Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

ständen die Generale S her man und Sheridan doch noch höher als Hancock.
Unter den obwaltenden Umständen verdiene aber die republikanische Partei,
welche in den letzten Jahren viele ihrer Fehler abgelegt habe, entschieden den
Vorzug vor der beutegierigen, particularistischen, in der Finanz- und Aemter¬
frage ungesunden Partei der Demokraten, die noch vor nicht langer Zeit in den
Hallen des Congresses den Rebellen-Präsidenten Jefferson Davis hoch gefeiert
habe; ebenso sei der als Staatsmann seit nahezu zwei Decennien bewährte
Garfield dein stets nnr als fähigen Soldaten befundenen General Hancock vor¬
zuziehen.

Die Wirkung, welche die vorstehend skizzirte Rede auf das amerikanische
Volk ausgeübt hat, scheint keine geringe gewesen zu sein. Die republikanischen
Blätter kommen fortwährend direct oder indirect darauf zurück, während die
Presse der demokratischen Partei entweder darüber schweigt oder Schurz in
persönlicher Weise angreift. In letzterer Beziehung weist man darauf hin, daß
Schurz im Jahre 1872 gegen die republikanische Partei Front gemacht habe,
während er jetzt dieselbe lobe. Man vergißt aber dabei, daß Schurz im Jahre
1872 nicht die republikanische Partei als solche angriff, sondern nur die unter
Granes Präsidentschaft bei einem großen Theile der Republikaner eingerissene
Korruption. Schurz war einer der hervorragendsten Führer der Reformbewe-
gung in der republikanischen Partei und suchte, allerdings vergebens, die bes¬
seren Elemente in der demokratischen Partei für sich zu gewinnen. Die Erwäh¬
lung des Präsidenten Hades im Jahre 1876 ist aber nicht am wenigsten sein
R. D. Werk.




Literatur.

Gast fahrten. Rciseerfahrungen und Studien von Wilhelm Roßmann.
Leipzig, Verlag von Fr. Wilhelm Grunow, 1880.

Der Verfasser dieses Buches, dessen frühere Reisebilder "Vom Gestade der
Cyclopen und Sirenen" den Lesern der "Grenzboten" wohl bekannt sind, da sie
zuerst in diesen Blättern abgedruckt wurden (die Verlagshandlung kündigt soeben
die zweite Auflage derselben an), giebt im vorliegenden stattlichen Bande eine
Reihe von Aufsätzen, welche sämmtlich aus lebendigen und frischen Rciseein-
drücken und zum Theil sehr eingehenden Studien erwachsen find , Studien, die
durch Reiseerfcchruugen angeregt wurden und sich nun glücklich mit den unmit¬
telbaren persönlichen Beobachtungen und Erinnerungen verbinden. Sämmtliche
Aufsätze "Die Passion im Se. Peter zu Rom", "Die Passion auf der Bühne zu
Oberammergau", "Ein Besuch bei den Mönchen auf dem Berge Athos" und "Eine
Fahrt nach Jerusalem" stehen in einem gedanklichen Zusammenhange, der nur etwa
bei der anschaulichen und farbenreichen Schilderung der Athosklöster nicht so ent¬
scheidend wie in den anderen Abhandlungen hervortritt. Die Osterceremonien im
römischen Se. Peter, die Anschauung des Obercnmuergauer Spiels, der Besuch der
Grabeskirche in Jerusalem haben unserem Schriftsteller die Frage nach der Ent¬
stehung und dem inneren Zusammenhange gewisser Culthandlungen und künstleri¬
scher Darstellungen des religiösen Gedankens nahe gelegt und ihn zu seinen Studien
veranlaßt.


ständen die Generale S her man und Sheridan doch noch höher als Hancock.
Unter den obwaltenden Umständen verdiene aber die republikanische Partei,
welche in den letzten Jahren viele ihrer Fehler abgelegt habe, entschieden den
Vorzug vor der beutegierigen, particularistischen, in der Finanz- und Aemter¬
frage ungesunden Partei der Demokraten, die noch vor nicht langer Zeit in den
Hallen des Congresses den Rebellen-Präsidenten Jefferson Davis hoch gefeiert
habe; ebenso sei der als Staatsmann seit nahezu zwei Decennien bewährte
Garfield dein stets nnr als fähigen Soldaten befundenen General Hancock vor¬
zuziehen.

Die Wirkung, welche die vorstehend skizzirte Rede auf das amerikanische
Volk ausgeübt hat, scheint keine geringe gewesen zu sein. Die republikanischen
Blätter kommen fortwährend direct oder indirect darauf zurück, während die
Presse der demokratischen Partei entweder darüber schweigt oder Schurz in
persönlicher Weise angreift. In letzterer Beziehung weist man darauf hin, daß
Schurz im Jahre 1872 gegen die republikanische Partei Front gemacht habe,
während er jetzt dieselbe lobe. Man vergißt aber dabei, daß Schurz im Jahre
1872 nicht die republikanische Partei als solche angriff, sondern nur die unter
Granes Präsidentschaft bei einem großen Theile der Republikaner eingerissene
Korruption. Schurz war einer der hervorragendsten Führer der Reformbewe-
gung in der republikanischen Partei und suchte, allerdings vergebens, die bes¬
seren Elemente in der demokratischen Partei für sich zu gewinnen. Die Erwäh¬
lung des Präsidenten Hades im Jahre 1876 ist aber nicht am wenigsten sein
R. D. Werk.




