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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Rubens i" Italie".

Der Sommer geht zu Ende.
[Beginn Spaltensatz] In Feld und Forst wird's schauerlich,
Es sinkt das Laub entkräftet,
Und Sommers-ide" haben sich
An meine" Hut geheftet.
Schon zieht der Kranich und der Schwan
Nach südlichem Gelände.
Es kommt der kühle Herbst heran,
Der Sommer geht zu Ende. [Spaltenumbruch] Hoch über mir im Nebel schreit
Ein Volk vou heiser" Raben,
Sie reden von vergangner Zeit
Und einem alten Knabe".
Mir ist zu Muth, als ob ich Thran
Ju meiner Flasche fände.
Es kommt der kühle Herbst heran,
Der Sommer geht zu Ende. [Ende Spaltensatz]
Wenn sonst mein Blick auf Dirnen fiel,
Gab's dunkelrothe Wangen,
Heut wird bei meinem Augenspiel
Kein Mädel mehr befangen,
Kein stiller Seufzer wird gethan
Beim sanften Druck der Hände.
Es kommt der kühle Herbst Hera",
Der Sommer geht z" Ende.



I,Ävrima>o (ZIrristi.
[Beginn Spaltensatz] Es war in alten Zeiten
Ein schwäbischer Fiedelmnnn,
Der kräftig strich die Saiten
Und lustige Mären spann. Mit Friederich dem Andern
Jn's Wälschland zog er ein
Und kostete im Wandern
Von einem jeden Wein. Und als auf seinen: Zuge
Er "ach Neapel kam,
Quoll ihm aus irdnem Kruge
Ein Tropfen wundersam. Er traut mit durst'gen Munde
Und rief den Wirth herbei:
"Viellirber, gebt mir Kunde,
Was für ein Wein das sei. [Spaltenumbruch] Er rinnt mir alten Knaben
Wie Feuer durch's Gebein;
Von allen Gottesgaben
Muß das die beste sein." Der dicke Kellermeister
Gab ihn? die Auskunft gern:
"Lacnmae Christi heißt er,
Denn Thränen sind's des Herr"." Da überkam ein Trauern
Den fremden Fiedelmann
Er dachte an den sauern,
Der in der Heimat rann. Und betend sank er nieder,
Den Blick empor gewandt:
"Herr, weinst dn einmal wieder,
So wein' in SchwabenlandI" [Ende Spaltensatz]



Rubens in Italien.
von Adolf Rosenberg. 1.

eher den ersten Abschnitt von Rubens' künstlerischer Thätigkeit,
über seine Lehrzeit und die ersten Arbeiten in seiner Heimat, liegen
uns nur die dürftigsten Notizen vor, welche uns kaum gestatten,
mit Sicherheit auszusprechen, wer die Lehrmeister dieses allum¬
fassenden Genius gewesen sind. Er selbst spielt in seiner uns erhaltenen
Korrespondenz mit keiner Silbe auf seine Lehrzeit an, als wäre er sich wohl


Rubens i» Italie».

Der Sommer geht zu Ende.
[Beginn Spaltensatz] In Feld und Forst wird's schauerlich,
Es sinkt das Laub entkräftet,
Und Sommers-ide» haben sich
An meine» Hut geheftet.
Schon zieht der Kranich und der Schwan
Nach südlichem Gelände.
Es kommt der kühle Herbst heran,
Der Sommer geht zu Ende. [Spaltenumbruch] Hoch über mir im Nebel schreit
Ein Volk vou heiser« Raben,
Sie reden von vergangner Zeit
Und einem alten Knabe».
Mir ist zu Muth, als ob ich Thran
Ju meiner Flasche fände.
Es kommt der kühle Herbst heran,
Der Sommer geht zu Ende. [Ende Spaltensatz]
Wenn sonst mein Blick auf Dirnen fiel,
Gab's dunkelrothe Wangen,
Heut wird bei meinem Augenspiel
Kein Mädel mehr befangen,
Kein stiller Seufzer wird gethan
Beim sanften Druck der Hände.
Es kommt der kühle Herbst Hera»,
Der Sommer geht z» Ende.



