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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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Die Löviiv as8 äsux Nonäes
über Deutschland und Elsaß-Lothringen.

Seit einer langen Reihe von Jahren nimmt die Rovus ass äsux Nonäss
unbedingt den ersten Platz nnter allen ähnlichen periodischen Schriften inner¬
halb und in mancher Beziehung vielleicht auch außerhalb Frankreichs ein. Ihr
anerkannter Ruf wie ihr dauernder Erfolg haben bekanntlich mehrere deutsche
Verlagshandlungen und Redactionen bewogen, sie nach Inhalt und Einrichtung,
ja zum Theil bis auf die äußere Erscheinungsform nachzuahmen. Wenn sich
aber auch die reiche Mannigfaltigkeit des Inhalts, welcher, über alle Gebiete
der Wissenschaft, Literatur und Kunst, des politischen und socialen Lebens sich
erstreckend, fast in jedem Hefte jedem Geschmack und Interesse Befriedigung
bietet, und die ebenso correcte wie elegante und feingefeilte Form, welche die
vcmäitio sins <z>M der Aufnahme bildet und die Ksvuö dadurch einigermaßen
zu einem Repertoire für die classische Sprache der Gegenwart gemacht hat, bis
zu einem gewissen Grade auch bei uns erreichen läßt, so gewährt ihr doch die
französische Centralisation, welche alle begabten Geister des Landes in Paris
zusammenführt, und ihr alter, vornehmer Ruf, der es als eine Ehre erscheinen
läßt, in ihr aufzutreten, Vortheile, nach denen "Rundschau", "Unsere Zeit" und
andere deutsche Zeitschriften vergeblich ringen werden. Allerdings ist auch die
Rsvus seit einiger Zeit nicht mehr ganz das, was sie einst gewesen, zum Theil
wohl, weil die Redaction des jüngeren Buloz, nicht mit gleicher Vorsicht und
Strenge die bewährten Wege des Vaters wandelnd, hie und da Namen und
Arbeiten, welche des Platzes nicht würdig sind, die Aufnahme verstattet, viel¬
leicht aber auch, weil die ausgeprägtere politische Parteinahme für die Thiers-
fche conservative Republik eine Anzahl bedeutender Schriftsteller von ihr fern
hält. Dennoch ist ihr Einfluß auf die gebildeten Stände in unserem westlichen
Nachbarlande noch immer sehr bedeutend. Und nicht bloß jenseits der Vogesen,
auch jenseits der Alpen und Pyrenäen, in Rußland, im Orient, vor Allem in
unseren neuen Reichslanden giebt es Leute genug, die ihre Kenntniß und ihr
Urtheil über Werke und Menschen, über politische und sociale Fragen zum
großen Theile aus ihren Spalten schöpfen. Es ist daher durchaus nicht am
Platze, die darin gefällten Urtheile und die in ihr herrschenden Anschauungen
vornehm zu ignoriren.

Leider hat kaum irgend eine ernstere französische Zeitschrift seit neun Jahren
das Deutschthum mit so ausdauerndem Hasse verfolgt und gegen Alles, was


Die Löviiv as8 äsux Nonäes
über Deutschland und Elsaß-Lothringen.

Seit einer langen Reihe von Jahren nimmt die Rovus ass äsux Nonäss
unbedingt den ersten Platz nnter allen ähnlichen periodischen Schriften inner¬
halb und in mancher Beziehung vielleicht auch außerhalb Frankreichs ein. Ihr
anerkannter Ruf wie ihr dauernder Erfolg haben bekanntlich mehrere deutsche
Verlagshandlungen und Redactionen bewogen, sie nach Inhalt und Einrichtung,
ja zum Theil bis auf die äußere Erscheinungsform nachzuahmen. Wenn sich
aber auch die reiche Mannigfaltigkeit des Inhalts, welcher, über alle Gebiete
der Wissenschaft, Literatur und Kunst, des politischen und socialen Lebens sich
erstreckend, fast in jedem Hefte jedem Geschmack und Interesse Befriedigung
bietet, und die ebenso correcte wie elegante und feingefeilte Form, welche die
vcmäitio sins <z>M der Aufnahme bildet und die Ksvuö dadurch einigermaßen
zu einem Repertoire für die classische Sprache der Gegenwart gemacht hat, bis
zu einem gewissen Grade auch bei uns erreichen läßt, so gewährt ihr doch die
französische Centralisation, welche alle begabten Geister des Landes in Paris
zusammenführt, und ihr alter, vornehmer Ruf, der es als eine Ehre erscheinen
läßt, in ihr aufzutreten, Vortheile, nach denen „Rundschau", „Unsere Zeit" und
andere deutsche Zeitschriften vergeblich ringen werden. Allerdings ist auch die
Rsvus seit einiger Zeit nicht mehr ganz das, was sie einst gewesen, zum Theil
wohl, weil die Redaction des jüngeren Buloz, nicht mit gleicher Vorsicht und
Strenge die bewährten Wege des Vaters wandelnd, hie und da Namen und
Arbeiten, welche des Platzes nicht würdig sind, die Aufnahme verstattet, viel¬
leicht aber auch, weil die ausgeprägtere politische Parteinahme für die Thiers-
fche conservative Republik eine Anzahl bedeutender Schriftsteller von ihr fern
hält. Dennoch ist ihr Einfluß auf die gebildeten Stände in unserem westlichen
Nachbarlande noch immer sehr bedeutend. Und nicht bloß jenseits der Vogesen,
auch jenseits der Alpen und Pyrenäen, in Rußland, im Orient, vor Allem in
unseren neuen Reichslanden giebt es Leute genug, die ihre Kenntniß und ihr
Urtheil über Werke und Menschen, über politische und sociale Fragen zum
großen Theile aus ihren Spalten schöpfen. Es ist daher durchaus nicht am
Platze, die darin gefällten Urtheile und die in ihr herrschenden Anschauungen
vornehm zu ignoriren.

