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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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allen seinen Einzelheiten und Spezialitäten ist um so interessanter, als der Ver¬
fasser den schön ausgeführten Zeichnungen mathematische und statische Berech¬
nungen beigibt. Mit derselben Ausführlichkeit ist der Brücken- und Eisenbahn¬
bau behandelt. Auch hier sind statische Berechnungen gegeben, welche das in
Europa so verbreitete Vorurtheil, als würden die großartigen Brücken in Nord¬
amerika in ungenügender und leichtsinniger Weise ausgeführt, vollständig be¬
seitigen sollten. Die unparteiische k. k. Kommission hebt hervor, daß die Euro¬
päer, wenn in irgend einem Fache, gerade im Brückenbau von den Amerikanern
noch viel zu lernen hätten. Sehr Interessantes bietet der Bericht auch über
das Hüttenwesen, die Kohlen- und Erzlager. Beim Studium der lehrreichen,
' dem 23. Hefte beigehefteten geologischen Karte und Tabellen erkennt man sofort
eine der Ursachen, warum die Vereinigten Staaten ein so reiches Land sind
und bleiben müssen. Besitzen sie doch ein Gebiet von über 191,000 englischen
Quadratmeilen Kohlenfelder, während England und Irland zusammen deren
nur 9000 Quadratmeilen besitzen. An vielen Stellen liegen Eisenerz und
Kohlen übereinander, so daß sozusagen derselbe Schacht das Erz und die Kohle
fördert.

Alles ist in dem Werke berührt und beschrieben, von der Baumwollen-,
Leder-, Wolle-, Filz-, Seiden-, Holz-, Maschinen-Industrie an bis zur Archi¬
tektur der öffentlichen Gebäude. Besonders eingehend sind natürlich diejenigen
Industriezweige behandelt, bei denen die österreichische Industrie als Konkurrentin
betheiligt ist oder in Zukunft auftreten könnte. So wird das Werk Oesterreich
großen Nutzen bringen. Es ist zu bedauern, daß die Kommission des deutscheu
Reiches ihren Bericht nicht gleichfalls in derselben Ausführlichkeit erstattet und
der Oeffentlichkeit übergeben hat, denn auch unfere Industrie könnte solche Finger¬
zeige gewiß gebrauchen. Wir machen deshalb um so lieber auf das vorliegende
treffliche Werk aufmerksam, da es einstweilen wenigstens theilweise diese Lücke aus¬
füllt. Nicht minder aber möchten wir auch allen deutschen Fabrikanten und Kauf¬
leuten, die mit den Amerikanern Verbindung wünschen, die Schlußworte des
Berichts der k. k. Kommission an's Herz legen und mit ihnen diese Zeilen
schließen:

Mit der Betonung der Ausstattung im engsten Zusammenhange stehen alle
die bekannten Lieserungsmomente, wie: mustergetreue Ausführung, strenges
Einhalten der Lieferzeit, Uebereinstimmung zwischen Inhalt und Bezeichnung.
Es kann nicht genug betont und beherzigt werden, daß der Amerikaner, der
selbst ein Muster von Pünktlichkeit und Exaktheit ist, auf alle diese Dinge den
größten Werth legt, und daß ein einziges Uebersehen dessen oder ein den fest¬
gestellten Bedingungen Zuwiderhandeln den sofortigen Abbruch des Verkehrs
zur Folge haben kann.


allen seinen Einzelheiten und Spezialitäten ist um so interessanter, als der Ver¬
fasser den schön ausgeführten Zeichnungen mathematische und statische Berech¬
nungen beigibt. Mit derselben Ausführlichkeit ist der Brücken- und Eisenbahn¬
bau behandelt. Auch hier sind statische Berechnungen gegeben, welche das in
Europa so verbreitete Vorurtheil, als würden die großartigen Brücken in Nord¬
amerika in ungenügender und leichtsinniger Weise ausgeführt, vollständig be¬
seitigen sollten. Die unparteiische k. k. Kommission hebt hervor, daß die Euro¬
päer, wenn in irgend einem Fache, gerade im Brückenbau von den Amerikanern
noch viel zu lernen hätten. Sehr Interessantes bietet der Bericht auch über
das Hüttenwesen, die Kohlen- und Erzlager. Beim Studium der lehrreichen,
' dem 23. Hefte beigehefteten geologischen Karte und Tabellen erkennt man sofort
eine der Ursachen, warum die Vereinigten Staaten ein so reiches Land sind
und bleiben müssen. Besitzen sie doch ein Gebiet von über 191,000 englischen
Quadratmeilen Kohlenfelder, während England und Irland zusammen deren
nur 9000 Quadratmeilen besitzen. An vielen Stellen liegen Eisenerz und
Kohlen übereinander, so daß sozusagen derselbe Schacht das Erz und die Kohle
fördert.

Alles ist in dem Werke berührt und beschrieben, von der Baumwollen-,
Leder-, Wolle-, Filz-, Seiden-, Holz-, Maschinen-Industrie an bis zur Archi¬
tektur der öffentlichen Gebäude. Besonders eingehend sind natürlich diejenigen
Industriezweige behandelt, bei denen die österreichische Industrie als Konkurrentin
betheiligt ist oder in Zukunft auftreten könnte. So wird das Werk Oesterreich
großen Nutzen bringen. Es ist zu bedauern, daß die Kommission des deutscheu
Reiches ihren Bericht nicht gleichfalls in derselben Ausführlichkeit erstattet und
der Oeffentlichkeit übergeben hat, denn auch unfere Industrie könnte solche Finger¬
zeige gewiß gebrauchen. Wir machen deshalb um so lieber auf das vorliegende
treffliche Werk aufmerksam, da es einstweilen wenigstens theilweise diese Lücke aus¬
füllt. Nicht minder aber möchten wir auch allen deutschen Fabrikanten und Kauf¬
leuten, die mit den Amerikanern Verbindung wünschen, die Schlußworte des
Berichts der k. k. Kommission an's Herz legen und mit ihnen diese Zeilen
schließen:

Mit der Betonung der Ausstattung im engsten Zusammenhange stehen alle
die bekannten Lieserungsmomente, wie: mustergetreue Ausführung, strenges
Einhalten der Lieferzeit, Uebereinstimmung zwischen Inhalt und Bezeichnung.
Es kann nicht genug betont und beherzigt werden, daß der Amerikaner, der
selbst ein Muster von Pünktlichkeit und Exaktheit ist, auf alle diese Dinge den
größten Werth legt, und daß ein einziges Uebersehen dessen oder ein den fest¬
gestellten Bedingungen Zuwiderhandeln den sofortigen Abbruch des Verkehrs
zur Folge haben kann.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/439>, abgerufen am 16.05.2024.