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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Eindruck wie eine alte köstliche Damaszenerklinge. Ans den ersten Anblick
erweckt ein solches Schwert zunächst immer die Vorstellung, wie vorzüglich es
sich als Waffe habe brauchen lassen. Dann erst wendet sich das Auge dem
kunstvollen Schliff, den fleißig und geschmackvoll angebrachten Zierrathen zu.
Jedes Wort spitzer's ist ein kunstvoll gearbeiteter, fleißig und bedächtig ge¬
schliffener Dolch, an dem Jeder seine Freude hat, mit Ausnahme desjenigen,
den er trifft. spitzer ist aber vor Allem ein Charakter, der nicht, wie ein ge¬
feierter deutscher Kritiker in seinen Ansichten und Urtheilen haltlos hin- und
herschwankt, bald sich mit einem andern Kritiker und Richard Wagner schlägt
und bald mit denselben sich mehr als verträgt. spitzer ist seinen Ueberzeugungen
unerschütterlich treu. Er mag darin irren: er war ein leidenschaftlicher Russen¬
feind schon vor zehn Jahren, lange ehe die N. Fr. Presse, seine Lieblingspro¬
menade, türkenfreundlich war, er findet die Haltung der deutschen Politik in
der orientalischen Frage unbegreiflich, den Berliner Kongreß spaßhaft; sein
Haß läßt nichts von historischer Gerechtigkeit aufkommen. Er war ein Wagner-
Verächter solange er schreibt -- und darin irrt er schwerlich. Aber er ist es
auch geblieben trotz aller Ruhinessanfaren und Reklamekünste, welche bei uns
die Stimme der Kritik übertäubten und den Bauernfang der Recensenten von
Bayreuth bis Lindau mit Erfolg betrieben.




Abschiedswort der Redaktion.

Mit dieser Nummer scheidet der Unterzeichnete aus der Redaktion der
Grenzboten, die er acht Jahre geleitet. Derselbe bittet Leser und Mitarbeiter,
ihm ein freundliches Andenken zu bewahren.


Dr. Hans Blum.


Zur Beachtung.
Mit nächstem Hefte beginnt diese Zeitschrift das I. Quartal ihres
38. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Leipzig, im Dezember 1878. Die Verlagshandlung.




Verantwortlicher Redakteur: I>r. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel tzcrrmann in Leipzig.

Eindruck wie eine alte köstliche Damaszenerklinge. Ans den ersten Anblick
erweckt ein solches Schwert zunächst immer die Vorstellung, wie vorzüglich es
sich als Waffe habe brauchen lassen. Dann erst wendet sich das Auge dem
kunstvollen Schliff, den fleißig und geschmackvoll angebrachten Zierrathen zu.
Jedes Wort spitzer's ist ein kunstvoll gearbeiteter, fleißig und bedächtig ge¬
schliffener Dolch, an dem Jeder seine Freude hat, mit Ausnahme desjenigen,
den er trifft. spitzer ist aber vor Allem ein Charakter, der nicht, wie ein ge¬
feierter deutscher Kritiker in seinen Ansichten und Urtheilen haltlos hin- und
herschwankt, bald sich mit einem andern Kritiker und Richard Wagner schlägt
und bald mit denselben sich mehr als verträgt. spitzer ist seinen Ueberzeugungen
unerschütterlich treu. Er mag darin irren: er war ein leidenschaftlicher Russen¬
feind schon vor zehn Jahren, lange ehe die N. Fr. Presse, seine Lieblingspro¬
menade, türkenfreundlich war, er findet die Haltung der deutschen Politik in
der orientalischen Frage unbegreiflich, den Berliner Kongreß spaßhaft; sein
Haß läßt nichts von historischer Gerechtigkeit aufkommen. Er war ein Wagner-
Verächter solange er schreibt — und darin irrt er schwerlich. Aber er ist es
auch geblieben trotz aller Ruhinessanfaren und Reklamekünste, welche bei uns
die Stimme der Kritik übertäubten und den Bauernfang der Recensenten von
Bayreuth bis Lindau mit Erfolg betrieben.




Abschiedswort der Redaktion.

Mit dieser Nummer scheidet der Unterzeichnete aus der Redaktion der
Grenzboten, die er acht Jahre geleitet. Derselbe bittet Leser und Mitarbeiter,
ihm ein freundliches Andenken zu bewahren.


Dr. Hans Blum.


Zur Beachtung.
Mit nächstem Hefte beginnt diese Zeitschrift das I. Quartal ihres
38. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
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Leipzig, im Dezember 1878. Die Verlagshandlung.




Verantwortlicher Redakteur: I>r. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel tzcrrmann in Leipzig.
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[0524] Eindruck wie eine alte köstliche Damaszenerklinge. Ans den ersten Anblick erweckt ein solches Schwert zunächst immer die Vorstellung, wie vorzüglich es sich als Waffe habe brauchen lassen. Dann erst wendet sich das Auge dem kunstvollen Schliff, den fleißig und geschmackvoll angebrachten Zierrathen zu. Jedes Wort spitzer's ist ein kunstvoll gearbeiteter, fleißig und bedächtig ge¬ schliffener Dolch, an dem Jeder seine Freude hat, mit Ausnahme desjenigen, den er trifft. spitzer ist aber vor Allem ein Charakter, der nicht, wie ein ge¬ feierter deutscher Kritiker in seinen Ansichten und Urtheilen haltlos hin- und herschwankt, bald sich mit einem andern Kritiker und Richard Wagner schlägt und bald mit denselben sich mehr als verträgt. spitzer ist seinen Ueberzeugungen unerschütterlich treu. Er mag darin irren: er war ein leidenschaftlicher Russen¬ feind schon vor zehn Jahren, lange ehe die N. Fr. Presse, seine Lieblingspro¬ menade, türkenfreundlich war, er findet die Haltung der deutschen Politik in der orientalischen Frage unbegreiflich, den Berliner Kongreß spaßhaft; sein Haß läßt nichts von historischer Gerechtigkeit aufkommen. Er war ein Wagner- Verächter solange er schreibt — und darin irrt er schwerlich. Aber er ist es auch geblieben trotz aller Ruhinessanfaren und Reklamekünste, welche bei uns die Stimme der Kritik übertäubten und den Bauernfang der Recensenten von Bayreuth bis Lindau mit Erfolg betrieben. Abschiedswort der Redaktion. Mit dieser Nummer scheidet der Unterzeichnete aus der Redaktion der Grenzboten, die er acht Jahre geleitet. Derselbe bittet Leser und Mitarbeiter, ihm ein freundliches Andenken zu bewahren. Dr. Hans Blum. Zur Beachtung. Mit nächstem Hefte beginnt diese Zeitschrift das I. Quartal ihres 38. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 9 Mark. Leipzig, im Dezember 1878. Die Verlagshandlung. Verantwortlicher Redakteur: I>r. Haus Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel tzcrrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/524>, abgerufen am 29.04.2024.