Literatur.

Gast fahrten. Rciseerfahrungen und Studien von Wilhelm Roßmann.
Leipzig, Verlag von Fr. Wilhelm Grunow, 1880.

Der Verfasser dieses Buches, dessen frühere Reisebilder „Vom Gestade der
Cyclopen und Sirenen" den Lesern der „Grenzboten" wohl bekannt sind, da sie
zuerst in diesen Blättern abgedruckt wurden (die Verlagshandlung kündigt soeben
die zweite Auflage derselben an), giebt im vorliegenden stattlichen Bande eine
Reihe von Aufsätzen, welche sämmtlich aus lebendigen und frischen Rciseein-
drücken und zum Theil sehr eingehenden Studien erwachsen find , Studien, die
durch Reiseerfcchruugen angeregt wurden und sich nun glücklich mit den unmit¬
telbaren persönlichen Beobachtungen und Erinnerungen verbinden. Sämmtliche
Aufsätze „Die Passion im Se. Peter zu Rom", „Die Passion auf der Bühne zu
Oberammergau", „Ein Besuch bei den Mönchen auf dem Berge Athos" und „Eine
Fahrt nach Jerusalem" stehen in einem gedanklichen Zusammenhange, der nur etwa
bei der anschaulichen und farbenreichen Schilderung der Athosklöster nicht so ent¬
scheidend wie in den anderen Abhandlungen hervortritt. Die Osterceremonien im
römischen Se. Peter, die Anschauung des Obercnmuergauer Spiels, der Besuch der
Grabeskirche in Jerusalem haben unserem Schriftsteller die Frage nach der Ent¬
stehung und dem inneren Zusammenhange gewisser Culthandlungen und künstleri¬
scher Darstellungen des religiösen Gedankens nahe gelegt und ihn zu seinen Studien
veranlaßt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147520"/>
          <p xml:id="ID_1196" prev="#ID_1195"> ständen die Generale S her man und Sheridan doch noch höher als Hancock.<lb/>
Unter den obwaltenden Umständen verdiene aber die republikanische Partei,<lb/>
welche in den letzten Jahren viele ihrer Fehler abgelegt habe, entschieden den<lb/>
Vorzug vor der beutegierigen, particularistischen, in der Finanz- und Aemter¬<lb/>
frage ungesunden Partei der Demokraten, die noch vor nicht langer Zeit in den<lb/>
Hallen des Congresses den Rebellen-Präsidenten Jefferson Davis hoch gefeiert<lb/>
habe; ebenso sei der als Staatsmann seit nahezu zwei Decennien bewährte<lb/>
Garfield dein stets nnr als fähigen Soldaten befundenen General Hancock vor¬<lb/>
zuziehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1197"> Die Wirkung, welche die vorstehend skizzirte Rede auf das amerikanische<lb/>
Volk ausgeübt hat, scheint keine geringe gewesen zu sein. Die republikanischen<lb/>
Blätter kommen fortwährend direct oder indirect darauf zurück, während die<lb/>
Presse der demokratischen Partei entweder darüber schweigt oder Schurz in<lb/>
persönlicher Weise angreift. In letzterer Beziehung weist man darauf hin, daß<lb/>
Schurz im Jahre 1872 gegen die republikanische Partei Front gemacht habe,<lb/>
während er jetzt dieselbe lobe. Man vergißt aber dabei, daß Schurz im Jahre<lb/>
1872 nicht die republikanische Partei als solche angriff, sondern nur die unter<lb/>
Granes Präsidentschaft bei einem großen Theile der Republikaner eingerissene<lb/>
Korruption. Schurz war einer der hervorragendsten Führer der Reformbewe-<lb/>
gung in der republikanischen Partei und suchte, allerdings vergebens, die bes¬<lb/>
seren Elemente in der demokratischen Partei für sich zu gewinnen. Die Erwäh¬<lb/>
lung des Präsidenten Hades im Jahre 1876 ist aber nicht am wenigsten sein<lb/><note type="byline"> R. D.</note> Werk. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1198"> Gast fahrten. Rciseerfahrungen und Studien von Wilhelm Roßmann.<lb/>
Leipzig, Verlag von Fr. Wilhelm Grunow, 1880.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1199"> Der Verfasser dieses Buches, dessen frühere Reisebilder &#x201E;Vom Gestade der<lb/>
Cyclopen und Sirenen" den Lesern der &#x201E;Grenzboten" wohl bekannt sind, da sie<lb/>
zuerst in diesen Blättern abgedruckt wurden (die Verlagshandlung kündigt soeben<lb/>
die zweite Auflage derselben an), giebt im vorliegenden stattlichen Bande eine<lb/>
Reihe von Aufsätzen, welche sämmtlich aus lebendigen und frischen Rciseein-<lb/>
drücken und zum Theil sehr eingehenden Studien erwachsen find , Studien, die<lb/>
durch Reiseerfcchruugen angeregt wurden und sich nun glücklich mit den unmit¬<lb/>
