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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Das System der altsynagogalen Theologie.
Ein Beitrag ^ur Indenfrcige.

n der Judenfrage, die noch immer, so dreist dies auch von der
jüdischen Presse zu leugnen versucht wird, das Interesse aller
Kreise unsers Volkes in Anspruch nimmt, durchkreuzen sich die ver¬
schiedensten Anschauungen, je nach dem religiösen, politischen nud
wirthschaftlichen Standpunkte, von dem man ausgeht, Nicht bloß
über die Berechtigung, sondern auch über Zweck und Mittel der ganzen Be¬
wegung werden geradezu entgegengesetzte Ansichten geltend gemacht. Während
die einen es als eine Forderung der Humanität bezeichnen, unser Volk aus der
Zwingherrschaft der Juden zu befreien, die unsere wirthschaftliche und geistige
Production rücksichtslos in ihrem Interesse ausbeuten, sehen andere in der Art,
wie gegen einen Theil unsrer Mitbürger Haß und Verachtung gepredigt und
berechtigte wie unberechtigte Anklagen aller Art geschlendert werden, eine unver¬
antwortliche, mit der Bildung und den Humanitären Anschauungen unsrer Zeit un¬
vereinbare Rohheit. Und während die einen die Jndenfmge theils als eine religiöse,
theils als eine Nnssenfrage betrachten und dauernde Besserung mir von einem
cillgeincinen Uebertritt der Juden zur christliche" Religion oder von einem Auf¬
gehen ihrer Nationalität in der unsrigen erwarten, haben andere wieder die Juden¬
frage als eine social-ethische angesehen und gefordert, daß man sich vor allem
der Organisation von Capital, Geschäft und Journalismus, wie sie das moderne
Judenthum repräsentirt, widersetzen und dem "jüdischen" Geist der unsern Handel
und Wandel beherrschenden unsolider und unreellen Geschäftsführung der letzten
Jahre durch Wicderbefestigung der guten deutschen Ehrlichkeit und Tüchtigkeit


ttwmzbown I, 1881. M


Das System der altsynagogalen Theologie.
Ein Beitrag ^ur Indenfrcige.

n der Judenfrage, die noch immer, so dreist dies auch von der
jüdischen Presse zu leugnen versucht wird, das Interesse aller
Kreise unsers Volkes in Anspruch nimmt, durchkreuzen sich die ver¬
schiedensten Anschauungen, je nach dem religiösen, politischen nud
wirthschaftlichen Standpunkte, von dem man ausgeht, Nicht bloß
über die Berechtigung, sondern auch über Zweck und Mittel der ganzen Be¬
wegung werden geradezu entgegengesetzte Ansichten geltend gemacht. Während
die einen es als eine Forderung der Humanität bezeichnen, unser Volk aus der
Zwingherrschaft der Juden zu befreien, die unsere wirthschaftliche und geistige
Production rücksichtslos in ihrem Interesse ausbeuten, sehen andere in der Art,
wie gegen einen Theil unsrer Mitbürger Haß und Verachtung gepredigt und
berechtigte wie unberechtigte Anklagen aller Art geschlendert werden, eine unver¬
antwortliche, mit der Bildung und den Humanitären Anschauungen unsrer Zeit un¬
vereinbare Rohheit. Und während die einen die Jndenfmge theils als eine religiöse,
theils als eine Nnssenfrage betrachten und dauernde Besserung mir von einem
cillgeincinen Uebertritt der Juden zur christliche» Religion oder von einem Auf¬
gehen ihrer Nationalität in der unsrigen erwarten, haben andere wieder die Juden¬
frage als eine social-ethische angesehen und gefordert, daß man sich vor allem
der Organisation von Capital, Geschäft und Journalismus, wie sie das moderne
Judenthum repräsentirt, widersetzen und dem „jüdischen" Geist der unsern Handel
und Wandel beherrschenden unsolider und unreellen Geschäftsführung der letzten
Jahre durch Wicderbefestigung der guten deutschen Ehrlichkeit und Tüchtigkeit


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[0505] [Abbildung] Das System der altsynagogalen Theologie. Ein Beitrag ^ur Indenfrcige. n der Judenfrage, die noch immer, so dreist dies auch von der jüdischen Presse zu leugnen versucht wird, das Interesse aller Kreise unsers Volkes in Anspruch nimmt, durchkreuzen sich die ver¬ schiedensten Anschauungen, je nach dem religiösen, politischen nud wirthschaftlichen Standpunkte, von dem man ausgeht, Nicht bloß über die Berechtigung, sondern auch über Zweck und Mittel der ganzen Be¬ wegung werden geradezu entgegengesetzte Ansichten geltend gemacht. Während die einen es als eine Forderung der Humanität bezeichnen, unser Volk aus der Zwingherrschaft der Juden zu befreien, die unsere wirthschaftliche und geistige Production rücksichtslos in ihrem Interesse ausbeuten, sehen andere in der Art, wie gegen einen Theil unsrer Mitbürger Haß und Verachtung gepredigt und berechtigte wie unberechtigte Anklagen aller Art geschlendert werden, eine unver¬ antwortliche, mit der Bildung und den Humanitären Anschauungen unsrer Zeit un¬ vereinbare Rohheit. Und während die einen die Jndenfmge theils als eine religiöse, theils als eine Nnssenfrage betrachten und dauernde Besserung mir von einem cillgeincinen Uebertritt der Juden zur christliche» Religion oder von einem Auf¬ gehen ihrer Nationalität in der unsrigen erwarten, haben andere wieder die Juden¬ frage als eine social-ethische angesehen und gefordert, daß man sich vor allem der Organisation von Capital, Geschäft und Journalismus, wie sie das moderne Judenthum repräsentirt, widersetzen und dem „jüdischen" Geist der unsern Handel und Wandel beherrschenden unsolider und unreellen Geschäftsführung der letzten Jahre durch Wicderbefestigung der guten deutschen Ehrlichkeit und Tüchtigkeit ttwmzbown I, 1881. M

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/505>, abgerufen am 29.04.2024.