Leider hat kaum irgend eine ernstere französische Zeitschrift seit neun Jahren
das Deutschthum mit so ausdauerndem Hasse verfolgt und gegen Alles, was


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[0364] Die Löviiv as8 äsux Nonäes über Deutschland und Elsaß-Lothringen. Seit einer langen Reihe von Jahren nimmt die Rovus ass äsux Nonäss unbedingt den ersten Platz nnter allen ähnlichen periodischen Schriften inner¬ halb und in mancher Beziehung vielleicht auch außerhalb Frankreichs ein. Ihr anerkannter Ruf wie ihr dauernder Erfolg haben bekanntlich mehrere deutsche Verlagshandlungen und Redactionen bewogen, sie nach Inhalt und Einrichtung, ja zum Theil bis auf die äußere Erscheinungsform nachzuahmen. Wenn sich aber auch die reiche Mannigfaltigkeit des Inhalts, welcher, über alle Gebiete der Wissenschaft, Literatur und Kunst, des politischen und socialen Lebens sich erstreckend, fast in jedem Hefte jedem Geschmack und Interesse Befriedigung bietet, und die ebenso correcte wie elegante und feingefeilte Form, welche die vcmäitio sins <z>M der Aufnahme bildet und die Ksvuö dadurch einigermaßen zu einem Repertoire für die classische Sprache der Gegenwart gemacht hat, bis zu einem gewissen Grade auch bei uns erreichen läßt, so gewährt ihr doch die französische Centralisation, welche alle begabten Geister des Landes in Paris zusammenführt, und ihr alter, vornehmer Ruf, der es als eine Ehre erscheinen läßt, in ihr aufzutreten, Vortheile, nach denen „Rundschau", „Unsere Zeit" und andere deutsche Zeitschriften vergeblich ringen werden. Allerdings ist auch die Rsvus seit einiger Zeit nicht mehr ganz das, was sie einst gewesen, zum Theil wohl, weil die Redaction des jüngeren Buloz, nicht mit gleicher Vorsicht und Strenge die bewährten Wege des Vaters wandelnd, hie und da Namen und Arbeiten, welche des Platzes nicht würdig sind, die Aufnahme verstattet, viel¬ leicht aber auch, weil die ausgeprägtere politische Parteinahme für die Thiers- fche conservative Republik eine Anzahl bedeutender Schriftsteller von ihr fern hält. Dennoch ist ihr Einfluß auf die gebildeten Stände in unserem westlichen Nachbarlande noch immer sehr bedeutend. Und nicht bloß jenseits der Vogesen, auch jenseits der Alpen und Pyrenäen, in Rußland, im Orient, vor Allem in unseren neuen Reichslanden giebt es Leute genug, die ihre Kenntniß und ihr Urtheil über Werke und Menschen, über politische und sociale Fragen zum großen Theile aus ihren Spalten schöpfen. Es ist daher durchaus nicht am Platze, die darin gefällten Urtheile und die in ihr herrschenden Anschauungen vornehm zu ignoriren. Leider hat kaum irgend eine ernstere französische Zeitschrift seit neun Jahren das Deutschthum mit so ausdauerndem Hasse verfolgt und gegen Alles, was

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/364>, abgerufen am 05.05.2024.