telbaren persönlichen Beobachtungen und Erinnerungen verbinden. Sämmtliche<lb/>
Aufsätze &#x201E;Die Passion im Se. Peter zu Rom", &#x201E;Die Passion auf der Bühne zu<lb/>
Oberammergau", &#x201E;Ein Besuch bei den Mönchen auf dem Berge Athos" und &#x201E;Eine<lb/>
Fahrt nach Jerusalem" stehen in einem gedanklichen Zusammenhange, der nur etwa<lb/>
bei der anschaulichen und farbenreichen Schilderung der Athosklöster nicht so ent¬<lb/>
scheidend wie in den anderen Abhandlungen hervortritt. Die Osterceremonien im<lb/>
römischen Se. Peter, die Anschauung des Obercnmuergauer Spiels, der Besuch der<lb/>
Grabeskirche in Jerusalem haben unserem Schriftsteller die Frage nach der Ent¬<lb/>
stehung und dem inneren Zusammenhange gewisser Culthandlungen und künstleri¬<lb/>
scher Darstellungen des religiösen Gedankens nahe gelegt und ihn zu seinen Studien<lb/>
veranlaßt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0426] ständen die Generale S her man und Sheridan doch noch höher als Hancock. Unter den obwaltenden Umständen verdiene aber die republikanische Partei, welche in den letzten Jahren viele ihrer Fehler abgelegt habe, entschieden den Vorzug vor der beutegierigen, particularistischen, in der Finanz- und Aemter¬ frage ungesunden Partei der Demokraten, die noch vor nicht langer Zeit in den Hallen des Congresses den Rebellen-Präsidenten Jefferson Davis hoch gefeiert habe; ebenso sei der als Staatsmann seit nahezu zwei Decennien bewährte Garfield dein stets nnr als fähigen Soldaten befundenen General Hancock vor¬ zuziehen. Die Wirkung, welche die vorstehend skizzirte Rede auf das amerikanische Volk ausgeübt hat, scheint keine geringe gewesen zu sein. Die republikanischen Blätter kommen fortwährend direct oder indirect darauf zurück, während die Presse der demokratischen Partei entweder darüber schweigt oder Schurz in persönlicher Weise angreift. In letzterer Beziehung weist man darauf hin, daß Schurz im Jahre 1872 gegen die republikanische Partei Front gemacht habe, während er jetzt dieselbe lobe. Man vergißt aber dabei, daß Schurz im Jahre 1872 nicht die republikanische Partei als solche angriff, sondern nur die unter Granes Präsidentschaft bei einem großen Theile der Republikaner eingerissene Korruption. Schurz war einer der hervorragendsten Führer der Reformbewe- gung in der republikanischen Partei und suchte, allerdings vergebens, die bes¬ seren Elemente in der demokratischen Partei für sich zu gewinnen. Die Erwäh¬ lung des Präsidenten Hades im Jahre 1876 ist aber nicht am wenigsten sein R. D. Werk. Literatur. Gast fahrten. Rciseerfahrungen und Studien von Wilhelm Roßmann. Leipzig, Verlag von Fr. Wilhelm Grunow, 1880. Der Verfasser dieses Buches, dessen frühere Reisebilder „Vom Gestade der Cyclopen und Sirenen" den Lesern der „Grenzboten" wohl bekannt sind, da sie zuerst in diesen Blättern abgedruckt wurden (die Verlagshandlung kündigt soeben die zweite Auflage derselben an), giebt im vorliegenden stattlichen Bande eine Reihe von Aufsätzen, welche sämmtlich aus lebendigen und frischen Rciseein- drücken und zum Theil sehr eingehenden Studien erwachsen find , Studien, die durch Reiseerfcchruugen angeregt wurden und sich nun glücklich mit den unmit¬ telbaren persönlichen Beobachtungen und Erinnerungen verbinden. Sämmtliche Aufsätze „Die Passion im Se. Peter zu Rom", „Die Passion auf der Bühne zu Oberammergau", „Ein Besuch bei den Mönchen auf dem Berge Athos" und „Eine Fahrt nach Jerusalem" stehen in einem gedanklichen Zusammenhange, der nur etwa bei der anschaulichen und farbenreichen Schilderung der Athosklöster nicht so ent¬ scheidend wie in den anderen Abhandlungen hervortritt. Die Osterceremonien im römischen Se. Peter, die Anschauung des Obercnmuergauer Spiels, der Besuch der Grabeskirche in Jerusalem haben unserem Schriftsteller die Frage nach der Ent¬ stehung und dem inneren Zusammenhange gewisser Culthandlungen und künstleri¬ scher Darstellungen des religiösen Gedankens nahe gelegt und ihn zu seinen Studien veranlaßt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/426
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/426>, abgerufen am 30.04.2024.