Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite


Die Verlagshandlung kündigt hierdurch den Lesern an, daß die "Grenzboten" in dem
bevorstehenden neuen Jahrgange, mit welchem sie in das fünfte Jahrzehnt ihres Bestehens
eintreten, insofern eine Erweiterung und Bereicherung ihres Inhaltes erfahren werden,
als den bisherigen politischen und wissenschaftlichen Theilen derselben sich von setzt an ein
rein belletristischer anschlichen wird. Ne freut steh, zunächst einen Roman von besonders
hervorragendem werth und Interesse in Aussicht stellen zu können, der von Ur. z des
neuen Jahrganges an zum Abdrucke gelangen wird:
VaKchen und MprsaFträger
August Miemanu.

Eduard von Hartmann als Politiker.

ir sind keine Verehrer der "Philosophie des Unbewußte"," die
n"S vielmehr als eins der Krankheitssymptome unsres Zeitalters
erscheint. Daher gingen wir mit ziemlich starken, Mißtrauen an
die Lectüre einer Schrift des Urhebers jener Philosophie, die uns
vor kurzem zukam: "Die politischen Aufgaben und Zu¬
stände des deutschen Reiches" (Berlin, Carl Dunckers Verlag). Dieses
Mißtrauen führte jedoch zu angenehmer Enttäuschung; denn die Ansichten, denen
wir begegneten, waren beinahe ausnahmslos Zeugnisse für eine tadellose poli¬
tische Logik, praktischen Sinn und gesundes Urtheil. So war nus z. B. gleich
zu Anfange dos, was der Verfasser über die Nothwendigkeit eines deutscheu
Vvlkswirschaftsraths bemerkt, durchweg aus der Seele gesprochen, und je weiter
wir lasen, desto mehr gefiel uns der wohldurchdachte Inhalt und die klare, feste
Form des kleinen Buches, und als wir damit zu Eude waren, erschien es uns
beinahe uneingeschränkter Empfehlung werth. Wir kommen somit nnr einer
Pflicht gegen die Sache nach, welche diese Blätter vertreten, wenn wir im folgenden
die Hauptgedanken der Hcirtmaunschen Darlegung, soweit wir mit ihr überein¬
stimmen -- namentlich aber die Ergebnisse, zu welchen der Verfasser gelangt,
in kurze Sätze wie zu einem Bekenntnisse zusammengefaßt, unsern Lesern mit¬
theilen.

Unsre Parlamentarier sind über wirthschaftliche Dinge selten genügend
unterrichtet, und ebenso mangelt eS ihnen auf diesen? Gebiete in der Regel an
der Unbefangenheit, welche aus gründlicher Kenntnißnahme von den einander
entgegenstehenden Richtungen und eingehender Prüfung entspringt. Hat sich
der eine oder der andre ein Urtheil über die Grundzüge eines idealen Wirt¬
schaftssystems gebildet, so kaun er in der Regel noch lange nicht behaupten, für


Grenzboten IV. 1881. 63


Die Verlagshandlung kündigt hierdurch den Lesern an, daß die „Grenzboten" in dem
bevorstehenden neuen Jahrgange, mit welchem sie in das fünfte Jahrzehnt ihres Bestehens
eintreten, insofern eine Erweiterung und Bereicherung ihres Inhaltes erfahren werden,
als den bisherigen politischen und wissenschaftlichen Theilen derselben sich von setzt an ein
rein belletristischer anschlichen wird. Ne freut steh, zunächst einen Roman von besonders
hervorragendem werth und Interesse in Aussicht stellen zu können, der von Ur. z des
neuen Jahrganges an zum Abdrucke gelangen wird:
VaKchen und MprsaFträger
August Miemanu.

