Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Maria Stuart.
(Zur Literatur der letzten fünfzehn Jahre.)
Arnold Gaedeke. Von II.

Ermordung Darnley's. Nach Riccio's Ermordung steigerte sich der Zwie¬
spalt zwischen beiden Ehegatten trotz anfänglicher, aber unaufrichtiger Versöhnung
rasch bis zum offenen Zerwürfnisse. Man ist meist geneigt gewesen, Darnley die
alleinige Schuld davon zu geben. Indessen war die Behandlung, welche von ihm
Seiten der Königin, seiner Gemahlin, zu Theil wurde, doch auch eine sehr harte
und unwürdige, die ihn sehr erbittern mußte. Maria Stuart durfte ihren Ge¬
mahl, nachdem sie ihm angeblich verziehen hatte, nicht derartig behandeln. Sie
mußte überdies erkennen, daß die Rolle, welche Darnley bei der Verschwörung
gespielt hatte, eine ganz untergeordnete und daß er der Verführte gewesen war.
Am französischen Hofe glaubte man zuerst sehr fälschlich, das Verhältniß
zwischen beiden Gatten werde leicht wieder in Ordnung kommen. Schrieb doch
Karl IX. an La Forest, der Streit zwischen beiden scheine nicht groß gewesen
zu sein.") Daß Darnley die verächtliche Behandlung nicht länger ertragen
wollte, spricht eher für als gegen ihn. Allerdings besaß er nicht Charakter
genug, um sich mannhaft und würdevoll dabei zu benehmen. Die Mittel, welche
er ergriff, um auf seine Gemahlin einzuwirken, waren die eines unreifen Jüng¬
lings und brachten auf Maria Stuart nur einen entgegengesetzten Eindruck als
den beabsichtigten hervor. Er gestand dieses später, als ihn die Reue überkam,



*) rsvv, uns lettre an 22 as es wolf ä'aoud xs,r celui qus in'g.phil envo^s, am
vers.it ä/KeoWv IsizusI in'g, bien g.u loux äiseoura se Kilt eiitenärs es quo sse v,",WS eutrv
1e roi, ä'ZZvOWS se 1s. rsins sa, lemiue, et ^u8qu's,n ils su forn vMiis et ane nöaunioiiis it
les a liüsses ü, 1'Iieare as son x^rtswsut kort bleu svssiudls se Maut Ä 1s. sa^sse, c^ni
est bien si?us qao Isur ".uersUs u'Stall x^s ^rsriäs/' Karl IX. an La Forest, Cheruel, S 47.
Grenzboten IV. 1873. S6
Maria Stuart.
(Zur Literatur der letzten fünfzehn Jahre.)
Arnold Gaedeke. Von II.

Ermordung Darnley's. Nach Riccio's Ermordung steigerte sich der Zwie¬
spalt zwischen beiden Ehegatten trotz anfänglicher, aber unaufrichtiger Versöhnung
rasch bis zum offenen Zerwürfnisse. Man ist meist geneigt gewesen, Darnley die
alleinige Schuld davon zu geben. Indessen war die Behandlung, welche von ihm
Seiten der Königin, seiner Gemahlin, zu Theil wurde, doch auch eine sehr harte
und unwürdige, die ihn sehr erbittern mußte. Maria Stuart durfte ihren Ge¬
mahl, nachdem sie ihm angeblich verziehen hatte, nicht derartig behandeln. Sie
mußte überdies erkennen, daß die Rolle, welche Darnley bei der Verschwörung
gespielt hatte, eine ganz untergeordnete und daß er der Verführte gewesen war.
Am französischen Hofe glaubte man zuerst sehr fälschlich, das Verhältniß
zwischen beiden Gatten werde leicht wieder in Ordnung kommen. Schrieb doch
Karl IX. an La Forest, der Streit zwischen beiden scheine nicht groß gewesen
zu sein.") Daß Darnley die verächtliche Behandlung nicht länger ertragen
wollte, spricht eher für als gegen ihn. Allerdings besaß er nicht Charakter
genug, um sich mannhaft und würdevoll dabei zu benehmen. Die Mittel, welche
er ergriff, um auf seine Gemahlin einzuwirken, waren die eines unreifen Jüng¬
lings und brachten auf Maria Stuart nur einen entgegengesetzten Eindruck als
den beabsichtigten hervor. Er gestand dieses später, als ihn die Reue überkam,



