Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Politische Briefe,

anlangt, so konnte leider wegen der geringen Geldbewilligungen nichts genügendes
geschehen; die Verwüstung der öffentlichen Wnldländereien dauert noch vielfach fort.
Für Hebung des Ackerbaus ist manches gethan worden, so haben sich z. B> die
Bemühungen um Production von Zucker und Thee gut belohnt. Das Schulwesen
ist, so weit es Buudessache, thunlichst gehoben; mich sind die geologischen Forschungen
in Bezug auf Mineralschätze erweitert worden. Der Verkauf von öffentlichen
Ländereien um wirkliche Ansiedler hat eine große Zunahme gezeigt; ebenso ist dem
Patentwesen die gebührende Aufmerksamkeit erwiesen worden.

Schließlich sei uoch bemerkt, daß Präsident HayeS dem Congreß den Vorschlag
gemacht hat, daß General Grant in Anbetracht seiner der Union im Bürgerkriege
geleisteten außerordentlichen Dienste zum "Geueral-Capitän" der amerikanische"
Armee v. ernannt werde,




politische Briefe.
Die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle in ihrem Berufe.

it dem Gesetzentwürfe, welchen für den obengenannten Zweck der
Reichskanzler unterm 13. Januar dem BundcSmthe vorgelegt
hat, ist ein Schritt geschehen, der vielleicht die ernsthafte Epoche
der Socialpolitik einleitet, indem er den Uebergang bildet vom
theoretischen Experimentiren ans diesem Felde zum wohldurchdachten
Angriff, Es ist gewiß von Bedeutung, daß in der Begründung
dieses Gesetzentwurfs der Staatssocialismus verkündigt wird, indem das Bedenken
äuriickgcwiesen wird, in die Gesetzgebung ein socialistisches Element einzuführen.
er Staatssocialismus, der Socialismus der Gesetzgebung und folglich der
^Mvaltung, ist nlsv nicht mehr verpönt. Lange hatte die deutsche Mauchester-
Ichule das Wort und mit dem Worte die Sache zu ächten gesucht. Der Reichs¬
adler durchbricht diesen Bann, Die Sache wird als richtig, als unumgänglich,
v wohlthätig anerkannt, und die Sache soll sich nicht unter einem falschen
, >nen verbergen. In diesem Znqe tritt der Charakter des Reichskanzlers
hervor.

Aber ist denn der Staatssocialismus nicht ebenso schlimm, beinahe so
^innen oder an Ende gar noch schlimmer als die Socialdemokratie, gegen die
^' 5we, Jahr,, schwere Ansnahmemaßregeln verhängt werden? Wir wollen den
"terschied beider angeben, der in einer Reihe entscheidender Eigenschaften besteht.


Politische Briefe,

anlangt, so konnte leider wegen der geringen Geldbewilligungen nichts genügendes
geschehen; die Verwüstung der öffentlichen Wnldländereien dauert noch vielfach fort.
Für Hebung des Ackerbaus ist manches gethan worden, so haben sich z. B> die
Bemühungen um Production von Zucker und Thee gut belohnt. Das Schulwesen
ist, so weit es Buudessache, thunlichst gehoben; mich sind die geologischen Forschungen
in Bezug auf Mineralschätze erweitert worden. Der Verkauf von öffentlichen
Ländereien um wirkliche Ansiedler hat eine große Zunahme gezeigt; ebenso ist dem
Patentwesen die gebührende Aufmerksamkeit erwiesen worden.

Schließlich sei uoch bemerkt, daß Präsident HayeS dem Congreß den Vorschlag
gemacht hat, daß General Grant in Anbetracht seiner der Union im Bürgerkriege
geleisteten außerordentlichen Dienste zum „Geueral-Capitän" der amerikanische«
Armee v. ernannt werde,




politische Briefe.
Die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle in ihrem Berufe.

it dem Gesetzentwürfe, welchen für den obengenannten Zweck der
Reichskanzler unterm 13. Januar dem BundcSmthe vorgelegt
hat, ist ein Schritt geschehen, der vielleicht die ernsthafte Epoche
der Socialpolitik einleitet, indem er den Uebergang bildet vom
theoretischen Experimentiren ans diesem Felde zum wohldurchdachten
Angriff, Es ist gewiß von Bedeutung, daß in der Begründung
dieses Gesetzentwurfs der Staatssocialismus verkündigt wird, indem das Bedenken
äuriickgcwiesen wird, in die Gesetzgebung ein socialistisches Element einzuführen.
er Staatssocialismus, der Socialismus der Gesetzgebung und folglich der
^Mvaltung, ist nlsv nicht mehr verpönt. Lange hatte die deutsche Mauchester-
Ichule das Wort und mit dem Worte die Sache zu ächten gesucht. Der Reichs¬
adler durchbricht diesen Bann, Die Sache wird als richtig, als unumgänglich,
v wohlthätig anerkannt, und die Sache soll sich nicht unter einem falschen
, >nen verbergen. In diesem Znqe tritt der Charakter des Reichskanzlers
hervor.

