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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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Die ostrumelische Grenze muß gesichert, die Festungen in Bulgarien müssen end¬
lich einmal geschleift werden, die aus den bulgarischen Gebieten vertriebenen
Muhammedaner müssen heimkehren und ihren Besitz wieder antreten dürfen.
Die "großbulgarische Idee" muß belehrt werdeu, daß sie eine Chimäre ist, und
daß die Türken die Befugniß haben, einen Versuch zur Vereinigung Bulgariens
und Ostrnmeliens als Empörung gegen den Sultan und gegen den Willen
Europas zu behandeln und nötigenfalls mit den Waffen zu unterdrücken. Daß
ihnen dies leicht fallen würde, ist nicht zu bezweifeln. Die Bulgaren sind nichts
weniger als gute Soldaten, die russischen Offiziere und Unteroffiziere, die in den
Reihen ihrer Druschiuen dienen, würden sie ebenso wenig zum Siege gegen die
türkischen Paschas führen, als Tschernajeff und sein Schweif die Serben vor
kläglichen Niederlagen zu bewahren im Stande war, und das Einzige, was im
Falle einer solchen Auflehnung der Bulgaren gegen den Berliner Frieden zu
fürchten wäre, würden etwaige Grausamkeiten gegen die besiegte Bevölkerung
oder etwaige Verstöße der osmanischen Generale gegen die Bestimmungen jenes
Friedens sein.




Literatur.

Friedrich Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie der Neu¬
zeit von dem Aufblühen der Alterthumsstudien bis auf die Gegenwart. Fünfte,
mit einem Philosophen- und Literatoren-Register versehene Auflage, bearbeitet und
herausgegeben von Max Heinze, Berlin, Mittler >K Sohn, 1880.

Der vorliegende dritte Theil dieser Geschichte der Philosophie hat durch den
Herausgeber eine stärkere Umgestaltung erfahren als die beiden vorhergehenden;
auch der Umfang ist wesentlich erweitert. Dennoch entschuldigt sich der Herausgeber
beinahe in der Vorrede, daß er hierin nicht noch mehr gethan und nicht die "gegen¬
wärtige Philosophie" weit ausführlicher behandelt habe. Uns ist diese Entschuldi¬
gung überflüssig erschienen; wir meinen vielmehr, daß in diesem "Grundriß" bereits
viel zu viel Aufnahme gefunden hat, "wenn man den didaktischen Zweck des Werkes
nie aus den Augen verlieren will." Der ursprüngliche Verfasser hatte zunächst die
akademische Jugend und deren Bedürfnisse für das Examen im Auge. Gewiß wird
aber nie ein Examinator -- was auch immer für wunderbare Dinge im Examen
gefragt werden möge" -- die Kenntniß so obscurer Schriftsteller verlangen, wie man
sie in diesem Werke findet, das in manchen Partien mehr ein philosophisches Con-
versationslexikon, als ein Lehrbuch ist. Die Didaktik macht Beschränkung und eine
pointirte Hervorhebung der Hauptwendungen in der Entwicklung der philosophischen
Gedanken nothwendig, wie sie nirgends besser als in Dtthrings Philosophiegeschichte
zu finden ist. Doch leugnen wir nicht, daß, wenn der Student sich mehr Beschrän¬
kung auferlegt, als der Herausgeber, auch der Ueberwegsche Grundriß für Examen¬
zwecke nach wie vor sehr brauchbar sein wird.




Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.

Die ostrumelische Grenze muß gesichert, die Festungen in Bulgarien müssen end¬
lich einmal geschleift werden, die aus den bulgarischen Gebieten vertriebenen
Muhammedaner müssen heimkehren und ihren Besitz wieder antreten dürfen.
Die „großbulgarische Idee" muß belehrt werdeu, daß sie eine Chimäre ist, und
daß die Türken die Befugniß haben, einen Versuch zur Vereinigung Bulgariens
und Ostrnmeliens als Empörung gegen den Sultan und gegen den Willen
Europas zu behandeln und nötigenfalls mit den Waffen zu unterdrücken. Daß
ihnen dies leicht fallen würde, ist nicht zu bezweifeln. Die Bulgaren sind nichts
weniger als gute Soldaten, die russischen Offiziere und Unteroffiziere, die in den
Reihen ihrer Druschiuen dienen, würden sie ebenso wenig zum Siege gegen die
türkischen Paschas führen, als Tschernajeff und sein Schweif die Serben vor
kläglichen Niederlagen zu bewahren im Stande war, und das Einzige, was im
Falle einer solchen Auflehnung der Bulgaren gegen den Berliner Frieden zu
fürchten wäre, würden etwaige Grausamkeiten gegen die besiegte Bevölkerung
oder etwaige Verstöße der osmanischen Generale gegen die Bestimmungen jenes
Friedens sein.




Literatur.

Friedrich Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie der Neu¬
zeit von dem Aufblühen der Alterthumsstudien bis auf die Gegenwart. Fünfte,
mit einem Philosophen- und Literatoren-Register versehene Auflage, bearbeitet und
herausgegeben von Max Heinze, Berlin, Mittler >K Sohn, 1880.