*) rsvv, uns lettre an 22 as es wolf ä'aoud xs,r celui qus in'g.phil envo^s, am
vers.it ä/KeoWv IsizusI in'g, bien g.u loux äiseoura se Kilt eiitenärs es quo sse v,»,WS eutrv
1e roi, ä'ZZvOWS se 1s. rsins sa, lemiue, et ^u8qu's,n ils su forn vMiis et ane nöaunioiiis it
les a liüsses ü, 1'Iieare as son x^rtswsut kort bleu svssiudls se Maut Ä 1s. sa^sse, c^ni
est bien si?us qao Isur «.uersUs u'Stall x^s ^rsriäs/' Karl IX. an La Forest, Cheruel, S 47.
Grenzboten IV. 1873. S6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0445" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141324"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Maria Stuart.<lb/>
(Zur Literatur der letzten fünfzehn Jahre.)<lb/><note type="byline"> Arnold Gaedeke.</note> Von II.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1478" next="#ID_1479"> Ermordung Darnley's. Nach Riccio's Ermordung steigerte sich der Zwie¬<lb/>
spalt zwischen beiden Ehegatten trotz anfänglicher, aber unaufrichtiger Versöhnung<lb/>
rasch bis zum offenen Zerwürfnisse. Man ist meist geneigt gewesen, Darnley die<lb/>
alleinige Schuld davon zu geben. Indessen war die Behandlung, welche von ihm<lb/>
Seiten der Königin, seiner Gemahlin, zu Theil wurde, doch auch eine sehr harte<lb/>
und unwürdige, die ihn sehr erbittern mußte. Maria Stuart durfte ihren Ge¬<lb/>
mahl, nachdem sie ihm angeblich verziehen hatte, nicht derartig behandeln. Sie<lb/>
mußte überdies erkennen, daß die Rolle, welche Darnley bei der Verschwörung<lb/>
gespielt hatte, eine ganz untergeordnete und daß er der Verführte gewesen war.<lb/>
Am französischen Hofe glaubte man zuerst sehr fälschlich, das Verhältniß<lb/>
zwischen beiden Gatten werde leicht wieder in Ordnung kommen. Schrieb doch<lb/>
Karl IX. an La Forest, der Streit zwischen beiden scheine nicht groß gewesen<lb/>
zu sein.") Daß Darnley die verächtliche Behandlung nicht länger ertragen<lb/>
wollte, spricht eher für als gegen ihn. Allerdings besaß er nicht Charakter<lb/>
genug, um sich mannhaft und würdevoll dabei zu benehmen. Die Mittel, welche<lb/>
er ergriff, um auf seine Gemahlin einzuwirken, waren die eines unreifen Jüng¬<lb/>
lings und brachten auf Maria Stuart nur einen entgegengesetzten Eindruck als<lb/>
den beabsichtigten hervor. Er gestand dieses später, als ihn die Reue überkam,</p><lb/>
          <note xml:id="FID_136" place="foot"> *) rsvv, uns lettre an 22 as es wolf ä'aoud xs,r celui qus in'g.phil envo^s, am<lb/>
vers.it ä/KeoWv IsizusI in'g, bien g.u loux äiseoura se Kilt eiitenärs es quo sse v,»,WS eutrv<lb/>
1e roi, ä'ZZvOWS se 1s. rsins sa, lemiue, et ^u8qu's,n ils su forn vMiis et ane nöaunioiiis it<lb/>
les a liüsses ü, 1'Iieare as son x^rtswsut kort bleu svssiudls se Maut Ä 1s. sa^sse, c^ni<lb/>
est bien si?us qao Isur «.uersUs u'Stall x^s ^rsriäs/' Karl IX. an La Forest, Cheruel, S 47.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1873. S6</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0445] Maria Stuart. (Zur Literatur der letzten fünfzehn Jahre.) Arnold Gaedeke. Von II. Ermordung Darnley's. Nach Riccio's Ermordung steigerte sich der Zwie¬ spalt zwischen beiden Ehegatten trotz anfänglicher, aber unaufrichtiger Versöhnung rasch bis zum offenen Zerwürfnisse. Man ist meist geneigt gewesen, Darnley die alleinige Schuld davon zu geben. Indessen war die Behandlung, welche von ihm Seiten der Königin, seiner Gemahlin, zu Theil wurde, doch auch eine sehr harte und unwürdige, die ihn sehr erbittern mußte. Maria Stuart durfte ihren Ge¬ mahl, nachdem sie ihm angeblich verziehen hatte, nicht derartig behandeln. Sie mußte überdies erkennen, daß die Rolle, welche Darnley bei der Verschwörung gespielt hatte, eine ganz untergeordnete und daß er der Verführte gewesen war. Am französischen Hofe glaubte man zuerst sehr fälschlich, das Verhältniß zwischen beiden Gatten werde leicht wieder in Ordnung kommen. Schrieb doch Karl IX. an La Forest, der Streit zwischen beiden scheine nicht groß gewesen zu sein.") Daß Darnley die verächtliche Behandlung nicht länger ertragen wollte, spricht eher für als gegen ihn. Allerdings besaß er nicht Charakter genug, um sich mannhaft und würdevoll dabei zu benehmen. Die Mittel, welche er ergriff, um auf seine Gemahlin einzuwirken, waren die eines unreifen Jüng¬ lings und brachten auf Maria Stuart nur einen entgegengesetzten Eindruck als den beabsichtigten hervor. Er gestand dieses später, als ihn die Reue überkam, *) rsvv, uns lettre an 22 as es wolf ä'aoud xs,r celui qus in'g.phil envo^s, am vers.it ä/KeoWv IsizusI in'g, bien g.u loux äiseoura se Kilt eiitenärs es quo sse v,»,WS eutrv 1e roi, ä'ZZvOWS se 1s. rsins sa, lemiue, et ^u8qu's,n ils su forn vMiis et ane nöaunioiiis it les a liüsses ü, 1'Iieare as son x^rtswsut kort bleu svssiudls se Maut Ä 1s. sa^sse, c^ni est bien si?us qao Isur «.uersUs u'Stall x^s ^rsriäs/' Karl IX. an La Forest, Cheruel, S 47. Grenzboten IV. 1873. S6

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/445
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/445>, abgerufen am 29.04.2024.