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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Literatur.

Die Forsters und die Humboldts. Zwei Paar bunter Lebensläufe zur Allgemeinen
deutsche" Biographie beigetragen von Alfred Dove, Leipzig, Duncker und Humblot, 1881.

Alfred Dove hat in diesem Büchlein ans der "Allgemeinen Deutschen Bio¬
graphie" vier Lebensbeschreibungen von hervorragenden Deutschen äußerlich ver¬
einigt, die auch einen gewissen innern Zusammenhang aufweisen. Zunächst Vater
und Sohn in dem merkwürdigen Polyhistor Reinhold Förster, der, ursprünglich
Theolog und elf Jahre lang Dorfpfarrer, dann reisender Geograph, zuletzt in
Halle die Wahl hatte zwischen einer Professur des Griechischen oder der Natur¬
geschichte, und seinem berühmteren Sohne, dem als Weltumsegler und Mainzer
Clubisteu bekannten Georg Forster, der, schon von frühester Jugend an ein treuer
Gehilfe seines Vaters bei dessen wissenschaftlichen Arbeiten und, insbesondre ans
der wichtigen zweiten Reise Cooks um die Erde, ganz im Geiste seines Vaters weiter
arbeitete an einer vergleichenden Betrachtung der physischen Erdbeschaffenheit. Ihren
Zusammenhang mit dem bedeutenderen Brüdcrpcmr Wilhelm und Alexander von
Humboldt stellen nicht mir mannichfache persönliche Berührungen der Humboldts
mit Georg Forster her -- so namentlich die gemeinschaftliche Reise Alexanders
v. Humboldt mit Forster, die des letztem hervorragendstes Werk, die "Ansichten vom
Niederrhein," hervorrief --, sondern auch der dankbar anerkannte Einfluß, den
Forster mit seinem auf vergleichende Völker- und Länderkunde gerichteten Streben
auf Alexander v. Humboldt ausübte.

Wie schwierig sür einen einzelnen Schriftsteller eine Lebensbeschreibung des
letztern ist, der nicht nur in großartiger Weise zusammenfassend eine Totalansicht
des Weltganzen schuf, sondern in einem neunzigjährigen Leben auf den verschie¬
densten naturwissenschaftlichen und geographischen Disciplinen auch als selbständiger
Forscher auftrat, ist bekannt. Dove hat sich auf gute Art aus der Affaire gezogen
und auf dem eugbcgrenzten Raume das Mögliche geleistet. Noch gelungener er¬
scheint uns indeß das Lebensbild Wilhelms v. Humboldt, dessen glücklich harmonische
Natur uns in lebendiger Weise daraus hervorleuchtet. Alle vier Lebensläufe haben
aber das gemeinsame, um deswillen sie den Namen "bunt" mit Recht verdiene",
daß sie uns Menschen darstellen, die durch wechselnde Geschicke vielfach in der Welt
umhergetrieben worden sind. Möchten sie in ihrer Zusammenstellung dazu bei¬
tragen, dem großen nationalen Unternehmen, dem sie entnommen sind, der auf
Veranlassung der historischen Commission in München und mit Unterstützung der
bnirischen Regierung herausgegebenen "Allgemeinen Deutschen Biographie," diesem
Werke, in dem, wie Dove schreibt, "kein unnützes Wort vorkommt," auch in weiteren
Kreisen immer mehr Freunde zu erwerben.






Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Mcirqnart in Reuduitz-Leipzig
Literatur.

Die Forsters und die Humboldts. Zwei Paar bunter Lebensläufe zur Allgemeinen
deutsche» Biographie beigetragen von Alfred Dove, Leipzig, Duncker und Humblot, 1881.

Alfred Dove hat in diesem Büchlein ans der „Allgemeinen Deutschen Bio¬
graphie" vier Lebensbeschreibungen von hervorragenden Deutschen äußerlich ver¬
einigt, die auch einen gewissen innern Zusammenhang aufweisen. Zunächst Vater
und Sohn in dem merkwürdigen Polyhistor Reinhold Förster, der, ursprünglich
Theolog und elf Jahre lang Dorfpfarrer, dann reisender Geograph, zuletzt in
Halle die Wahl hatte zwischen einer Professur des Griechischen oder der Natur¬
geschichte, und seinem berühmteren Sohne, dem als Weltumsegler und Mainzer
Clubisteu bekannten Georg Forster, der, schon von frühester Jugend an ein treuer
Gehilfe seines Vaters bei dessen wissenschaftlichen Arbeiten und, insbesondre ans
der wichtigen zweiten Reise Cooks um die Erde, ganz im Geiste seines Vaters weiter
arbeitete an einer vergleichenden Betrachtung der physischen Erdbeschaffenheit. Ihren
Zusammenhang mit dem bedeutenderen Brüdcrpcmr Wilhelm und Alexander von
Humboldt stellen nicht mir mannichfache persönliche Berührungen der Humboldts
mit Georg Forster her — so namentlich die gemeinschaftliche Reise Alexanders
v. Humboldt mit Forster, die des letztem hervorragendstes Werk, die „Ansichten vom
Niederrhein," hervorrief —, sondern auch der dankbar anerkannte Einfluß, den
Forster mit seinem auf vergleichende Völker- und Länderkunde gerichteten Streben
auf Alexander v. Humboldt ausübte.