I,Ävrima>o (ZIrristi.
[Beginn Spaltensatz] Es war in alten Zeiten
Ein schwäbischer Fiedelmnnn,
Der kräftig strich die Saiten
Und lustige Mären spann. Mit Friederich dem Andern
Jn's Wälschland zog er ein
Und kostete im Wandern
Von einem jeden Wein. Und als auf seinen: Zuge
Er »ach Neapel kam,
Quoll ihm aus irdnem Kruge
Ein Tropfen wundersam. Er traut mit durst'gen Munde
Und rief den Wirth herbei:
„Viellirber, gebt mir Kunde,
Was für ein Wein das sei. [Spaltenumbruch] Er rinnt mir alten Knaben
Wie Feuer durch's Gebein;
Von allen Gottesgaben
Muß das die beste sein." Der dicke Kellermeister
Gab ihn? die Auskunft gern:
„Lacnmae Christi heißt er,
Denn Thränen sind's des Herr«." Da überkam ein Trauern
Den fremden Fiedelmann
Er dachte an den sauern,
Der in der Heimat rann. Und betend sank er nieder,
Den Blick empor gewandt:
„Herr, weinst dn einmal wieder,
So wein' in SchwabenlandI" [Ende Spaltensatz]



Rubens in Italien.
von Adolf Rosenberg. 1.

eher den ersten Abschnitt von Rubens' künstlerischer Thätigkeit,
über seine Lehrzeit und die ersten Arbeiten in seiner Heimat, liegen
uns nur die dürftigsten Notizen vor, welche uns kaum gestatten,
mit Sicherheit auszusprechen, wer die Lehrmeister dieses allum¬
fassenden Genius gewesen sind. Er selbst spielt in seiner uns erhaltenen
Korrespondenz mit keiner Silbe auf seine Lehrzeit an, als wäre er sich wohl


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[0215] Rubens i» Italie». Der Sommer geht zu Ende. In Feld und Forst wird's schauerlich, Es sinkt das Laub entkräftet, Und Sommers-ide» haben sich An meine» Hut geheftet. Schon zieht der Kranich und der Schwan Nach südlichem Gelände. Es kommt der kühle Herbst heran, Der Sommer geht zu Ende. Hoch über mir im Nebel schreit Ein Volk vou heiser« Raben, Sie reden von vergangner Zeit Und einem alten Knabe». Mir ist zu Muth, als ob ich Thran Ju meiner Flasche fände. Es kommt der kühle Herbst heran, Der Sommer geht zu Ende. Wenn sonst mein Blick auf Dirnen fiel, Gab's dunkelrothe Wangen, Heut wird bei meinem Augenspiel Kein Mädel mehr befangen, Kein stiller Seufzer wird gethan Beim sanften Druck der Hände. Es kommt der kühle Herbst Hera», Der Sommer geht z» Ende. I,Ävrima>o (ZIrristi. Es war in alten Zeiten Ein schwäbischer Fiedelmnnn, Der kräftig strich die Saiten Und lustige Mären spann. Mit Friederich dem Andern Jn's Wälschland zog er ein Und kostete im Wandern Von einem jeden Wein. Und als auf seinen: Zuge Er »ach Neapel kam, Quoll ihm aus irdnem Kruge Ein Tropfen wundersam. Er traut mit durst'gen Munde Und rief den Wirth herbei: „Viellirber, gebt mir Kunde, Was für ein Wein das sei. Er rinnt mir alten Knaben Wie Feuer durch's Gebein; Von allen Gottesgaben Muß das die beste sein." Der dicke Kellermeister Gab ihn? die Auskunft gern: „Lacnmae Christi heißt er, Denn Thränen sind's des Herr«." Da überkam ein Trauern Den fremden Fiedelmann Er dachte an den sauern, Der in der Heimat rann. Und betend sank er nieder, Den Blick empor gewandt: „Herr, weinst dn einmal wieder, So wein' in SchwabenlandI" Rubens in Italien. von Adolf Rosenberg. 1. eher den ersten Abschnitt von Rubens' künstlerischer Thätigkeit, über seine Lehrzeit und die ersten Arbeiten in seiner Heimat, liegen uns nur die dürftigsten Notizen vor, welche uns kaum gestatten, mit Sicherheit auszusprechen, wer die Lehrmeister dieses allum¬ fassenden Genius gewesen sind. Er selbst spielt in seiner uns erhaltenen Korrespondenz mit keiner Silbe auf seine Lehrzeit an, als wäre er sich wohl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/215>, abgerufen am 29.04.2024.