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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Der größte religiöse voll'srcdüer Englands.

verlaufen, und als es bei seiner Ausstellung in Berlin auch die Anerkennung
der dortigen Kritik fand, sah Schirmer mit glücklicher Zuversicht seiner künstle¬
rischen Zukunft entgegen.

Bald trafen in Düsseldorf noch andre junge Künstler ein, welche Land¬
schaftsmaler werden wollten, und ans Schadows Wunsch nahm sich Schirmer
dieser Anfänger an, denen ein besondrer Saal eingeräumt wurde. Die ersten,
die sich dort zusammenfanden, waren Arnold, Schulter, Pose, Kappel, Heunert
und Funk. Ihnen gesellte sich später noch Andreas Achenbcich bei. So ent¬
stand aus bescheidnen Anfängen die Landschaftselasse der Düsseldorfer Akademie,
aus der eine lange Reihe ausgezeichneter Talente hervorgehen sollte. 1834 wurde
Schirmer zum Hilfslehrer an derselben bestellt und 1839 übernahm er definitiv
ihre Leitung als Professor der Landschaftsmalerei, die damit als den übrigen
Fächern ebenbürtig anerkannt wurde.




Der größte religiöse Volksredner Englands.

ins der wichtigsten Ereignisse des vorigen Jahrhunderts bildete
für die englisch redende Welt die religiöse Revolution, welche durch
das Auftreten Weslehs und Whitefields hervorgerufen wurde. Die
Gründung des Methodismus, einer mächtigen und lebensvollen
Seele, die sich über beide Erdhälften ausdehnt und gegenwärtig
über zwölf Millionen Anhänger zählt, war nur eine von den Folgen dieser
Revolution; denn die letztere übte auch tiefen und bleibenden Einfluß auf den
Geist der englischen Staatskirche, ans die Summe und Vertheilnng der ethischen
Kräfte der Nation und selbst auf den Gang der politischen Geschichte Englands
aus. Vortrefflich hat dies alles Leckn in seiner vor kurzem (Leipzig und Heidel¬
berg, Winter, 1880) in deutscher Uebersetzung erschienenen Entstehungsge¬
schichte und Charakteristik des Methodismus nachgewiesen, der wir im
folgenden einige Grundgedanken sowie die Charakterbilder der genannten beiden
Hauptapostel jener gewaltigen "Seelenerweckung" entnehmen.

Die Theologie war im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts in England
vorherrschend Morallehre, vor welcher das Dogma und ebenso alle starken ge-


Der größte religiöse voll'srcdüer Englands.

verlaufen, und als es bei seiner Ausstellung in Berlin auch die Anerkennung
der dortigen Kritik fand, sah Schirmer mit glücklicher Zuversicht seiner künstle¬
rischen Zukunft entgegen.

Bald trafen in Düsseldorf noch andre junge Künstler ein, welche Land¬
schaftsmaler werden wollten, und ans Schadows Wunsch nahm sich Schirmer
dieser Anfänger an, denen ein besondrer Saal eingeräumt wurde. Die ersten,
die sich dort zusammenfanden, waren Arnold, Schulter, Pose, Kappel, Heunert
und Funk. Ihnen gesellte sich später noch Andreas Achenbcich bei. So ent¬
stand aus bescheidnen Anfängen die Landschaftselasse der Düsseldorfer Akademie,
aus der eine lange Reihe ausgezeichneter Talente hervorgehen sollte. 1834 wurde
Schirmer zum Hilfslehrer an derselben bestellt und 1839 übernahm er definitiv
ihre Leitung als Professor der Landschaftsmalerei, die damit als den übrigen
Fächern ebenbürtig anerkannt wurde.




Der größte religiöse Volksredner Englands.

ins der wichtigsten Ereignisse des vorigen Jahrhunderts bildete
für die englisch redende Welt die religiöse Revolution, welche durch
das Auftreten Weslehs und Whitefields hervorgerufen wurde. Die
Gründung des Methodismus, einer mächtigen und lebensvollen
Seele, die sich über beide Erdhälften ausdehnt und gegenwärtig
über zwölf Millionen Anhänger zählt, war nur eine von den Folgen dieser
Revolution; denn die letztere übte auch tiefen und bleibenden Einfluß auf den
Geist der englischen Staatskirche, ans die Summe und Vertheilnng der ethischen
Kräfte der Nation und selbst auf den Gang der politischen Geschichte Englands
aus. Vortrefflich hat dies alles Leckn in seiner vor kurzem (Leipzig und Heidel¬
berg, Winter, 1880) in deutscher Uebersetzung erschienenen Entstehungsge¬
schichte und Charakteristik des Methodismus nachgewiesen, der wir im
folgenden einige Grundgedanken sowie die Charakterbilder der genannten beiden
Hauptapostel jener gewaltigen „Seelenerweckung" entnehmen.

Die Theologie war im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts in England
vorherrschend Morallehre, vor welcher das Dogma und ebenso alle starken ge-


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[0039] Der größte religiöse voll'srcdüer Englands. verlaufen, und als es bei seiner Ausstellung in Berlin auch die Anerkennung der dortigen Kritik fand, sah Schirmer mit glücklicher Zuversicht seiner künstle¬ rischen Zukunft entgegen. Bald trafen in Düsseldorf noch andre junge Künstler ein, welche Land¬ schaftsmaler werden wollten, und ans Schadows Wunsch nahm sich Schirmer dieser Anfänger an, denen ein besondrer Saal eingeräumt wurde. Die ersten, die sich dort zusammenfanden, waren Arnold, Schulter, Pose, Kappel, Heunert und Funk. Ihnen gesellte sich später noch Andreas Achenbcich bei. So ent¬ stand aus bescheidnen Anfängen die Landschaftselasse der Düsseldorfer Akademie, aus der eine lange Reihe ausgezeichneter Talente hervorgehen sollte. 1834 wurde Schirmer zum Hilfslehrer an derselben bestellt und 1839 übernahm er definitiv ihre Leitung als Professor der Landschaftsmalerei, die damit als den übrigen Fächern ebenbürtig anerkannt wurde. Der größte religiöse Volksredner Englands. ins der wichtigsten Ereignisse des vorigen Jahrhunderts bildete für die englisch redende Welt die religiöse Revolution, welche durch das Auftreten Weslehs und Whitefields hervorgerufen wurde. Die Gründung des Methodismus, einer mächtigen und lebensvollen Seele, die sich über beide Erdhälften ausdehnt und gegenwärtig über zwölf Millionen Anhänger zählt, war nur eine von den Folgen dieser Revolution; denn die letztere übte auch tiefen und bleibenden Einfluß auf den Geist der englischen Staatskirche, ans die Summe und Vertheilnng der ethischen Kräfte der Nation und selbst auf den Gang der politischen Geschichte Englands aus. Vortrefflich hat dies alles Leckn in seiner vor kurzem (Leipzig und Heidel¬ berg, Winter, 1880) in deutscher Uebersetzung erschienenen Entstehungsge¬ schichte und Charakteristik des Methodismus nachgewiesen, der wir im folgenden einige Grundgedanken sowie die Charakterbilder der genannten beiden Hauptapostel jener gewaltigen „Seelenerweckung" entnehmen. Die Theologie war im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts in England vorherrschend Morallehre, vor welcher das Dogma und ebenso alle starken ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/39>, abgerufen am 07.05.2024.