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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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der Dürftigkeit und Unzuverlässigkeit der Nachrichten über den Aufstand des Bar-
Cochba (132 -- 135 u. Chr.) bietet dieser Vortrag mehr eine Schilderung der
Entwickelung der jüdischen Messiasidee und des durch ihre Ausartung über das
thörichte und irregeleitete Volk heraufbeschworenen Verhältnisses. Den Glanzpunkt
der historischen Darstcllungskunst Hases bilde" drei historische Charakterbilder:
"Gregor VII.", "Aeneas Silvius Piccolomini" -- d. i. Papst Pius II. -- und
"Der Kanzler Kreil". Wenn die Kunst des Biographen darin beruht, daß er es
versteht, außer der Vorführung der äußeren Lebensverhältnisse nud Thaten seines
Helden auch die innere Persönlichkeit, ihren ganzen Charakter und ihre Anschauungen
dem Leser nahe zu bringen, so ist Hase ein Meister biographischer Geschichtschrei¬
bung. Während er es sonst liebt, in kurzen, bisweilen selbst geheimnißvollen
Andeutungen ans Bekanntes, was für den Leser doch so häufig etwas Unbekanntes
ist, hinzuweisen, ist in solchen Biographien, wo er in frischem Zuge bald selbst er--
zählt, bald seinen Helden reden läßt, der Eindruck seiner historischen Darstellung
ein völlig ungetrübter. Wir gestehen, daß wir die biographische Skizze über
Gregor VII. sür das Beste halten, was in engerem Rahmen über deu gewaltigsten
der Päpste gesagt worden ist. Neben diesen vier Vorträgen, deren Interesse ein¬
zelnen Männern gilt, stehen zwei andere, die eine ganze Zeit und ihre herrschenden
Ideen charakterisiren. Denn dies ist nicht uur die Tendenz des letzten Vortrages
"Die französische Revolution und die Kirche", welcher "die Nothwendigkeit der
Religion für ein civilisirtes Volk, ja die nationale Unentbehrlichkeit der Kirche"
darthun soll, sondern auch der vierte hat einen ähnliche" Zweck, wiewohl die Ueber-
schrift "Pantheon und Peterskirche" auf einen andersgearteten Inhalt hinzuweisen
scheint. Auch hier handelt sich's weniger um eine Charakteristik der architektonischen
Kunst und Wirkung beider Gotteshäuser, als um die Darstellung der religiösen
Ideen, welche in dem Baue dieser Steincolosse zur Darstellung gelangen, und be¬
sonders um eine Schilderung der Ideale des Katholicismus, wie sie in der Zeit,
da der Prachtbau der Peterskirche erstand, auch nach ihrer künstlerischen Ausprägung
zum Abschluß gekommen waren. -- Es ist ein romantischer Hauch, der durch diese
Vorträge weht; seinem Banne wird sich nicht leicht ein Leser entziehen. Möchten
recht viele Leser den "Ritt ins alte, romantische Land" unternehmen.






Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag Kön F. L. Heri'ig in Leipzig. -- Druck von Hnthcl K, Herrmann in Leipzig.

Zur Beachtung.
Mit dem I. April 188" beginnt diese Zeitschrift das 2. Quartal ihres
39. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Leipzig, im März 1880. Die Verlagshandlung.

der Dürftigkeit und Unzuverlässigkeit der Nachrichten über den Aufstand des Bar-
Cochba (132 — 135 u. Chr.) bietet dieser Vortrag mehr eine Schilderung der
Entwickelung der jüdischen Messiasidee und des durch ihre Ausartung über das
thörichte und irregeleitete Volk heraufbeschworenen Verhältnisses. Den Glanzpunkt
der historischen Darstcllungskunst Hases bilde» drei historische Charakterbilder:
„Gregor VII.", „Aeneas Silvius Piccolomini" — d. i. Papst Pius II. — und
„Der Kanzler Kreil". Wenn die Kunst des Biographen darin beruht, daß er es
versteht, außer der Vorführung der äußeren Lebensverhältnisse nud Thaten seines
Helden auch die innere Persönlichkeit, ihren ganzen Charakter und ihre Anschauungen
dem Leser nahe zu bringen, so ist Hase ein Meister biographischer Geschichtschrei¬
bung. Während er es sonst liebt, in kurzen, bisweilen selbst geheimnißvollen
Andeutungen ans Bekanntes, was für den Leser doch so häufig etwas Unbekanntes
ist, hinzuweisen, ist in solchen Biographien, wo er in frischem Zuge bald selbst er--
zählt, bald seinen Helden reden läßt, der Eindruck seiner historischen Darstellung
ein völlig ungetrübter. Wir gestehen, daß wir die biographische Skizze über
Gregor VII. sür das Beste halten, was in engerem Rahmen über deu gewaltigsten
der Päpste gesagt worden ist. Neben diesen vier Vorträgen, deren Interesse ein¬
zelnen Männern gilt, stehen zwei andere, die eine ganze Zeit und ihre herrschenden
Ideen charakterisiren. Denn dies ist nicht uur die Tendenz des letzten Vortrages
„Die französische Revolution und die Kirche", welcher „die Nothwendigkeit der
Religion für ein civilisirtes Volk, ja die nationale Unentbehrlichkeit der Kirche"
darthun soll, sondern auch der vierte hat einen ähnliche» Zweck, wiewohl die Ueber-
schrift „Pantheon und Peterskirche" auf einen andersgearteten Inhalt hinzuweisen
scheint. Auch hier handelt sich's weniger um eine Charakteristik der architektonischen
Kunst und Wirkung beider Gotteshäuser, als um die Darstellung der religiösen
Ideen, welche in dem Baue dieser Steincolosse zur Darstellung gelangen, und be¬
sonders um eine Schilderung der Ideale des Katholicismus, wie sie in der Zeit,
da der Prachtbau der Peterskirche erstand, auch nach ihrer künstlerischen Ausprägung
zum Abschluß gekommen waren. — Es ist ein romantischer Hauch, der durch diese
Vorträge weht; seinem Banne wird sich nicht leicht ein Leser entziehen. Möchten
recht viele Leser den „Ritt ins alte, romantische Land" unternehmen.






Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag Kön F. L. Heri'ig in Leipzig. — Druck von Hnthcl K, Herrmann in Leipzig.

Zur Beachtung.
Mit dem I. April 188« beginnt diese Zeitschrift das 2. Quartal ihres
39. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Leipzig, im März 1880. Die Verlagshandlung.

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[0576] der Dürftigkeit und Unzuverlässigkeit der Nachrichten über den Aufstand des Bar- Cochba (132 — 135 u. Chr.) bietet dieser Vortrag mehr eine Schilderung der Entwickelung der jüdischen Messiasidee und des durch ihre Ausartung über das thörichte und irregeleitete Volk heraufbeschworenen Verhältnisses. Den Glanzpunkt der historischen Darstcllungskunst Hases bilde» drei historische Charakterbilder: „Gregor VII.", „Aeneas Silvius Piccolomini" — d. i. Papst Pius II. — und „Der Kanzler Kreil". Wenn die Kunst des Biographen darin beruht, daß er es versteht, außer der Vorführung der äußeren Lebensverhältnisse nud Thaten seines Helden auch die innere Persönlichkeit, ihren ganzen Charakter und ihre Anschauungen dem Leser nahe zu bringen, so ist Hase ein Meister biographischer Geschichtschrei¬ bung. Während er es sonst liebt, in kurzen, bisweilen selbst geheimnißvollen Andeutungen ans Bekanntes, was für den Leser doch so häufig etwas Unbekanntes ist, hinzuweisen, ist in solchen Biographien, wo er in frischem Zuge bald selbst er-- zählt, bald seinen Helden reden läßt, der Eindruck seiner historischen Darstellung ein völlig ungetrübter. Wir gestehen, daß wir die biographische Skizze über Gregor VII. sür das Beste halten, was in engerem Rahmen über deu gewaltigsten der Päpste gesagt worden ist. Neben diesen vier Vorträgen, deren Interesse ein¬ zelnen Männern gilt, stehen zwei andere, die eine ganze Zeit und ihre herrschenden Ideen charakterisiren. Denn dies ist nicht uur die Tendenz des letzten Vortrages „Die französische Revolution und die Kirche", welcher „die Nothwendigkeit der Religion für ein civilisirtes Volk, ja die nationale Unentbehrlichkeit der Kirche" darthun soll, sondern auch der vierte hat einen ähnliche» Zweck, wiewohl die Ueber- schrift „Pantheon und Peterskirche" auf einen andersgearteten Inhalt hinzuweisen scheint. Auch hier handelt sich's weniger um eine Charakteristik der architektonischen Kunst und Wirkung beider Gotteshäuser, als um die Darstellung der religiösen Ideen, welche in dem Baue dieser Steincolosse zur Darstellung gelangen, und be¬ sonders um eine Schilderung der Ideale des Katholicismus, wie sie in der Zeit, da der Prachtbau der Peterskirche erstand, auch nach ihrer künstlerischen Ausprägung zum Abschluß gekommen waren. — Es ist ein romantischer Hauch, der durch diese Vorträge weht; seinem Banne wird sich nicht leicht ein Leser entziehen. Möchten recht viele Leser den „Ritt ins alte, romantische Land" unternehmen. Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag Kön F. L. Heri'ig in Leipzig. — Druck von Hnthcl K, Herrmann in Leipzig. Zur Beachtung. Mit dem I. April 188« beginnt diese Zeitschrift das 2. Quartal ihres 39. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 9 Mark. Leipzig, im März 1880. Die Verlagshandlung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/576>, abgerufen am 05.05.2024.