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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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mich zwischen jenen Fichtenwäldern zu wissen, hätte mich nicht die schönste und
nothwendigste aller Pflichten nicht in meinem nächsten Kreise gehalten.

Nun aber, da ich weiß, wohin ich Beikommendes addressiren kaun, ver¬
säume ich nicht zu sagen, wie auf eine unbeschreiblich mannichfaltige Weise unser
hohes Fest gefeiert wordeu.

Indessen sammelt man die erschienenen Gedichte und sucht durch Beschrei-
bungen das Vorgefallene zu erhalten. Das erste Exemplar das in meinen
Händen ist soll Ihnen gewidmet sein.

Gedenken Sie meiner in Ihrem heitern Familienkreise, empfehlen Sie mich
den theuern Eltern und versäumen ja nicht den lieben Kindern auf das freund¬
lichste zu sagen, ich hoffe zu vernehmen, daß der anmuthige Landsitz seine Gäste
mit erquicklichen Früchten und sonstigem Guten wovon ich vor zwei Jahren mit¬
genossen, auch diesmal treulich empfangen werde.

Mich findet Ihr Gruß immer mit unveränderlichen Gesinnungen an der
alten Stelle.


12.
An Frau von Levetzow.

Weimar d. 2 Sept.
1829.

Es ist nun jährig, daß Sie als theure geprüfte Freundin, mir Ihren An¬
theil zu erkennen gaben bei dem schweren Geschick das mich betroffen, denjenigen
vor mir hingehen zu sehen, dem ich dem Laufe der Natur und meinen Wünschen
gemäß in jene Gegenden hätte vorantreten sollen.

Da ich wirklich seit jener Stunde nur zur Hälfte lebe, so ist es mir um
so erfreulicher von Freunden und Gönnern zu erfahren: daß so maucher gute
Geist, so manches liebe Herz geneigt ist; das Lückenhafte was in meinem Zu¬
stande sich finden mag, durch Wohlwollen und Neigung zu hegen und auszu-
füllen. Haben Sie den herzlichsten Dank daß Sie sich unter die ersten die
dieses fromme Werk an mir ausübten stellen und so freundlich erweisen wollten.

Ein gleiches geschieht nun auch durch die baldige frohe Nachricht, die Sie
Mir von dem glücklichen Ereigniß geben daß Ihre mir so werthe Familie noch¬
mals erfreut hat. Möge diese kleine Nachkommenschaft wachsen, blühen und
unter liebevoller Sorge sich zur Freude der nächsten Mitwelt heranbilden
Empfehlen Sie mich dem werthen Elternpaare; da ich denn zugleich aufrichtigst
wünsche, daß Fräulein Ulrike sich aus diesen Zeilen den treulichsten Gruß her¬
ausnehmen möge! wie ich denn nicht zweifle, daß die jüngste den Geschwistern
in Liebenswürdigkeit werde nachgeeifert haben.


mich zwischen jenen Fichtenwäldern zu wissen, hätte mich nicht die schönste und
nothwendigste aller Pflichten nicht in meinem nächsten Kreise gehalten.

Nun aber, da ich weiß, wohin ich Beikommendes addressiren kaun, ver¬
säume ich nicht zu sagen, wie auf eine unbeschreiblich mannichfaltige Weise unser
hohes Fest gefeiert wordeu.

Indessen sammelt man die erschienenen Gedichte und sucht durch Beschrei-
bungen das Vorgefallene zu erhalten. Das erste Exemplar das in meinen
Händen ist soll Ihnen gewidmet sein.

Gedenken Sie meiner in Ihrem heitern Familienkreise, empfehlen Sie mich
den theuern Eltern und versäumen ja nicht den lieben Kindern auf das freund¬
lichste zu sagen, ich hoffe zu vernehmen, daß der anmuthige Landsitz seine Gäste
mit erquicklichen Früchten und sonstigem Guten wovon ich vor zwei Jahren mit¬
genossen, auch diesmal treulich empfangen werde.

Mich findet Ihr Gruß immer mit unveränderlichen Gesinnungen an der
alten Stelle.


12.
An Frau von Levetzow.

Weimar d. 2 Sept.
1829.

