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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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not, jedes zu 4 Brigaden, und die Stärke beträgt 21, respektive 17, 17 und
20, zusammen 75 Bataillone, jedes planmäßig zu 800 Mann, also 60,000 Mann
Infanterie; an Kavallerie wurden aufgestellt 5 Regimenter, (2 beim Schumadya,
1 bei den andern Korps) mit zusammen 22 Eskadrons zu 155 Pferden, also
3410 Pferde; endlich 4 Artillerie-Brigaden zu je 8 Batterien, schwere zu 8,
leichte und Gebirgs - Batterien zu 4 Geschützen. Die Artillerie zählte in 25
schweren und 7 Gebirgs-Batterien zusammen 228 Geschütze. Ob diese Armee
im Dezember 1877 schon in der angegebenen Stärke in Thätigkeit trat, oder
was von den Formationen noch rückständig war, ist nicht genau anzugeben.
Nach dem unglücklichen und verlustreichen Feldzuge von 1876 trat das Heer in
seiner neuen Gestalt wieder erfolgreich auf und hatte, wenn auch nicht mehr
der ungeschwächten Türkei gegenüber, bei seinem Vordringen doch noch eine
Reihe hartnäckiger und blutiger Kämpfe zu bestehen.




Me vierte Woche des deutschen Keichstags.

Die Kommission zur Vorberathung des Sozialistengesetzes hat die zweite
Lesung desselben am 1. und 2. Oktober erledigt, leider aber ohne in einigen
Hauptpunkten eine Verständigung mit den verbündeten Regierungen erreicht zu
haben, sodaß diese Aufgabe, ihrem größten Umfange nach, für die beginnende
Woche dem Plenum zufällt, nachdem der Bericht an dasselbe am 4. Oktober
von der Kommission festgestellt worden.

Wir hatten uns von dieser zweiten Lesung in der That viel mehr ver¬
sprechen zu dürfen geglaubt, denn bei der ersten Lesung war die Stellung
einiger Kommissionsmitglieder nicht so klar und bestimmt hervorgetreten, wie
es bei ihrer Grundrichtung eigentlich hätte erwartet werden können, anscheinend
um ihre bevorstehende Zustimmung zu wesentlichen Punkten der Vorlage in
der Zwischenzeit noch gegen die Regierungen zu verwerthen. Man durfte im
Hinblick auf die schweren Folgen, welche nach dem unternommenen Anlaufe
ein abermaliges Scheitern des Gesetzes haben müßte, wohl annehmen, daß Die¬
jenigen, welche ernstlich für dessen Zustandekommen einzutreten gewillt sind,
den wesentlichen Wünschen der Regierungen schon in der Kommission zum
Durchbruch verhelfen würden. Es wäre von weit günstigerem Allgemein-Ein-
druck und geeigneter, den Reichstag für den vollen Geist des Präventivgesetzes
zu gewinnen, wenn eine Mehrheit der Kommission schließlich herzhaft und ent-


not, jedes zu 4 Brigaden, und die Stärke beträgt 21, respektive 17, 17 und
20, zusammen 75 Bataillone, jedes planmäßig zu 800 Mann, also 60,000 Mann
Infanterie; an Kavallerie wurden aufgestellt 5 Regimenter, (2 beim Schumadya,
1 bei den andern Korps) mit zusammen 22 Eskadrons zu 155 Pferden, also
3410 Pferde; endlich 4 Artillerie-Brigaden zu je 8 Batterien, schwere zu 8,
leichte und Gebirgs - Batterien zu 4 Geschützen. Die Artillerie zählte in 25
schweren und 7 Gebirgs-Batterien zusammen 228 Geschütze. Ob diese Armee
im Dezember 1877 schon in der angegebenen Stärke in Thätigkeit trat, oder
was von den Formationen noch rückständig war, ist nicht genau anzugeben.
Nach dem unglücklichen und verlustreichen Feldzuge von 1876 trat das Heer in
seiner neuen Gestalt wieder erfolgreich auf und hatte, wenn auch nicht mehr
der ungeschwächten Türkei gegenüber, bei seinem Vordringen doch noch eine
Reihe hartnäckiger und blutiger Kämpfe zu bestehen.




Me vierte Woche des deutschen Keichstags.

Die Kommission zur Vorberathung des Sozialistengesetzes hat die zweite
Lesung desselben am 1. und 2. Oktober erledigt, leider aber ohne in einigen
Hauptpunkten eine Verständigung mit den verbündeten Regierungen erreicht zu
haben, sodaß diese Aufgabe, ihrem größten Umfange nach, für die beginnende
Woche dem Plenum zufällt, nachdem der Bericht an dasselbe am 4. Oktober
von der Kommission festgestellt worden.

Wir hatten uns von dieser zweiten Lesung in der That viel mehr ver¬
sprechen zu dürfen geglaubt, denn bei der ersten Lesung war die Stellung
einiger Kommissionsmitglieder nicht so klar und bestimmt hervorgetreten, wie
es bei ihrer Grundrichtung eigentlich hätte erwartet werden können, anscheinend
um ihre bevorstehende Zustimmung zu wesentlichen Punkten der Vorlage in
der Zwischenzeit noch gegen die Regierungen zu verwerthen. Man durfte im
Hinblick auf die schweren Folgen, welche nach dem unternommenen Anlaufe
ein abermaliges Scheitern des Gesetzes haben müßte, wohl annehmen, daß Die¬
jenigen, welche ernstlich für dessen Zustandekommen einzutreten gewillt sind,
den wesentlichen Wünschen der Regierungen schon in der Kommission zum
Durchbruch verhelfen würden. Es wäre von weit günstigerem Allgemein-Ein-
druck und geeigneter, den Reichstag für den vollen Geist des Präventivgesetzes
zu gewinnen, wenn eine Mehrheit der Kommission schließlich herzhaft und ent-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/74>, abgerufen am 29.04.2024.