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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Nach der schon im November 1876 aufgestellten Ordre-de-Bataille war
die Armee, entsprechend der Friedenseintheilung, in 4 Divisionen eingetheilt,
in denen jeder Infanterie-Brigade je 1 Linien-, 1 Dorobanzen-Regiment und
1 Jäger-Bataillon zugetheilt war. Spätere Veränderungen wurden nicht mehr
veröffentlicht. Die Armee hatte neben der Thätigkeit im Felde noch einen an¬
strengenden Besatzungs- und Etappen-Dienst zu leisten, so daß alle Theile der
Wehrkraft aufs äußerste angespannt waren. Das Heer zeigte sich dabei in
seiner ganzen Organisation, Ausbildung und Ausrüstung über Erwarten tüchtig
und kriegsbrauchbar.

Montenegro, dessen Thätigkeit während des russisch-türkischen Krieges
einen beträchtlichen Theil der türkischen Streitkräfte fesselte, ist in seiner ganzen
Verfassung wie Verwaltung militärisch organisirt. Dem Verwalter (Lsräu-r)
jeder der acht Radien des Landes steht ein Wojwode als Militärchef zur
Seite, welcher das in 3 bis 5 Bataillone zu formirende Aufgebot der Nahie
befehligt. Die Häupter der einzelnen Geschlechter (?1"zinsna.), deren 39 be¬
standen, waren zugleich Führer der entsprechenden, 5--12 Kompagnien zählen¬
den, Bataillone. Die Dienstpflicht dauerte vom 17.--50. Jahre und man
zählte rund 18,000 Pflichtige, dazu noch als 2. Aufgebot die Leute von 14--17
und von 50--60 Jahren, gaben weitere 7000 Mann, so daß 25,000 Mann
oder 15°/<, der Bevölkerung zum Dienst verfügbar waren. Die Stärke der
aufgebotenen Mannschaft richtet sich nach dem jedesmaligen Bedarf. Schon
der Verpflegung wegen entläßt man die Leute, sowie es irgend angeht, und
ruft sie zum nächsten Gebranchstage wieder zusammen. Im April 1877 wurde
die Streitmacht berechnet auf 15,804 Mann des 1., 2060 Mann des 2. Auf¬
gebots und 6890 Herzegowiner, welche in die montenegrinischen Truppen mit
eingereiht waren, zusammen 24,754 Mann.

Die serbische Armee war nach Beendigung des Feldzuges 1876 noch
im November des genannten Jahres vollständig neu organisirt und neben
einer kleinen stehenden Truppe war die frühere Miliz in die eigentliche aktive
Armee und deren Reserve umgewandelt worden. Wehrpflichtig ist jeder Serbe
vom 20. bis zum 50. Lebensjahre, davon 3 Jahre dienstpflichtig im stehenden
Heere, 3 in dessen Reserve, vom 26. Jahre an in der Nationalnrmee, der alle
Nichteingestellten sofort angehören.

Das stehende Heer bildet eine Brigade von 4 Bataillonen Infanterie,
2 Eskadrons Kavallerie, je 1 Bataillon Pioniere und Pontonniere (letztere
nur 3 Kompagnien), dann 1 Zug berittener Garde, Gendarmerie, Laboratorium-
Arbeiter, Train- und Sanitütsabtheilungen, zusammen rund 4000 Mann.

Die aktive Armee zerfällt in 4 Armeekorps, nach ihren Territorien
benannt 1. der Schumadya, 2. der Drina, 3. der Morawa und 4. des Ti-


Nach der schon im November 1876 aufgestellten Ordre-de-Bataille war
die Armee, entsprechend der Friedenseintheilung, in 4 Divisionen eingetheilt,
in denen jeder Infanterie-Brigade je 1 Linien-, 1 Dorobanzen-Regiment und
1 Jäger-Bataillon zugetheilt war. Spätere Veränderungen wurden nicht mehr
veröffentlicht. Die Armee hatte neben der Thätigkeit im Felde noch einen an¬
strengenden Besatzungs- und Etappen-Dienst zu leisten, so daß alle Theile der
Wehrkraft aufs äußerste angespannt waren. Das Heer zeigte sich dabei in
seiner ganzen Organisation, Ausbildung und Ausrüstung über Erwarten tüchtig
und kriegsbrauchbar.

Montenegro, dessen Thätigkeit während des russisch-türkischen Krieges
einen beträchtlichen Theil der türkischen Streitkräfte fesselte, ist in seiner ganzen
Verfassung wie Verwaltung militärisch organisirt. Dem Verwalter (Lsräu-r)
jeder der acht Radien des Landes steht ein Wojwode als Militärchef zur
Seite, welcher das in 3 bis 5 Bataillone zu formirende Aufgebot der Nahie
befehligt. Die Häupter der einzelnen Geschlechter (?1«zinsna.), deren 39 be¬
standen, waren zugleich Führer der entsprechenden, 5—12 Kompagnien zählen¬
den, Bataillone. Die Dienstpflicht dauerte vom 17.—50. Jahre und man
zählte rund 18,000 Pflichtige, dazu noch als 2. Aufgebot die Leute von 14—17
und von 50—60 Jahren, gaben weitere 7000 Mann, so daß 25,000 Mann
oder 15°/<, der Bevölkerung zum Dienst verfügbar waren. Die Stärke der
aufgebotenen Mannschaft richtet sich nach dem jedesmaligen Bedarf. Schon
der Verpflegung wegen entläßt man die Leute, sowie es irgend angeht, und
ruft sie zum nächsten Gebranchstage wieder zusammen. Im April 1877 wurde
die Streitmacht berechnet auf 15,804 Mann des 1., 2060 Mann des 2. Auf¬
gebots und 6890 Herzegowiner, welche in die montenegrinischen Truppen mit
eingereiht waren, zusammen 24,754 Mann.

