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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Altenglische Dramatiker.

mag es von Seite jener ernster denkenden und religiös gesinnten Reformjuden
auch noch so heftig verneint werden, die Thatsache steht fest, daß ihre neuen sitt¬
lichen und Humanitären Anschauungen, die zu den Satzungen des strengen Juden-
thums in demselben Gegensatze stehen, wie schon in alter Zeit die Anschauungen
der hellenistischen Juden zu denen der palästinischen, den Geist des Christen¬
thums wiederspiegeln, wie einst auch Julianus Apostata alle sittlichen Forderungen
und Humanitären Einrichtungen, durch welche er dem sinkenden Heidenthum auf¬
helfen zu können meinte, aus dem christlichen Geiste und Leben entlehnte. Aber
selbst die orthodoxen Juden, die, treu dem Glauben ihrer Väter, mit aller Innig¬
keit an dem Gesetze hangen, können und wollen nicht an allen Conseauenzen
des jüdischen Nvmismus festhalten.

So droht dem deutschen Volke nicht sowohl von Seiten der jüdischen Re¬
ligion als solcher eine Gefahr. Die Gefahr liegt vielmehr einzig in dem Ueber¬
gewichte gewisser Licht- und Schattenseiten des national-semitischen Elementes
über den ideal-beschaulichen Charakter unsrer Nation. Zu den erster" rechnen
wir den Familiensinn der Juden und ihre Fähigkeit zu entbehren, die freilich bei
wachsenden Mitteln bald einer raffinirten Genußsucht der materiellsten Art Platz
macht; zu den letztern aber gehört in erster Linie die rastlose Initiative einer
eminent praktischen, rücksichtslos ihre Ziele verfolgenden Thätigkeit, auf welche sich
vor allem ihre Ueberlegenheit im Journalismus, in der Politik und im Handel
gründet.




Altenglische Dramatiker.

le immer eifriger betriebnen Shakespearestudien und die tiefgehende
Theilnahme, die man den Schöpfungen des größten Dramatikers
widmet, haben natürlich in Fachkreisen auch ein sich beständig er¬
weiterndes Interesse an den Gestalten und Werken seiner poetischen
Zeitgenossen im Gefolge gehabt. Der Glanz, der von einem großen
Genius ausstrahlt, wirft Licht felbst auf Namen und Leistungen, die sonst im
Dunkel der Vergessenheit liegen würden. So lange man hoffen kann, aus Ge¬
dichten und literarischen Flugschriften, deren oft einziges Verdienst es ist, in


Altenglische Dramatiker.

mag es von Seite jener ernster denkenden und religiös gesinnten Reformjuden
auch noch so heftig verneint werden, die Thatsache steht fest, daß ihre neuen sitt¬
lichen und Humanitären Anschauungen, die zu den Satzungen des strengen Juden-
thums in demselben Gegensatze stehen, wie schon in alter Zeit die Anschauungen
der hellenistischen Juden zu denen der palästinischen, den Geist des Christen¬
thums wiederspiegeln, wie einst auch Julianus Apostata alle sittlichen Forderungen
und Humanitären Einrichtungen, durch welche er dem sinkenden Heidenthum auf¬
helfen zu können meinte, aus dem christlichen Geiste und Leben entlehnte. Aber
selbst die orthodoxen Juden, die, treu dem Glauben ihrer Väter, mit aller Innig¬
keit an dem Gesetze hangen, können und wollen nicht an allen Conseauenzen
des jüdischen Nvmismus festhalten.

So droht dem deutschen Volke nicht sowohl von Seiten der jüdischen Re¬
ligion als solcher eine Gefahr. Die Gefahr liegt vielmehr einzig in dem Ueber¬
gewichte gewisser Licht- und Schattenseiten des national-semitischen Elementes
über den ideal-beschaulichen Charakter unsrer Nation. Zu den erster» rechnen
wir den Familiensinn der Juden und ihre Fähigkeit zu entbehren, die freilich bei
wachsenden Mitteln bald einer raffinirten Genußsucht der materiellsten Art Platz
macht; zu den letztern aber gehört in erster Linie die rastlose Initiative einer
eminent praktischen, rücksichtslos ihre Ziele verfolgenden Thätigkeit, auf welche sich
vor allem ihre Ueberlegenheit im Journalismus, in der Politik und im Handel
gründet.




Altenglische Dramatiker.

le immer eifriger betriebnen Shakespearestudien und die tiefgehende
Theilnahme, die man den Schöpfungen des größten Dramatikers
widmet, haben natürlich in Fachkreisen auch ein sich beständig er¬
weiterndes Interesse an den Gestalten und Werken seiner poetischen
Zeitgenossen im Gefolge gehabt. Der Glanz, der von einem großen
Genius ausstrahlt, wirft Licht felbst auf Namen und Leistungen, die sonst im
Dunkel der Vergessenheit liegen würden. So lange man hoffen kann, aus Ge¬
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[0514] Altenglische Dramatiker. mag es von Seite jener ernster denkenden und religiös gesinnten Reformjuden auch noch so heftig verneint werden, die Thatsache steht fest, daß ihre neuen sitt¬ lichen und Humanitären Anschauungen, die zu den Satzungen des strengen Juden- thums in demselben Gegensatze stehen, wie schon in alter Zeit die Anschauungen der hellenistischen Juden zu denen der palästinischen, den Geist des Christen¬ thums wiederspiegeln, wie einst auch Julianus Apostata alle sittlichen Forderungen und Humanitären Einrichtungen, durch welche er dem sinkenden Heidenthum auf¬ helfen zu können meinte, aus dem christlichen Geiste und Leben entlehnte. Aber selbst die orthodoxen Juden, die, treu dem Glauben ihrer Väter, mit aller Innig¬ keit an dem Gesetze hangen, können und wollen nicht an allen Conseauenzen des jüdischen Nvmismus festhalten. So droht dem deutschen Volke nicht sowohl von Seiten der jüdischen Re¬ ligion als solcher eine Gefahr. Die Gefahr liegt vielmehr einzig in dem Ueber¬ gewichte gewisser Licht- und Schattenseiten des national-semitischen Elementes über den ideal-beschaulichen Charakter unsrer Nation. Zu den erster» rechnen wir den Familiensinn der Juden und ihre Fähigkeit zu entbehren, die freilich bei wachsenden Mitteln bald einer raffinirten Genußsucht der materiellsten Art Platz macht; zu den letztern aber gehört in erster Linie die rastlose Initiative einer eminent praktischen, rücksichtslos ihre Ziele verfolgenden Thätigkeit, auf welche sich vor allem ihre Ueberlegenheit im Journalismus, in der Politik und im Handel gründet. Altenglische Dramatiker. le immer eifriger betriebnen Shakespearestudien und die tiefgehende Theilnahme, die man den Schöpfungen des größten Dramatikers widmet, haben natürlich in Fachkreisen auch ein sich beständig er¬ weiterndes Interesse an den Gestalten und Werken seiner poetischen Zeitgenossen im Gefolge gehabt. Der Glanz, der von einem großen Genius ausstrahlt, wirft Licht felbst auf Namen und Leistungen, die sonst im Dunkel der Vergessenheit liegen würden. So lange man hoffen kann, aus Ge¬ dichten und literarischen Flugschriften, deren oft einziges Verdienst es ist, in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/514>, abgerufen am 29.04.2024.