Eduard von Hartmann als Politiker.

ir sind keine Verehrer der „Philosophie des Unbewußte»," die
n»S vielmehr als eins der Krankheitssymptome unsres Zeitalters
erscheint. Daher gingen wir mit ziemlich starken, Mißtrauen an
die Lectüre einer Schrift des Urhebers jener Philosophie, die uns
vor kurzem zukam: „Die politischen Aufgaben und Zu¬
stände des deutschen Reiches" (Berlin, Carl Dunckers Verlag). Dieses
Mißtrauen führte jedoch zu angenehmer Enttäuschung; denn die Ansichten, denen
wir begegneten, waren beinahe ausnahmslos Zeugnisse für eine tadellose poli¬
tische Logik, praktischen Sinn und gesundes Urtheil. So war nus z. B. gleich
zu Anfange dos, was der Verfasser über die Nothwendigkeit eines deutscheu
Vvlkswirschaftsraths bemerkt, durchweg aus der Seele gesprochen, und je weiter
wir lasen, desto mehr gefiel uns der wohldurchdachte Inhalt und die klare, feste
Form des kleinen Buches, und als wir damit zu Eude waren, erschien es uns
beinahe uneingeschränkter Empfehlung werth. Wir kommen somit nnr einer
Pflicht gegen die Sache nach, welche diese Blätter vertreten, wenn wir im folgenden
die Hauptgedanken der Hcirtmaunschen Darlegung, soweit wir mit ihr überein¬
stimmen — namentlich aber die Ergebnisse, zu welchen der Verfasser gelangt,
in kurze Sätze wie zu einem Bekenntnisse zusammengefaßt, unsern Lesern mit¬
theilen.

Unsre Parlamentarier sind über wirthschaftliche Dinge selten genügend
unterrichtet, und ebenso mangelt eS ihnen auf diesen? Gebiete in der Regel an
der Unbefangenheit, welche aus gründlicher Kenntnißnahme von den einander
entgegenstehenden Richtungen und eingehender Prüfung entspringt. Hat sich
der eine oder der andre ein Urtheil über die Grundzüge eines idealen Wirt¬
schaftssystems gebildet, so kaun er in der Regel noch lange nicht behaupten, für