Es ist nun jährig, daß Sie als theure geprüfte Freundin, mir Ihren An¬
theil zu erkennen gaben bei dem schweren Geschick das mich betroffen, denjenigen
vor mir hingehen zu sehen, dem ich dem Laufe der Natur und meinen Wünschen
gemäß in jene Gegenden hätte vorantreten sollen.

Da ich wirklich seit jener Stunde nur zur Hälfte lebe, so ist es mir um
so erfreulicher von Freunden und Gönnern zu erfahren: daß so maucher gute
Geist, so manches liebe Herz geneigt ist; das Lückenhafte was in meinem Zu¬
stande sich finden mag, durch Wohlwollen und Neigung zu hegen und auszu-
füllen. Haben Sie den herzlichsten Dank daß Sie sich unter die ersten die
dieses fromme Werk an mir ausübten stellen und so freundlich erweisen wollten.

Ein gleiches geschieht nun auch durch die baldige frohe Nachricht, die Sie
Mir von dem glücklichen Ereigniß geben daß Ihre mir so werthe Familie noch¬
mals erfreut hat. Möge diese kleine Nachkommenschaft wachsen, blühen und
unter liebevoller Sorge sich zur Freude der nächsten Mitwelt heranbilden
Empfehlen Sie mich dem werthen Elternpaare; da ich denn zugleich aufrichtigst
wünsche, daß Fräulein Ulrike sich aus diesen Zeilen den treulichsten Gruß her¬
ausnehmen möge! wie ich denn nicht zweifle, daß die jüngste den Geschwistern
in Liebenswürdigkeit werde nachgeeifert haben.


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[0364] mich zwischen jenen Fichtenwäldern zu wissen, hätte mich nicht die schönste und nothwendigste aller Pflichten nicht in meinem nächsten Kreise gehalten. Nun aber, da ich weiß, wohin ich Beikommendes addressiren kaun, ver¬ säume ich nicht zu sagen, wie auf eine unbeschreiblich mannichfaltige Weise unser hohes Fest gefeiert wordeu. Indessen sammelt man die erschienenen Gedichte und sucht durch Beschrei- bungen das Vorgefallene zu erhalten. Das erste Exemplar das in meinen Händen ist soll Ihnen gewidmet sein. Gedenken Sie meiner in Ihrem heitern Familienkreise, empfehlen Sie mich den theuern Eltern und versäumen ja nicht den lieben Kindern auf das freund¬ lichste zu sagen, ich hoffe zu vernehmen, daß der anmuthige Landsitz seine Gäste mit erquicklichen Früchten und sonstigem Guten wovon ich vor zwei Jahren mit¬ genossen, auch diesmal treulich empfangen werde. Mich findet Ihr Gruß immer mit unveränderlichen Gesinnungen an der alten Stelle. 12. An Frau von Levetzow. Weimar d. 2 Sept. 1829. Es ist nun jährig, daß Sie als theure geprüfte Freundin, mir Ihren An¬ theil zu erkennen gaben bei dem schweren Geschick das mich betroffen, denjenigen vor mir hingehen zu sehen, dem ich dem Laufe der Natur und meinen Wünschen gemäß in jene Gegenden hätte vorantreten sollen. Da ich wirklich seit jener Stunde nur zur Hälfte lebe, so ist es mir um so erfreulicher von Freunden und Gönnern zu erfahren: daß so maucher gute Geist, so manches liebe Herz geneigt ist; das Lückenhafte was in meinem Zu¬ stande sich finden mag, durch Wohlwollen und Neigung zu hegen und auszu- füllen. Haben Sie den herzlichsten Dank daß Sie sich unter die ersten die dieses fromme Werk an mir ausübten stellen und so freundlich erweisen wollten. Ein gleiches geschieht nun auch durch die baldige frohe Nachricht, die Sie Mir von dem glücklichen Ereigniß geben daß Ihre mir so werthe Familie noch¬ mals erfreut hat. Möge diese kleine Nachkommenschaft wachsen, blühen und unter liebevoller Sorge sich zur Freude der nächsten Mitwelt heranbilden Empfehlen Sie mich dem werthen Elternpaare; da ich denn zugleich aufrichtigst wünsche, daß Fräulein Ulrike sich aus diesen Zeilen den treulichsten Gruß her¬ ausnehmen möge! wie ich denn nicht zweifle, daß die jüngste den Geschwistern in Liebenswürdigkeit werde nachgeeifert haben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/364>, abgerufen am 30.04.2024.