Die serbische Armee war nach Beendigung des Feldzuges 1876 noch
im November des genannten Jahres vollständig neu organisirt und neben
einer kleinen stehenden Truppe war die frühere Miliz in die eigentliche aktive
Armee und deren Reserve umgewandelt worden. Wehrpflichtig ist jeder Serbe
vom 20. bis zum 50. Lebensjahre, davon 3 Jahre dienstpflichtig im stehenden
Heere, 3 in dessen Reserve, vom 26. Jahre an in der Nationalnrmee, der alle
Nichteingestellten sofort angehören.

Das stehende Heer bildet eine Brigade von 4 Bataillonen Infanterie,
2 Eskadrons Kavallerie, je 1 Bataillon Pioniere und Pontonniere (letztere
nur 3 Kompagnien), dann 1 Zug berittener Garde, Gendarmerie, Laboratorium-
Arbeiter, Train- und Sanitütsabtheilungen, zusammen rund 4000 Mann.

Die aktive Armee zerfällt in 4 Armeekorps, nach ihren Territorien
benannt 1. der Schumadya, 2. der Drina, 3. der Morawa und 4. des Ti-


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[0073] Nach der schon im November 1876 aufgestellten Ordre-de-Bataille war die Armee, entsprechend der Friedenseintheilung, in 4 Divisionen eingetheilt, in denen jeder Infanterie-Brigade je 1 Linien-, 1 Dorobanzen-Regiment und 1 Jäger-Bataillon zugetheilt war. Spätere Veränderungen wurden nicht mehr veröffentlicht. Die Armee hatte neben der Thätigkeit im Felde noch einen an¬ strengenden Besatzungs- und Etappen-Dienst zu leisten, so daß alle Theile der Wehrkraft aufs äußerste angespannt waren. Das Heer zeigte sich dabei in seiner ganzen Organisation, Ausbildung und Ausrüstung über Erwarten tüchtig und kriegsbrauchbar. Montenegro, dessen Thätigkeit während des russisch-türkischen Krieges einen beträchtlichen Theil der türkischen Streitkräfte fesselte, ist in seiner ganzen Verfassung wie Verwaltung militärisch organisirt. Dem Verwalter (Lsräu-r) jeder der acht Radien des Landes steht ein Wojwode als Militärchef zur Seite, welcher das in 3 bis 5 Bataillone zu formirende Aufgebot der Nahie befehligt. Die Häupter der einzelnen Geschlechter (?1«zinsna.), deren 39 be¬ standen, waren zugleich Führer der entsprechenden, 5—12 Kompagnien zählen¬ den, Bataillone. Die Dienstpflicht dauerte vom 17.—50. Jahre und man zählte rund 18,000 Pflichtige, dazu noch als 2. Aufgebot die Leute von 14—17 und von 50—60 Jahren, gaben weitere 7000 Mann, so daß 25,000 Mann oder 15°/<, der Bevölkerung zum Dienst verfügbar waren. Die Stärke der aufgebotenen Mannschaft richtet sich nach dem jedesmaligen Bedarf. Schon der Verpflegung wegen entläßt man die Leute, sowie es irgend angeht, und ruft sie zum nächsten Gebranchstage wieder zusammen. Im April 1877 wurde die Streitmacht berechnet auf 15,804 Mann des 1., 2060 Mann des 2. Auf¬ gebots und 6890 Herzegowiner, welche in die montenegrinischen Truppen mit eingereiht waren, zusammen 24,754 Mann. Die serbische Armee war nach Beendigung des Feldzuges 1876 noch im November des genannten Jahres vollständig neu organisirt und neben einer kleinen stehenden Truppe war die frühere Miliz in die eigentliche aktive Armee und deren Reserve umgewandelt worden. Wehrpflichtig ist jeder Serbe vom 20. bis zum 50. Lebensjahre, davon 3 Jahre dienstpflichtig im stehenden Heere, 3 in dessen Reserve, vom 26. Jahre an in der Nationalnrmee, der alle Nichteingestellten sofort angehören. Das stehende Heer bildet eine Brigade von 4 Bataillonen Infanterie, 2 Eskadrons Kavallerie, je 1 Bataillon Pioniere und Pontonniere (letztere nur 3 Kompagnien), dann 1 Zug berittener Garde, Gendarmerie, Laboratorium- Arbeiter, Train- und Sanitütsabtheilungen, zusammen rund 4000 Mann. Die aktive Armee zerfällt in 4 Armeekorps, nach ihren Territorien benannt 1. der Schumadya, 2. der Drina, 3. der Morawa und 4. des Ti-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/73>, abgerufen am 16.05.2024.