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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Aus der Zeit nach dem Tilsiter Frieden.

cis Werk, dessen erstem Theile wir die nachfolgenden Mittheilungen
entnehmen/") will dem Leser an der Hand wichtiger, bis jetzt nicht
bekannter diplomatischer Schriftstücke ein urkundlich getreues Bild
der Ereignisse einer höchst inhaltreichen Epoche der preußischen
Geschichte und des ursächlichen Zusammenhangs dieser Ereignisse
geben. Der erste Theil führt uns vom Tilsiter Frieden bis zum Ausgange des
Jahres 1808, wo die Entlassung Steins erfolgte. Er untersucht die Beweg/
gründe, welche Napoleon bestimmten, nach beendeten Kriege seine Truppen in
Preußen zu lassen, und die Drangsale, die das Land infolge dessen zu erdulden
hatte, und schildert die Bemühungen der preußischen Regierung, durch eine de¬
finitive Auseinandersetzung mit Frankreich die schwer bedrohte Existenz der Mo¬
narchie zu retten, gleichzeitig aber im Hinblick auf die Möglichkeit eines zukünftigen
Befreiungskampfes die materiellen und moralischen Kräfte des niedergeworfenen
Staates wieder zu beleben und zu stärken. Von Ruhmesthaten ist aus dieser
Periode nichts zu melden, wohl aber sehen wir den preußischen Geist, die zähe
Lebenskraft des preußischen Volkes, die durch die harte Prüfung des Schicksals
nur auf kurze Zeit gelähmt worden, an der Arbeit.

Dem erzählenden Texte läßt der Verfasser den Abdruck einer Sammlung
großentheils hochinteressanter Actenstücke folgen. Die Hauptmasse dieses Ma¬
terials stammt aus dem geheimen Staatsarchive in Berlin. Da aber die preußische



*) Publicationen ans den preußischen Staatsarchiven. Sechster Band. Ge¬
schichte der preußischen Politik von 1807 bis 1815, Von P, Hnssel. 1. Theil,
Leipzig, S. Hirzel, 1881,
Grenzboten IV, 1881, 7


Aus der Zeit nach dem Tilsiter Frieden.

cis Werk, dessen erstem Theile wir die nachfolgenden Mittheilungen
entnehmen/") will dem Leser an der Hand wichtiger, bis jetzt nicht
bekannter diplomatischer Schriftstücke ein urkundlich getreues Bild
der Ereignisse einer höchst inhaltreichen Epoche der preußischen
Geschichte und des ursächlichen Zusammenhangs dieser Ereignisse
geben. Der erste Theil führt uns vom Tilsiter Frieden bis zum Ausgange des
Jahres 1808, wo die Entlassung Steins erfolgte. Er untersucht die Beweg/
gründe, welche Napoleon bestimmten, nach beendeten Kriege seine Truppen in
Preußen zu lassen, und die Drangsale, die das Land infolge dessen zu erdulden
hatte, und schildert die Bemühungen der preußischen Regierung, durch eine de¬
finitive Auseinandersetzung mit Frankreich die schwer bedrohte Existenz der Mo¬
narchie zu retten, gleichzeitig aber im Hinblick auf die Möglichkeit eines zukünftigen
Befreiungskampfes die materiellen und moralischen Kräfte des niedergeworfenen
Staates wieder zu beleben und zu stärken. Von Ruhmesthaten ist aus dieser
Periode nichts zu melden, wohl aber sehen wir den preußischen Geist, die zähe
Lebenskraft des preußischen Volkes, die durch die harte Prüfung des Schicksals
nur auf kurze Zeit gelähmt worden, an der Arbeit.

Dem erzählenden Texte läßt der Verfasser den Abdruck einer Sammlung
großentheils hochinteressanter Actenstücke folgen. Die Hauptmasse dieses Ma¬
terials stammt aus dem geheimen Staatsarchive in Berlin. Da aber die preußische



*) Publicationen ans den preußischen Staatsarchiven. Sechster Band. Ge¬
schichte der preußischen Politik von 1807 bis 1815, Von P, Hnssel. 1. Theil,
Leipzig, S. Hirzel, 1881,
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[0055] [Abbildung] Aus der Zeit nach dem Tilsiter Frieden. cis Werk, dessen erstem Theile wir die nachfolgenden Mittheilungen entnehmen/") will dem Leser an der Hand wichtiger, bis jetzt nicht bekannter diplomatischer Schriftstücke ein urkundlich getreues Bild der Ereignisse einer höchst inhaltreichen Epoche der preußischen Geschichte und des ursächlichen Zusammenhangs dieser Ereignisse geben. Der erste Theil führt uns vom Tilsiter Frieden bis zum Ausgange des Jahres 1808, wo die Entlassung Steins erfolgte. Er untersucht die Beweg/ gründe, welche Napoleon bestimmten, nach beendeten Kriege seine Truppen in Preußen zu lassen, und die Drangsale, die das Land infolge dessen zu erdulden hatte, und schildert die Bemühungen der preußischen Regierung, durch eine de¬ finitive Auseinandersetzung mit Frankreich die schwer bedrohte Existenz der Mo¬ narchie zu retten, gleichzeitig aber im Hinblick auf die Möglichkeit eines zukünftigen Befreiungskampfes die materiellen und moralischen Kräfte des niedergeworfenen Staates wieder zu beleben und zu stärken. Von Ruhmesthaten ist aus dieser Periode nichts zu melden, wohl aber sehen wir den preußischen Geist, die zähe Lebenskraft des preußischen Volkes, die durch die harte Prüfung des Schicksals nur auf kurze Zeit gelähmt worden, an der Arbeit. Dem erzählenden Texte läßt der Verfasser den Abdruck einer Sammlung großentheils hochinteressanter Actenstücke folgen. Die Hauptmasse dieses Ma¬ terials stammt aus dem geheimen Staatsarchive in Berlin. Da aber die preußische *) Publicationen ans den preußischen Staatsarchiven. Sechster Band. Ge¬ schichte der preußischen Politik von 1807 bis 1815, Von P, Hnssel. 1. Theil, Leipzig, S. Hirzel, 1881, Grenzboten IV, 1881, 7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/55>, abgerufen am 28.04.2024.