Der vorliegende dritte Theil dieser Geschichte der Philosophie hat durch den
Herausgeber eine stärkere Umgestaltung erfahren als die beiden vorhergehenden;
auch der Umfang ist wesentlich erweitert. Dennoch entschuldigt sich der Herausgeber
beinahe in der Vorrede, daß er hierin nicht noch mehr gethan und nicht die „gegen¬
wärtige Philosophie" weit ausführlicher behandelt habe. Uns ist diese Entschuldi¬
gung überflüssig erschienen; wir meinen vielmehr, daß in diesem „Grundriß" bereits
viel zu viel Aufnahme gefunden hat, „wenn man den didaktischen Zweck des Werkes
nie aus den Augen verlieren will." Der ursprüngliche Verfasser hatte zunächst die
akademische Jugend und deren Bedürfnisse für das Examen im Auge. Gewiß wird
aber nie ein Examinator — was auch immer für wunderbare Dinge im Examen
gefragt werden möge» — die Kenntniß so obscurer Schriftsteller verlangen, wie man
sie in diesem Werke findet, das in manchen Partien mehr ein philosophisches Con-
versationslexikon, als ein Lehrbuch ist. Die Didaktik macht Beschränkung und eine
pointirte Hervorhebung der Hauptwendungen in der Entwicklung der philosophischen
Gedanken nothwendig, wie sie nirgends besser als in Dtthrings Philosophiegeschichte
zu finden ist. Doch leugnen wir nicht, daß, wenn der Student sich mehr Beschrän¬
kung auferlegt, als der Herausgeber, auch der Ueberwegsche Grundriß für Examen¬
zwecke nach wie vor sehr brauchbar sein wird.




Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.
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[0209] Die ostrumelische Grenze muß gesichert, die Festungen in Bulgarien müssen end¬ lich einmal geschleift werden, die aus den bulgarischen Gebieten vertriebenen Muhammedaner müssen heimkehren und ihren Besitz wieder antreten dürfen. Die „großbulgarische Idee" muß belehrt werdeu, daß sie eine Chimäre ist, und daß die Türken die Befugniß haben, einen Versuch zur Vereinigung Bulgariens und Ostrnmeliens als Empörung gegen den Sultan und gegen den Willen Europas zu behandeln und nötigenfalls mit den Waffen zu unterdrücken. Daß ihnen dies leicht fallen würde, ist nicht zu bezweifeln. Die Bulgaren sind nichts weniger als gute Soldaten, die russischen Offiziere und Unteroffiziere, die in den Reihen ihrer Druschiuen dienen, würden sie ebenso wenig zum Siege gegen die türkischen Paschas führen, als Tschernajeff und sein Schweif die Serben vor kläglichen Niederlagen zu bewahren im Stande war, und das Einzige, was im Falle einer solchen Auflehnung der Bulgaren gegen den Berliner Frieden zu fürchten wäre, würden etwaige Grausamkeiten gegen die besiegte Bevölkerung oder etwaige Verstöße der osmanischen Generale gegen die Bestimmungen jenes Friedens sein. Literatur. Friedrich Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie der Neu¬ zeit von dem Aufblühen der Alterthumsstudien bis auf die Gegenwart. Fünfte, mit einem Philosophen- und Literatoren-Register versehene Auflage, bearbeitet und herausgegeben von Max Heinze, Berlin, Mittler >K Sohn, 1880. Der vorliegende dritte Theil dieser Geschichte der Philosophie hat durch den Herausgeber eine stärkere Umgestaltung erfahren als die beiden vorhergehenden; auch der Umfang ist wesentlich erweitert. Dennoch entschuldigt sich der Herausgeber beinahe in der Vorrede, daß er hierin nicht noch mehr gethan und nicht die „gegen¬ wärtige Philosophie" weit ausführlicher behandelt habe. Uns ist diese Entschuldi¬ gung überflüssig erschienen; wir meinen vielmehr, daß in diesem „Grundriß" bereits viel zu viel Aufnahme gefunden hat, „wenn man den didaktischen Zweck des Werkes nie aus den Augen verlieren will." Der ursprüngliche Verfasser hatte zunächst die akademische Jugend und deren Bedürfnisse für das Examen im Auge. Gewiß wird aber nie ein Examinator — was auch immer für wunderbare Dinge im Examen gefragt werden möge» — die Kenntniß so obscurer Schriftsteller verlangen, wie man sie in diesem Werke findet, das in manchen Partien mehr ein philosophisches Con- versationslexikon, als ein Lehrbuch ist. Die Didaktik macht Beschränkung und eine pointirte Hervorhebung der Hauptwendungen in der Entwicklung der philosophischen Gedanken nothwendig, wie sie nirgends besser als in Dtthrings Philosophiegeschichte zu finden ist. Doch leugnen wir nicht, daß, wenn der Student sich mehr Beschrän¬ kung auferlegt, als der Herausgeber, auch der Ueberwegsche Grundriß für Examen¬ zwecke nach wie vor sehr brauchbar sein wird. Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig. Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/209>, abgerufen am 30.04.2024.