Grenzboten IV. 1881. 63
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0539" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151261"/>
            <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341833_157970/figures/grenzboten_341833_157970_151261_000.jpg"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> Die Verlagshandlung kündigt hierdurch den Lesern an, daß die &#x201E;Grenzboten" in dem<lb/>
bevorstehenden neuen Jahrgange, mit welchem sie in das fünfte Jahrzehnt ihres Bestehens<lb/>
eintreten, insofern eine Erweiterung und Bereicherung ihres Inhaltes erfahren werden,<lb/>
als den bisherigen politischen und wissenschaftlichen Theilen derselben sich von setzt an ein<lb/>
rein belletristischer anschlichen wird. Ne freut steh, zunächst einen Roman von besonders<lb/>
hervorragendem werth und Interesse in Aussicht stellen zu können, der von Ur. z des<lb/>
neuen Jahrganges an zum Abdrucke gelangen wird:<lb/>
VaKchen und MprsaFträger<lb/>
August Miemanu.</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Eduard von Hartmann als Politiker.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1753"> ir sind keine Verehrer der &#x201E;Philosophie des Unbewußte»," die<lb/>
n»S vielmehr als eins der Krankheitssymptome unsres Zeitalters<lb/>
erscheint. Daher gingen wir mit ziemlich starken, Mißtrauen an<lb/>
die Lectüre einer Schrift des Urhebers jener Philosophie, die uns<lb/>
vor kurzem zukam: &#x201E;Die politischen Aufgaben und Zu¬<lb/>
stände des deutschen Reiches" (Berlin, Carl Dunckers Verlag). Dieses<lb/>
Mißtrauen führte jedoch zu angenehmer Enttäuschung; denn die Ansichten, denen<lb/>
wir begegneten, waren beinahe ausnahmslos Zeugnisse für eine tadellose poli¬<lb/>
tische Logik, praktischen Sinn und gesundes Urtheil. So war nus z. B. gleich<lb/>
zu Anfange dos, was der Verfasser über die Nothwendigkeit eines deutscheu<lb/>
Vvlkswirschaftsraths bemerkt, durchweg aus der Seele gesprochen, und je weiter<lb/>
wir lasen, desto mehr gefiel uns der wohldurchdachte Inhalt und die klare, feste<lb/>
Form des kleinen Buches, und als wir damit zu Eude waren, erschien es uns<lb/>
beinahe uneingeschränkter Empfehlung werth. Wir kommen somit nnr einer<lb/>
Pflicht gegen die Sache nach, welche diese Blätter vertreten, wenn wir im folgenden<lb/>
die Hauptgedanken der Hcirtmaunschen Darlegung, soweit wir mit ihr überein¬<lb/>
stimmen &#x2014; namentlich aber die Ergebnisse, zu welchen der Verfasser gelangt,<lb/>
in kurze Sätze wie zu einem Bekenntnisse zusammengefaßt, unsern Lesern mit¬<lb/>
theilen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1754" next="#ID_1755"> Unsre Parlamentarier sind über wirthschaftliche Dinge selten genügend<lb/>
unterrichtet, und ebenso mangelt eS ihnen auf diesen? Gebiete in der Regel an<lb/>
der Unbefangenheit, welche aus gründlicher Kenntnißnahme von den einander<lb/>
entgegenstehenden Richtungen und eingehender Prüfung entspringt. Hat sich<lb/>
der eine oder der andre ein Urtheil über die Grundzüge eines idealen Wirt¬<lb/>
schaftssystems gebildet, so kaun er in der Regel noch lange nicht behaupten, für</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1881. 63</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0539] [Abbildung] Die Verlagshandlung kündigt hierdurch den Lesern an, daß die „Grenzboten" in dem bevorstehenden neuen Jahrgange, mit welchem sie in das fünfte Jahrzehnt ihres Bestehens eintreten, insofern eine Erweiterung und Bereicherung ihres Inhaltes erfahren werden, als den bisherigen politischen und wissenschaftlichen Theilen derselben sich von setzt an ein rein belletristischer anschlichen wird. Ne freut steh, zunächst einen Roman von besonders hervorragendem werth und Interesse in Aussicht stellen zu können, der von Ur. z des neuen Jahrganges an zum Abdrucke gelangen wird: VaKchen und MprsaFträger August Miemanu. Eduard von Hartmann als Politiker. ir sind keine Verehrer der „Philosophie des Unbewußte»," die n»S vielmehr als eins der Krankheitssymptome unsres Zeitalters erscheint. Daher gingen wir mit ziemlich starken, Mißtrauen an die Lectüre einer Schrift des Urhebers jener Philosophie, die uns vor kurzem zukam: „Die politischen Aufgaben und Zu¬ stände des deutschen Reiches" (Berlin, Carl Dunckers Verlag). Dieses Mißtrauen führte jedoch zu angenehmer Enttäuschung; denn die Ansichten, denen wir begegneten, waren beinahe ausnahmslos Zeugnisse für eine tadellose poli¬ tische Logik, praktischen Sinn und gesundes Urtheil. So war nus z. B. gleich zu Anfange dos, was der Verfasser über die Nothwendigkeit eines deutscheu Vvlkswirschaftsraths bemerkt, durchweg aus der Seele gesprochen, und je weiter wir lasen, desto mehr gefiel uns der wohldurchdachte Inhalt und die klare, feste Form des kleinen Buches, und als wir damit zu Eude waren, erschien es uns beinahe uneingeschränkter Empfehlung werth. Wir kommen somit nnr einer Pflicht gegen die Sache nach, welche diese Blätter vertreten, wenn wir im folgenden die Hauptgedanken der Hcirtmaunschen Darlegung, soweit wir mit ihr überein¬ stimmen — namentlich aber die Ergebnisse, zu welchen der Verfasser gelangt, in kurze Sätze wie zu einem Bekenntnisse zusammengefaßt, unsern Lesern mit¬ theilen. Unsre Parlamentarier sind über wirthschaftliche Dinge selten genügend unterrichtet, und ebenso mangelt eS ihnen auf diesen? Gebiete in der Regel an der Unbefangenheit, welche aus gründlicher Kenntnißnahme von den einander entgegenstehenden Richtungen und eingehender Prüfung entspringt. Hat sich der eine oder der andre ein Urtheil über die Grundzüge eines idealen Wirt¬ schaftssystems gebildet, so kaun er in der Regel noch lange nicht behaupten, für Grenzboten IV. 1881. 63

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/539
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/539>, abgerufen am 29.04.2024.