Aber ist denn der Staatssocialismus nicht ebenso schlimm, beinahe so
^innen oder an Ende gar noch schlimmer als die Socialdemokratie, gegen die
^' 5we, Jahr,, schwere Ansnahmemaßregeln verhängt werden? Wir wollen den
"terschied beider angeben, der in einer Reihe entscheidender Eigenschaften besteht.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0235" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149219"/>
          <fw type="header" place="top"> Politische Briefe,</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_638" prev="#ID_637"> anlangt, so konnte leider wegen der geringen Geldbewilligungen nichts genügendes<lb/>
geschehen; die Verwüstung der öffentlichen Wnldländereien dauert noch vielfach fort.<lb/>
Für Hebung des Ackerbaus ist manches gethan worden, so haben sich z. B&gt; die<lb/>
Bemühungen um Production von Zucker und Thee gut belohnt. Das Schulwesen<lb/>
ist, so weit es Buudessache, thunlichst gehoben; mich sind die geologischen Forschungen<lb/>
in Bezug auf Mineralschätze erweitert worden. Der Verkauf von öffentlichen<lb/>
Ländereien um wirkliche Ansiedler hat eine große Zunahme gezeigt; ebenso ist dem<lb/>
Patentwesen die gebührende Aufmerksamkeit erwiesen worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_639"> Schließlich sei uoch bemerkt, daß Präsident HayeS dem Congreß den Vorschlag<lb/>
gemacht hat, daß General Grant in Anbetracht seiner der Union im Bürgerkriege<lb/>
geleisteten außerordentlichen Dienste zum &#x201E;Geueral-Capitän" der amerikanische«<lb/>
Armee <note type="byline"> v.</note> ernannt werde, </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> politische Briefe.<lb/>
Die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle in ihrem Berufe.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_640"> it dem Gesetzentwürfe, welchen für den obengenannten Zweck der<lb/>
Reichskanzler unterm 13. Januar dem BundcSmthe vorgelegt<lb/>
hat, ist ein Schritt geschehen, der vielleicht die ernsthafte Epoche<lb/>
der Socialpolitik einleitet, indem er den Uebergang bildet vom<lb/>
theoretischen Experimentiren ans diesem Felde zum wohldurchdachten<lb/>
Angriff, Es ist gewiß von Bedeutung, daß in der Begründung<lb/>
dieses Gesetzentwurfs der Staatssocialismus verkündigt wird, indem das Bedenken<lb/>
äuriickgcwiesen wird, in die Gesetzgebung ein socialistisches Element einzuführen.<lb/>
er Staatssocialismus, der Socialismus der Gesetzgebung und folglich der<lb/>
^Mvaltung, ist nlsv nicht mehr verpönt. Lange hatte die deutsche Mauchester-<lb/>
Ichule das Wort und mit dem Worte die Sache zu ächten gesucht. Der Reichs¬<lb/>
adler durchbricht diesen Bann, Die Sache wird als richtig, als unumgänglich,<lb/>
v wohlthätig anerkannt, und die Sache soll sich nicht unter einem falschen<lb/>
, &gt;nen verbergen. In diesem Znqe tritt der Charakter des Reichskanzlers<lb/>
hervor.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_641"> Aber ist denn der Staatssocialismus nicht ebenso schlimm, beinahe so<lb/>
^innen oder an Ende gar noch schlimmer als die Socialdemokratie, gegen die<lb/>
^' 5we, Jahr,, schwere Ansnahmemaßregeln verhängt werden? Wir wollen den<lb/>
"terschied beider angeben, der in einer Reihe entscheidender Eigenschaften besteht.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0235] Politische Briefe, anlangt, so konnte leider wegen der geringen Geldbewilligungen nichts genügendes geschehen; die Verwüstung der öffentlichen Wnldländereien dauert noch vielfach fort. Für Hebung des Ackerbaus ist manches gethan worden, so haben sich z. B> die Bemühungen um Production von Zucker und Thee gut belohnt. Das Schulwesen ist, so weit es Buudessache, thunlichst gehoben; mich sind die geologischen Forschungen in Bezug auf Mineralschätze erweitert worden. Der Verkauf von öffentlichen Ländereien um wirkliche Ansiedler hat eine große Zunahme gezeigt; ebenso ist dem Patentwesen die gebührende Aufmerksamkeit erwiesen worden. Schließlich sei uoch bemerkt, daß Präsident HayeS dem Congreß den Vorschlag gemacht hat, daß General Grant in Anbetracht seiner der Union im Bürgerkriege geleisteten außerordentlichen Dienste zum „Geueral-Capitän" der amerikanische« Armee v. ernannt werde, politische Briefe. Die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle in ihrem Berufe. it dem Gesetzentwürfe, welchen für den obengenannten Zweck der Reichskanzler unterm 13. Januar dem BundcSmthe vorgelegt hat, ist ein Schritt geschehen, der vielleicht die ernsthafte Epoche der Socialpolitik einleitet, indem er den Uebergang bildet vom theoretischen Experimentiren ans diesem Felde zum wohldurchdachten Angriff, Es ist gewiß von Bedeutung, daß in der Begründung dieses Gesetzentwurfs der Staatssocialismus verkündigt wird, indem das Bedenken äuriickgcwiesen wird, in die Gesetzgebung ein socialistisches Element einzuführen. er Staatssocialismus, der Socialismus der Gesetzgebung und folglich der ^Mvaltung, ist nlsv nicht mehr verpönt. Lange hatte die deutsche Mauchester- Ichule das Wort und mit dem Worte die Sache zu ächten gesucht. Der Reichs¬ adler durchbricht diesen Bann, Die Sache wird als richtig, als unumgänglich, v wohlthätig anerkannt, und die Sache soll sich nicht unter einem falschen , >nen verbergen. In diesem Znqe tritt der Charakter des Reichskanzlers hervor. Aber ist denn der Staatssocialismus nicht ebenso schlimm, beinahe so ^innen oder an Ende gar noch schlimmer als die Socialdemokratie, gegen die ^' 5we, Jahr,, schwere Ansnahmemaßregeln verhängt werden? Wir wollen den "terschied beider angeben, der in einer Reihe entscheidender Eigenschaften besteht.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/235
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/235>, abgerufen am 29.04.2024.