jungen oder alten Jahr wiederkehrende Krieg wegen der Regieruugspresse ist wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt: es kommt niemals etwas direkt dabei heraus. Doch wollen wir damit die ganze Erörterung keineswegs verwerfen; es kann sein, daß indirekt heilsame Folgen auf der einen oder anderen Seite daraus entstehen. Die Woche schließt in Spannung über nahe bevorstehende Mittheilungen wegen des sogenannten kleinen Belagerungszustandes über Berlin und in Voraussicht stürmischer Debatten aus Anlaß eines Kriegsplanes der Ultra¬ montanen. L. Literatur. Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia von 1876, herausgegeben von der österreichischen Kommission. Wien, 1877 und 1878; im Kommissionsverlag der k. k. Hofbuchhmldlung von Facsv, und Frick. Der in dem in 26 Heften vollständig vorliegenden Werke enthaltene Be¬ richt der österreichischen Kommission hat sich ein viel höheres Ziel gesteckt, als den, nnr eine ausführliche Darstellung des in Philadelphia Gesehenen zu geben. Er bietet ein umfassendes klares Bild des industriellen Lebens und Treibens, der industriellen Errungenschaften und Probleme der transatlantischen Republik. Dieses Werk ist daher vorzugsweise geeignet, falsche Vorstellungen oder Vorurtheile zu berichtigen und Fingerzeige zu geben darüber, in wie¬ weit und warum die Amerikaner uns in Manchem voraus siud, oder wo ein geeignetes Feld für die europäische und namentlich deutsche Mitbewerbung sich zu bieten scheint. Die Darstellung des Maschinen-, Instrumenten- und Werkzeugbaues in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/438>, abgerufen am 29.04.2024.