Wie schwierig sür einen einzelnen Schriftsteller eine Lebensbeschreibung des
letztern ist, der nicht nur in großartiger Weise zusammenfassend eine Totalansicht
des Weltganzen schuf, sondern in einem neunzigjährigen Leben auf den verschie¬
densten naturwissenschaftlichen und geographischen Disciplinen auch als selbständiger
Forscher auftrat, ist bekannt. Dove hat sich auf gute Art aus der Affaire gezogen
und auf dem eugbcgrenzten Raume das Mögliche geleistet. Noch gelungener er¬
scheint uns indeß das Lebensbild Wilhelms v. Humboldt, dessen glücklich harmonische
Natur uns in lebendiger Weise daraus hervorleuchtet. Alle vier Lebensläufe haben
aber das gemeinsame, um deswillen sie den Namen „bunt" mit Recht verdiene»,
daß sie uns Menschen darstellen, die durch wechselnde Geschicke vielfach in der Welt
umhergetrieben worden sind. Möchten sie in ihrer Zusammenstellung dazu bei¬
tragen, dem großen nationalen Unternehmen, dem sie entnommen sind, der auf
Veranlassung der historischen Commission in München und mit Unterstützung der
bnirischen Regierung herausgegebenen „Allgemeinen Deutschen Biographie," diesem
Werke, in dem, wie Dove schreibt, „kein unnützes Wort vorkommt," auch in weiteren
Kreisen immer mehr Freunde zu erwerben.






Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Mcirqnart in Reuduitz-Leipzig
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[0578] Literatur. Die Forsters und die Humboldts. Zwei Paar bunter Lebensläufe zur Allgemeinen deutsche» Biographie beigetragen von Alfred Dove, Leipzig, Duncker und Humblot, 1881. Alfred Dove hat in diesem Büchlein ans der „Allgemeinen Deutschen Bio¬ graphie" vier Lebensbeschreibungen von hervorragenden Deutschen äußerlich ver¬ einigt, die auch einen gewissen innern Zusammenhang aufweisen. Zunächst Vater und Sohn in dem merkwürdigen Polyhistor Reinhold Förster, der, ursprünglich Theolog und elf Jahre lang Dorfpfarrer, dann reisender Geograph, zuletzt in Halle die Wahl hatte zwischen einer Professur des Griechischen oder der Natur¬ geschichte, und seinem berühmteren Sohne, dem als Weltumsegler und Mainzer Clubisteu bekannten Georg Forster, der, schon von frühester Jugend an ein treuer Gehilfe seines Vaters bei dessen wissenschaftlichen Arbeiten und, insbesondre ans der wichtigen zweiten Reise Cooks um die Erde, ganz im Geiste seines Vaters weiter arbeitete an einer vergleichenden Betrachtung der physischen Erdbeschaffenheit. Ihren Zusammenhang mit dem bedeutenderen Brüdcrpcmr Wilhelm und Alexander von Humboldt stellen nicht mir mannichfache persönliche Berührungen der Humboldts mit Georg Forster her — so namentlich die gemeinschaftliche Reise Alexanders v. Humboldt mit Forster, die des letztem hervorragendstes Werk, die „Ansichten vom Niederrhein," hervorrief —, sondern auch der dankbar anerkannte Einfluß, den Forster mit seinem auf vergleichende Völker- und Länderkunde gerichteten Streben auf Alexander v. Humboldt ausübte. Wie schwierig sür einen einzelnen Schriftsteller eine Lebensbeschreibung des letztern ist, der nicht nur in großartiger Weise zusammenfassend eine Totalansicht des Weltganzen schuf, sondern in einem neunzigjährigen Leben auf den verschie¬ densten naturwissenschaftlichen und geographischen Disciplinen auch als selbständiger Forscher auftrat, ist bekannt. Dove hat sich auf gute Art aus der Affaire gezogen und auf dem eugbcgrenzten Raume das Mögliche geleistet. Noch gelungener er¬ scheint uns indeß das Lebensbild Wilhelms v. Humboldt, dessen glücklich harmonische Natur uns in lebendiger Weise daraus hervorleuchtet. Alle vier Lebensläufe haben aber das gemeinsame, um deswillen sie den Namen „bunt" mit Recht verdiene», daß sie uns Menschen darstellen, die durch wechselnde Geschicke vielfach in der Welt umhergetrieben worden sind. Möchten sie in ihrer Zusammenstellung dazu bei¬ tragen, dem großen nationalen Unternehmen, dem sie entnommen sind, der auf Veranlassung der historischen Commission in München und mit Unterstützung der bnirischen Regierung herausgegebenen „Allgemeinen Deutschen Biographie," diesem Werke, in dem, wie Dove schreibt, „kein unnützes Wort vorkommt," auch in weiteren Kreisen immer mehr Freunde zu erwerben. Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Mcirqnart in Reuduitz-Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/578>, abgerufen am 28.04.2024.